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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
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ihm verblüfft nach.
    »Dieser Planet dreht sich doch nicht um seine Achse«, fragte er Stryker. »Wie, zum Teufel, kann es da dunkel werden, Lee?«
    Stryker gluckste mit verhaltenem Lachen. »Ich habe auf diese Frage gewartet. Es wird auch nicht im gewöhnlichen Sinne dunkel. Die Rotationsachse des Planeten ist aber gegen seine Bahnebene geneigt, und bei seinem Umlauf um die Sonne ist das die Ursache, daß die Sonne manchmal hinter dem Kraterrand verschwindet. Das ist alle zehn Jahre der Fall. Wenn die Sonne hinter dem Rand des Kraters versinkt, wird es hier vermutlich pechschwarz werden, weil die Nebel auch noch den letzten Rest diffusen Lichtes abhalten werden.« Zu dem geduldig wartenden Roboter sagte er: »Paß auf das Schiff auf, Xav, und rufe uns, wenn irgend etwas los ist.«
    Farrell folgte ihm widerstrebend nach draußen in die fieberverseuchte Öde, die sich jetzt noch bedrückender zeigte, als er von drinnen geglaubt halte.
    Ein verfilzter Dschungel aus dornigen Büschen und mannshohem Gras erschwerte anfangs ihr Vordringen beträchtlich. Die Zweige rissen an ihren Kleidern und schlangen sich um Ihre Füße, bis sie sich endlich durchgeschlagen hatten zu dem niedrigeren Grund, der dahinter lag. Hier fanden sie ein düsteres Moorgebiet mit algenbedeckten Pfützen und Teichen, deren schleimige Oberfläche hin und wieder von öligen Blasen aufsteigender Sumpfgase durchbrochen wurde, die in dem schwer lastenden Schweigen hörbar zerplatzten. Die kränkelnde Sonnenscheibe brannte unbarmherzig auf sie nieder.
    Endlich gelangten sie an einen bleifarbenen See in der Mitte des Tales, an dessen Ufer sie eine Weile entlang gingen. Der See war ein halbversumpftes Wasserbecken, auf dessen Oberfläche Klumpen übelriechenden Morastes schwammen. Die dampfenden Schlammbänke an seinen Ufern waren bedeckt mit verstreut herumliegenden gelblichen Knochen und wiesen das erste Leben auf, das ihnen begegnete; kleine Krebstiere und Wassereidechsen.
    »Hier werden wir bestimmt niemand finden«, sagte Farrell. Der Gedanke, daß Menschen sich an einem solchen Ort aufhalten könnten, ekelte ihn an. »Mein Gott, stellt euch nur vor, was für eine Sterblichkeitsrate sie haben müßten. Sie würden umfallen wie die Fliegen.«
    »Es müssen aber noch ein paar übrig sein – selbst nach hundert Jahren der Sklaverei und hundert Jahren der Verlassenheit«, sagte Stryker. »Die Bestie Mensch, mein lieber Arthur, ist ein Tier, das sich phantastisch anpassen kann.«
    Abrupt brach er seine Rede ah. Sie hatten gerade ein Schilfdickicht umrundet und sahen sich dem ersten falakischen Beweis für diese Anpassungsfähigkeit gegenüber.
    DIE junge Frau, die mit gekreuzten Beinen auf einer der Schlammbänke am Ufer saß, blickte sie mit leeren Augen an, die von ihren wild herunterhängenden blonden Haaren halb verdeckt waren. Sie war sehr abgemagert und sehr schmutzig, von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, und in ihrer Hand hielt sie den schon halbverzehrten Körper eines großen Krebses, der augenscheinlich eines natürlichen Todes gestorben war, und das nicht vor allzu kurzer Zeit.
    Farrell wandte sich zur Seite und schluckte ein paarmal krampfhaft. Gibson sagte ungerührt und ironisch: »Zu anpassungsfähig, Lee. Manchmal bleibt unsere Rasse unter Bedingungen am Leben, wo sie es lieber nicht tun sollte.«
    Ein Knabe von vielleicht vier Jahren trat aus dem Schilf hervor und starrte sie verwundert an. Er war genauso mager und dreckig wie die Frau, aber er zeigte nicht dieses entsetzliche ausdrucksleere Gesicht. Farrell, der sah, wir Neugier sich in seinem Gesicht abzumalen begannt, fragte sich, wie viele Jahre, oder vielmehr, wie wenige es brauchen würde, bis der Junge genauso abgestumpft dastehen würde wie seine Mutter.
    Gibson hatte recht, dachte er. Der Wille zum Überleben – koste es, was es wolle – konnte manchmal ein Minus sein statt eines Plus. Der Verfall dieser armen Teufel war ein ewiger Vorwurf gegen die Rasse, die sie in diesen Zustand versetzt hatte.
    Er wollte seine Gedanken gerade aussprechen, als die Frau sich erhob und durch den Schlamm wegtrottete. Der Knabe folgte ihr auf den Fersen wie ein kleiner Hund. Einen kurzen Augenblick verspürte er ein vorübergehendes Erschrecken, als er aufsah und bemerkte, daß in einiger Entfernung sich vielleicht hundert Leute versammelt hatten und herüberstarrten. Alle waren so schmutzig wie die ersten zwei, aber darüber hinaus zeigten sie eine groteske Gleichheit in ihrer Erscheinung,

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