GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
unverzüglich bringst. Ich werde ihn hier gesund pflegen, damit wir in drei Tagen heiraten können."
Sie drehte nun total durch, dachte Gerrit fassungslos. „Hast du nicht verstanden? Er ist schwer verletzt und kann nicht hergebracht werden. Und wie kannst du nur an die Hochzeit denken? Dein Vater ist gerade brutal ermordet worden. Deine Mutter weiß es noch nicht einmal, und sie braucht Zeit, um zu trauern, so wie du auch und euer Volk." Er war erschüttert über den Egoismus, den dieses Weib hervorbrachte.
„Wir brauchen einen neuen Herrscher, und deswegen muss er mich heiraten, so schnell es geht! Das ist keine Bitte, es ist ein Befehl! Also geh jetzt sofort und bring ihn her!"
„Nein, das werde ich nicht tun. Deine Mutter ist die momentane Herrscherin über Nalada und nur von ihr werde ich Befehle entgegennehmen. Jeremia steht unter meiner Obhut. Er bleibt zunächst da, wo er ist, bis es ihm besser geht und dann entscheidet er selbst, was zu tun ist."
Narissa stampfte auf wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommen hatte. Mit vor der Brust verschränkten Armen funkelte sie ihn wütend an. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Gerrit. Ich werde dafür sorgen, dass meine Diener ihn zu mir bringen. Er hat meinem Vater sein Wort gegeben, und deswegen wird er mich heiraten. Es wird für dich Folgen haben, wenn du dich mir widersetzt."
Mit rot angelaufenem Kopf ging sie aus dem Saal. Die Männer blickten ihr fassungslos hinterher.
„Was war denn das?", fragte Theran. „Das ist ja ein Miststück und was meint sie damit, Jeremia hat Verson sein Wort gegeben?"
Gerrit hielt es für richtig, den Brüdern DiSole zu erklären, warum Jeremia gezwungen wurde, Narissa zu heiraten. Er offenbarte ihnen alles und die drei Männer blickten ihn verwundert an.
„Das wussten wir nicht", gestand Jazem. „Jetzt verstehe ich, und ich dachte, er hätte nur mit meiner Schwester gespielt, bevor er eine Frau seines Standes heiratet. Ich habe ihm Unrecht getan. Ich würde gerne mit ihm sprechen, natürlich erst wenn es ihm wieder besser geht."
Gerrit nickte ihm zu. „Wir müssen nach ihm sehen und ihn an einen sicheren Ort bringen. Dann werden wir uns um die anderen Verletzten kümmern. Wir müssen auch sehen, was sie in der Stadt alles verwüstet haben. Es kommt viel Arbeit auf uns zu."
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Jeremia. Als sie vor den Palast traten, sahen sie das Ausmaß der Zerstörung und Verwüstung. Häuser brannten noch. Die Straßen waren mit Leichen gepflastert. Kinder und Frauen lagen tot auf dem kalten Boden. Die Überlebenden knieten neben den Ihren und beweinten sie.
Es war grauenvoll. Gerrit überkam eine starke Übelkeit, die er diesmal nicht aufhalten konnte. Er lehnte sich gegen eine Hauswand und übergab sich. Er strich sich mit dem Ärmel über seinen Mund, seine Kehle brannte und seine Hände zitterten.
„Ich kann es nicht glauben. So viele Menschen", murmelte Talon fassungslos. Kummer schwang in seiner Stimme mit.
„Lasst uns neuen Mut fassen und den Bürgern helfen. Der Krieg ist noch nicht vorbei. Es wird noch weitere solcher Kämpfe geben."
Schweigend gingen sie weiter, bis sie endlich das Haus erreichten, in dem Jeremia lag. Kaum eingetreten, erkannten sie in der Ecke liegend die blutverschmierten Körper des Arztes und des alten Ehepaars. Sie schienen alle tot zu sein. Sofort stürmte Gerrit ins Schlafzimmer und fand ein leeres Bett vor. Jeremia war fort. Seine Begleiter betraten ebenfalls ins Zimmer und erkannten, dass Jeremia und die drei zurückgelassenen Leibwächter, unter ihnen auch Casper, verschwunden waren.
„Wo sind sie?", fragte Talon erschrocken, als er feststellte, dass sein kleiner Bruder vermisst wurde.
„Ich weiß es nicht", entgegnete Gerrit.
Verzweifelt bückte sich Gerrit zu dem Arzt und den zwei alten Leuten hinunter, um zu überprüfen, ob noch einer von ihnen atmete. Der Arzt lebte noch, seine Atmung war flach und ging sehr unregelmäßig. Er stöhnte und blutete stark aus mehreren Wunden. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Gerrit kniete nun dicht neben ihm und hielt sein Gesicht ganz nah an das des Arztes, der versuchte zu sprechen. „Sie haben Nahal und die drei Krieger, die bei ihm waren. Wir haben versucht, sie zu beschützen. Es war unmöglich."
„Sagt mir, wer hat sie mitgenommen?"
„Diese Capitaner", stöhnte er und machte seinen letzten Atemzug. Vorsichtig schloss Gerrit mit der flachen Hand die Augenlider des
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