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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
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Lichter des Lagers sehen, das unsere Leute gerade aufschlugen. Sonst war alles schwarz, außer dem blauweißen Strahl meiner Lampe, der über die felsige Oberfläche hinwegtanzte.
    Wir waren neunundzwanzig Mann, und unsere Aufgabe war es, die Asteroiden zu erforschen. Wir waren schon vier Jahre und drei Monate unterwegs und wollten uns jetzt die Vesta vornehmen. Knapp zehn Minuten nach der Landung hatten wir gewußt, daß dieser himmlische Felsbrocken ein Teil der Oberfläche des Planeten X – oder Sorn, um seinen richtigen Namen zu nennen – gewesen war, einer der wenigen Teile, die nicht geradewegs aus dem Sonnensystem herausgeschleudert worden waren.
    Das gab der Vesta natürlich eine Sonderstellung. Es bedeutete, daß wir uns hier eine Weile häuslich niederlassen mußten. Es bedeutete weiterhin eine sorgfältige Prüfung eines jeden Quadratzentimeters ihrer Oberfläche und eine genauso eingehende Untersuchung der tiefer liegenden Schichten. Fossilien, Überreste von Kunstbauten, Lebewesen – ein Teil der Oberfläche Sorns konnte alle möglichen und unmöglichen Überraschungen beherbergen. Wir hatten schon ein paar erlebt.
    In ein oder zwei Tagen spätestens würden wir natürlich unsere Einmannkäfer und unsere Beiboote einsetzen können, und die Flutlichter würden den Asteroiden umkreisen. Die Vesta würde uns dann so ausgeliefert sein wie ein Molekül unter dem Elektronenmikroskop. Erst dann würde unsere Arbeit ernstlich beginnen. Aber in der Zwischenzeit strichen Hargraves, Reiss und ich so ein bißchen in der Gegend umher, um uns einen kleinen Überblick zu verschaffen. Kapitän Feldman hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, seine wissenschaftlich vorbelasteten Schäfchen am Durchbrennen zu hindern. Er ist ein netter Kerl, trotzdem er Soldat ist; er zuckt nur die Schultern, wenn wir vor der Schleuse auftauchen, um hinausgelassen zu werden, und murmelt mit entsagungsvollem Ton: »Wissenschaftler.«
    WIR drei machten uns also auf den Weg und hatten uns bald völlig aus den Augen verloren. Ed Reiss war natürlich derjenige von uns, der am meisten an eventuellen Lebewesen interessiert war.
    Aber ich war es, der eines fand.
    ICH hatte eine breite, runde Felsenzunge überquert – es war Lava, die im Licht meiner Lampe in unwahrscheinlichen Farben schillerte – und war dabei, in ein mit Felsbrocken überstreutes Tal hinunterzusteigen, eine Gegend, die möglicherweise Fossilien versprach.
    Aber anstatt nach Fossilien Ausschau zu halten, hob ich immer wieder meine Augen zu diesem unglaublichen Sternenhimmel empor. Eine verständliche Reaktion, besonders wenn man wochenlang in einem Stahlsarg eingesperrt gewesen war. Es war gut, daß ich gerade in diesem Augenblick nicht auf den Weg achtete, sonst hätte ich bestimmt den Zen übersehen.
    Ich stolperte über einen Stein und begann, bedingt durch die fast nicht vorhandene Schwerkraft des Asteroiden, einen langsamen Fall in das Tal hinunter. Mein Lampenstrahl wischte dabei über eine kleine Gestalt mit rötlichem Pelz, ein richtiger Teddybär.
    Schnell brachte ich den Lichtstrahl zurück.
    Mir standen nicht die Haare zu Berge, wie Sie vielleicht denken werden. Warum sollten sie auch, da ich Yurt kannte, ja, ihn zu meinen besten Freunden zählte.
    Der Zen stand an einem Felsen. Eine Pfote hatte er daraufgelegt, die Ohren waren nach vorn gerichtet, und seine Hinterbeine waren fluchtbereit in den Boden gestemmt. Große gelbe Augen zwinkerten in dem grellen Licht meiner Lampe. Ich drehte den Polarisationsfilter darüber, um den Schein zu mildern.
    Der Zen starrte mich an, als wäre er bereit, bei der kleinsten falschen Bewegung auf meiner Seite halbwegs bis zum Mars zu springen oder vielleicht sogar mich anzufallen.
    Ich sprach ihn in seiner eigenen Sprache an. Ich schnalzte mit der Zunge und pfiff durch die Zähne: »Suh, Zen – «
    In dem blauweißen Licht meiner Lampe sah ich, wie er unmerklich zitterte. Er sagte keinen Ton, aber ich konnte ihn verstehen. Dreitausend Jahre der Dunkelheit und des Schweigens.
    Ich sagte: »Ich werde dir nichts tun«, wieder in seiner Sprache.
    Der Zen verließ seinen Platz am Felsen. Er kam ein paar Schritte näher und schaute forschend herauf zu meinem behelmten glasumhüllten Kopf – wie es scheint, der Sitz der Intelligenz bei allen noch so verschiedenen Rassen. Sein Mund, der fast wie der eines Menschen geformt war, arbeitete, und endlich kamen ein paar Worte. Dreitausend Jahre hatte er nicht gesprochen, es sei denn, zu

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