GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Stahlstreitaxt in den Brustkorb des alten, vor Schreck erstarrten Mannes. Der entsetzte Gerrit rannte sofort zu Verson, aber es war längst zu spät. Das erkannten auch die Krieger, die innehaltend verstummten und ihre Waffen fallen ließen. Der Kampf war entschieden. Der einst so mächtige Herrscher Verson fiel wie ein Häufchen Elend auf die Knie. Die Axt steckte immer noch in seiner Brust, die Saret mit beiden Händen umklammert hielt. Versons Blick war starr auf seinen Mörder gerichtet.
„Du hast unseren aller Herrscher Netan verraten, nur damit dein Balg ihren Willen bekommt. Du hättest dich mit uns verbünden sollen, so wie du es ursprünglich vorhattest. Du hast Netan schwer enttäuscht. Nun musst du sterben, weil du ein dummer, alter Mann bist, der glaubt, er könne unseren Herrscher überlisten." Mit diesen Worten zog der Capan-Master ruckartig das Schwert aus dem Brustkorb. Blut floss aus Versons Mund. Er konnte nicht mehr sprechen, seine Lunge füllte sich bereits mit Blut. Nur ein leises Gurgeln und Keuchen war zu hören, dann brach er tot zusammen.
Saret richtete seine Aufmerksamkeit auf Gerrit und die restlichen Caska-Verteidiger. Zufriedenheit und Hohn breiteten sich in seinem Gesicht aus. „Wir haben bekommen, was wir wollten. Wir werden jetzt abziehen. Uns liegt nichts mehr daran, weiter zu kämpfen. Ihr seid so armselig, wie ihr hier dasteht. Wir kommen wieder, wenn die Zeit reif ist, die Herrschaft über dieses Territorium zu übernehmen, und seid euch dessen bewusst, dann wird keiner am Leben bleiben, der sich gegen uns stellt. In der Zwischenzeit könnt ihr hier aufräumen. Wenn wir zurückkehren, möchten wir keine stinkenden Leichen sehen. Ihr könnt gerne weitererzählen, dass wir unbesiegbar sind und dass wir euch euer Leben gelassen haben."
Seine Krieger hoben die Waffen und jubelten über den glorreichen Triumpf, den sie errungen hatten.
„Ah, ich habe etwas vergessen", meinte Master Saret grinsend. Er ging zu Verson, zog ihn an den Haaren hoch und trennte ihm mit einem schnellen Hieb den Kopf vom Rumpf ab. „Der Kopf von Verson wird meinen Herren glücklich stimmen. Krieger, abziehen!", befahl er. „Und ihr haltet uns besser nicht auf, denn sonst seid ihr tot!"
Gerrit rührte sich nicht. Was hätte er auch tun können? Er war erstarrt über den Anblick, der sich ihm bot. Innerlich kochte er vor Hass, aber er wusste, es würde der Tag der Vergeltung kommen. Das schwor er in diesem Moment. Nun musste er an die Überlebenden denken und an Jeremia. Er schaute sich um. Wie viele Männer hatte er noch verloren? Sie mussten neue Kraft schöpfen und auf Truppennachschub hoffen.
Als der letzte Capitaner den Saal verlassen hatte, starrten die Männer immer noch erschüttert auf die Überreste von Verson. Dann vernahmen sie lauter werdende nähernde Schritte. Sie blickten zur Tür und erkannten Narissa, die die Türschwelle erreicht hatte. Gerrit stand mit zwei Männern vor Verson, die ihr den Blick auf ihren Vater verwehren wollten.
„Wo ist mein Vater?", fragte sie hysterisch und aufgebracht. Sie eilte zu den Männern. „Wo ist er?", kreischte sie hysterisch.
Gerrit gab den Blick frei. Als Narissa die sterblichen Überreste ihres Vaters entdeckte, schrie sie laut auf und fing an zu kreischen. „Nein! Nein!", rief sie immer wieder. Als sie ihn erreichte, fiel sie neben ihm zu Boden. Gerrit kniete sich neben sie und versuchte sie von dort wegzuziehen. Sie wehrte sich mit Fausthieben und zerkratzte Gerrit das Gesicht. Sie wollte bei ihrem Vater bleiben oder bei dem, was von ihm übrig war.
„Narissa, bitte! Er ist tot. Willst du ihn so in Erinnerung behalten? Komm bitte, ich bringe dich hier weg."
Narissa kämpfte gegen den Gerrits Griff an, bis sie endlich aufgab, ihren Kopf auf seine Schulter legte und bitterlich weinte. Gerrit mochte Narissa eigentlich nicht, aber jetzt tat sie ihm leid und er empfand tiefes Mitgefühl.
Die letzten Krieger standen schweigend um sie herum und fanden keine Worte, für das, was sie sahen.
Nachdem sich Narissa etwas beruhigt hatte, blickte sie hoch in Gerrits Augen und fragte: „Wo ist Jeremia? Er hätte hier sein müssen, um meinen Vater zu beschützen."
Gerrit hörte die Wut in ihrer Stimme. „Jeremia ist verletzt. Er liegt unten in der Stadt in einem kleinen Haus, in der Nähe des großen Stadttors. Es geht ihm nicht gut. Er hat sehr viel Blut verloren."
Sie stand auf und fuhr voller Wut und Zorn Gerrit an. „Ich will, dass du ihn mir
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