GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Türen und Fenster mit Holzbretter zugenagelt, machten einen schauerlichen Eindruck auf Gerrit.
Als sie die Eingangstür des Palastes passierten, kamen ihnen schon einige Krieger entgegen, Jazem voran. „Ich habe Schützen zu den Stadtmauern geschickt, die von oben herab die Krieger mit Pfeilen beschießen sollen, damit wir ein wenig Zeit gewinnen", erstattete Jazem Bericht, während sie sich auf den Weg in den großen Saal machten, wo Verson auf sie wartete.
„Gut gemacht, Jazem. Wir brauchen aber noch Alternativen. Es sieht sehr schlecht für uns aus."
Draußen war Geschrei zu hören.
Verson lief mit verschränkten Armen vor seinem Thron auf und ab. Die Nervosität und die Angst waren ihm anzusehen. Durch die tiefen Falten in seinem blassen Gesicht wirkte er viel älter als er war. Als er Gerrit sah, eilte er ihm entgegen. „Gerrit, wie sieht es aus? Wie viele Männer haben wir verloren? Haben sie schon die Stadttore durchbrochen?", fragte er aufgebracht.
„Sehr viele unserer Männer sind tot. Jeremia ist schwer verletzt und draußen greift uns eine immer größer werdende Schar von Capitanern an. Sie wollen in die Stadt. Wir müssen handeln, doch ich weiß nicht, wie ich sie mit den wenigen Männern, die wir noch haben, bezwingen soll."
Verzweiflung breitete sich in Versons Gesicht aus und plötzlich hörten sie einen ohrenbetäubenden Knall. Überrascht zuckten sie zusammen. Kurz danach kam ein Diener aufgelöst in den Saal gerannt. „Sie haben die Tore durchbrochen!", schrie er entsetzt. „Sie zünden alles an, einfach alles, und sie sind auf dem Weg hierher." Sein Gesicht drückte Ungeduld aus. Er wartete zappelig auf Versons Antwort. Doch der ergraute Herrscher hütete seine Zunge.
Das Haus, in dem sich Jeremia befand, lag etwas abseits der Straße hinter einer großen Kiefer. Gerrit hoffte, dass das Haus von dem Feuer verschont bleiben würde. Er wollte nicht einmal daran denken, seinen Freund zu verlieren.
Schon hörte man ein herannahendes Grollen, welches von Sekunde zu Sekunde im Lärmpegel anstieg. Das Klackern von vielen Stiefeln auf Marmorplatten näherte sich gefährlich, Soldaten im Stechschritt. Gerrit und seine Männer machten sich kampfbereit, zogen Schwerter, hielten Streitäxte in ihren erhobenen Händen, und bildeten eine formierte Verteidigungslinie in dem hintersten Winkel des Saales, hinter sich Verson und die Palastmauern. Naladas Herrscher musste jetzt geschützt werden, das war oberste Priorität.
Gerrit konnte Verson leise und kläglich hinter sich sprechen hören: „Nur Mut meine Freunde. Mögen unsere Götter ihre Hände schützend über uns halten."
Gerrit schluckte schwer.
Als die aufgewühlte Krieger-Bestien durch die Tür brachen, erkannte Master Dranal nüchtern, dass eine Gegenwehr sinnlos war. Ungefähr fünfzig Capitaner standen vor ihnen, und sie, die Verteidiger, waren nur zu zwölft. Dieser Kampf war verloren. Die Bestien füllten den ganzen Raum aus. Sie waren mit Blut bedeckt und Blut tropfte von ihren Reißzähnen. Für einen Moment blickte Gerrit in eine andere Richtung. Sein Mageninhalt bahnte sich den Weg nach oben, den er nun versuchte, wieder herunter zu schlucken. Die anderen Männer standen mit harter Miene vor den Feinden. Gerrit wusste, wie es in ihnen aussah. Sie würden alle getötet werden, das hatten sie längst erkannt.
„Gibt uns den Herrscher!", befahl eine tiefe, dunkle Stimme. Die Stimme gehörte dem Capan-Master, der vorgetreten war.
„Das werden wir nicht tun", entgegnete Master Dranal mit fester Stimme und Willensstärke.
Der Capan-Master durchbohrte den Galan-Master mit seinen wütenden, rot funkelnden Augen. Er lachte grausam. „Mein Name ist Saret. Wie lautet dein Name, Mensch?"
Gerrit stand mit aufrechter Haltung vor ihm. Er würde nicht zulassen, dass diese Bestie seine Angst witterte.
„Ich bin Master Gerrit Dranal und meine Aufgabe ist es, den Herrscher zu beschützen. Nur über meine Leiche."
„Nun, wenn das dein Wille ist, dann hat jetzt dein letztes Stündlein geschlagen."
Mit diesem Ausruf zückten die Monster ihre Streitäxte und griffen an. Das sinnlose Töten begann aufs Neue. Zuweilen kämpften die Krieger gegen mehrere Bestien gleichzeitig. Einige konnten sie erledigen. Am Schluss waren sie nur noch zu siebt, und Galan-Master Dranal erkannte plötzlich, dass sich der Capan-Master Saret zu Verson vorgearbeitet hatte und nun vor ihm stand. Mit einem wuchtigen Schlag hieb er seine halbmondförmige
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