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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
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inzwischen wohl zwei Stunden vergangen sein, seit er gemerkt hatte, daß er Lippen und Finger wieder bewegen konnte. Er hatte sich den Kopf nach dem Warum zergrübelt. Hatte man ihn vergessen? Aber er hatte nicht gewagt, zu sprechen oder sonst sich bemerkbar zu machen, aus Angst, wieder eine Spritze zu bekommen. Aber jetzt war alles anders.
    Hier war der Meisterplan. Langsam überblickte er ihn. Dort hing der riesige Sternhaufen im Herkules, und da war die Brücke der Terra II. Dort war die fette rote Scheibe der Beteigeuze, und da der Duschraum der Frauenabteilung. Er konnte die geordneten Reihen der Fixsterne so deutlich sehen wie er sah, daß Broderick das Lazarett verlassen hatte und an seiner Stelle der junge Lorch sich mit entsetztem Gesichtsausdruck an einem Träger festklammerte. Sie waren im Hyperraum. Broderick war auf der Brücke, und Lorch sollte bestimmt auf ihn aufpassen, dachte Groden. Und da sein Patient so ruhig gewesen war, war es ihm nicht eingefallen, Groden eine neue Spritze zu geben.
    Groden bewegte behutsam seine Hände und merkte, daß sie seinem Willen gehorchten. Langsam gewöhnte er sich an diese neue Welt des Sehens, und jedesmal wurde die Welt des Meisterplans vollkommener und wunderbarer.
    Er fand die Gurte, die ihn niederhielten, und löste sie.
    Er schaute hinauf auf die Brücke und sah, daß der Sprung sich seinem Ende näherte. Er würde nur noch wenige Minuten haben, und dann würden sie sich wieder im normalen Raum befinden, und er würde wieder blind sein.
    Im Vorraum des Lazaretts starrte Fähnrich Lorch mit aufgerissenen Augen auf die Halluzinationen des Hyperraums.
    Ich kann wohl damit rechnen, sagte sich Groden, daß, falls Lorch mich überhaupt sieht, er die Erscheinung als eine weitere Halluzination abtun wird. Das Wichtigste ist, kein Geräusch zu machen.
    Vorsichtig drückte er sich durch die Tür. Broderick hatte in einer Sache wenigstens die Wahrheit gesagt – mit dem Schmerz. Daß er blind war, das war jetzt nicht mehr wichtig – mit den wundervollen Dingen, die der Hyperraum ihn sehen ließ. Aber der Schmerz war fast nicht zu ertragen.
    Algols dunkler Begleiter verdeckte einen Augenblick seinen strahlenden Hauptstern. Das verwirrte ihn. Sie bewegten sich schneller, als er gedacht hatte. Hastig überschaute er noch einmal den Meisterplan. Einen Augenblick erfüllte ihn Furcht. Aber da stand Sol und ihre Planetenfamilie, darunter die Erde. Die Terra II mochte sich verirrt haben, aber Groden würde ihr den Weg zeigen. Wenn er nur noch rechtzeitig auf die Brücke gelangen konnte.
    Er blickte zur Brücke hoch. Es war zu spät. Er fühlte den Fußboden unter seinen Füßen vibrieren. Der Sprung war zu Ende. Voll panischer Angst blieb er stehen.
    Dunkelheit umhüllte ihn.
    Verloren stand er da, und der Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden.
    Und hinter sich hörte et einen erschrockenen Ausruf, Lorchs Stimme. »He, Groden, kommen Sie zurück. Was, zum Teufel, tun Sie da draußen auf dem Gang?«
    Das war das Ende. Groden hatte keine Tränendrüsen mehr, mit denen er weinen konnte. Aber ein trockenes Schluchzen schüttelte seinen Körper.
    BRODERICK beugte sich über das Mädchen, die Eklund, und brachte sie wieder zu sich. Ein paar Herzschläge lang starrte sie ihn verständnislos an, dann hatte sie sich wieder gefangen. Es war ihr nichts geschehen.
    »Hitzschlag«, meldete er dem Kapitän. »Sie hat eine Menge durchmachen müssen. Sie ist einfach überanstrengt.«
    Der Kapitän nickte ungerührt. »Nun, Cicarelli?« verlangte er zu wissen.
    Der Navigator strich sich über sein Haar. »Keine Position, Sir«, sagte er mutlos. »Vielleicht, wenn ich die Sterne dritter und vierter Größe – «
    »Sparen Sie sich die Mühe«, unterbrach der Kapitän. »Wenn wir nicht innerhalb eines Lichtjahres von Sol herauskommen, ist es zwecklos. Meine Herren«, sagte er zu den anderen Offizieren, »wenn Sie bereit sind, springen wir noch einmal.«
    Der Erste nickte müde und öffnete seinen Mund, um die nötigen Befehle zu geben, aber Broderick fiel ihm ins Wort. »Sir, wir werden alle umfallen«, protestierte er, »wenn wir nicht eine kurze Pause einlegen. Die Temperatur beträgt jetzt mehr als 45 Grad. Wir brauchen Ruhe und Flüssigkeit.«
    »Reichen zehn Minuten?«
    Der Arzt zögerte. Dann zuckte er die Schultern. »Ja, meinetwegen. Es hat jetzt wohl keinen Zweck mehr, sich vor späteren Komplikationen in acht zu nehmen.«
    »Nein«, sagte der Kapitän. »Also zehn Minuten Pause«,

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