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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
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informierte er den Ersten.
    Der Kapitän hielt seine Augen geschlossen, während er sich automatisch Kühlung zuzufächeln versuchte. Als ein Melder ihm eine Flasche Fruchtsaft brachte, nahm er sie und begann zu saugen, aber seine Gedanken waren ganz woanders. Er dachte an den eben gemachten Sprung. Der erste blinde Sprung des Unternehmens Verzweiflung hatte sie sechzehn Minuten Flugzeit gekostet. Beim nächsten Sprung wäre es ratsam, nicht so verschwenderisch zu sein. Vielleicht zehn Minuten nur. Auf diese Weise konnte er noch zwei Sprünge von voller Länge herausquetschen und dann noch einen letzten verzweifelten Versuch von nicht mehr als zwei oder drei Minuten. Und wenn sie dann immer noch kein Glück gehabt hatten, dann waren sie eben erledigt.
    Aber auch wenn ihr nächster Sprung sie in Erdnähe bringen würde, mußte man immer noch den Zeitfaktor berücksichtigen. Es blieben immerhin nur noch 24 Minuten Motorenzeit, bis die Terra II die kritische Temperatur von 60 Grad erreichen würde.
    Es stimmte, er hatte noch eine kleine Luftreserve zur Verfügung. Bis jetzt hatten sie noch nicht die ganze Luft aus den Ersatztanks gebraucht. Und später konnten sie als letzte Möglichkeit noch den Luftdruck etwas verringern. Alles würde kühlend wirken, aber auf wie lange?
    Jedenfalls würden sie so Zeit für ein paar kurze Kursmanöver im Normalraum haben, vorausgesetzt, sie hatten Glück und würden am Ende eines der drei Sprünge in angemessener Entfernung von der Erde herauskommen, vorausgesetzt also, alle Engel im Himmel ständen ihnen bei.
    Was sie offensichtlich nicht taten.
    »Sir«, sagte Commander Broderick, »ich denke, wir können es jetzt noch einmal versuchen.«
    Der Kapitän erhob sich. »Danke«, sagte er gravitätisch und nickte dann dem Ersten zu. Eine lange Vorbereitungszeit war jetzt nicht mehr nötig. Die Kerosinlampen brannten schon, und alle Stromkreise waren ausgeschaltet. Nur die Generatoren mußten wieder auf Touren gebracht werden.
    »Fertig zum Sprung!« rief der Erste, und Yoel wiederholte es in das Sprachrohr. Unten im Generatorenraum warteten die Männer gespannt auf den Befehl. Sie rissen die Schalthebel herunter.
    Und die Terra II schlüpfte aufs neue in den Riemannschen Raum.
    DIE Sterne wirbelten durcheinander und bildeten seltsame geometrische Muster, die in allen Regenbogenfarben schillerten. Die schlanke, jetzt etwas gebeugte Gestalt des Mädchens Eklund flimmerte und dehnte sich aus wie ein Ballon, der auf der Brücke umher zu schweben schien. Der Kapitän nahm alles ungerührt hin. Er war die Halluzinationen des Hyperraums gewöhnt. Und fast – aber nur fast – glaubte er sie zu verstehen.
    Licht und Elektronen – im Hyperraum logen sie.
    Doch Materie war immer noch Materie. Die seltsamen Lichter vor dem Fenster waren Sterne, trotzdem die Photonen und Elektronen, die ihm die Botschaft vermittelten, Irrläufer waren und den seltsamen Linien des Riemannschen Raums folgten, deren Geflecht kein dreidimensionales Gehirn entwirren konnte.
    Gerade so wie in diesem Augenblick, dachte der Kapitän amüsiert. Gerade jetzt hatte er den Eindruck, als würde Groden hier auf der Brücke sein. In voller Lebensgröße, obwohl das natürlich lächerlich war. Er wußte, daß Groden bewußtlos unten im Lazarett lag.
    »Kapitän, Kapitän!« Die Stimme Fähnrich Lorchs drang zu ihm durch das Tacken des Metronoms, die Befehle des Ersten und den eintönigen Singsang der Eklund.
    Der Kapitän starrte das Trugbild an. »Fähnrich Lorch?« rief er fragend. »Aber – «
    »Ja, Sir, ich bin wirklich hier und Groden ebenfalls.« Lorchs Stimme fuhr fort zu erklären, wahrend der Kapitän das Chaos der wechselnden Halluzinationen zu durchdringen versuchte. Lorch selbst war nicht zu sehen, falls nicht etwa diese grünleuchtende Monstrosität mit dem Kopf aus Feuer Lorch war. Aber die Stimme war Lorchs Stimme, und die Gestalt Grodens mit seinen weißen Binden über den Augen war deutlich, wenn auch schwach zu erkennen. Und die Stimmen sagten – erstaunliche Dinge.
    »Sie meinen also«, sagte der Kapitän endlich, »daß Groden uns zurückbringen kann?«
    »Das«, sagte Groden in einer seit Tagen zum ersten Male wieder festen Stimme, »ist genau das, was er meint.«
    BLINDEKUH. Wer kann dabei besser spielen als ein Blinder.
    Leutnant Groden, blind und doch sehend, stand neben dem Ersten und rasselte Kurse und Richtungsangaben herunter. Der Erste staunte und starrte fasziniert auf die phantastischen Muster,

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