Galaxis Science Fiction Bd. 03
wir unsere Sachen zusammen und begannen unsere mehrtägige Rundreise. Wir wollten unsere Sahibs zuerst zu den Sauropodensümpfen bringen, mehr allerdings, um ihnen das dortige Leben zu zeigen, als um etwas zu schießen. Von unserem Lager aus schien der Weg zu den Sümpfen nur wenige Stunden lang zu sein, in Wirklichkeit war es ein anstrengender Tagesmarsch. Der erste Teil ist nicht so schwierig. Es geht bergab, und der Busch ist nicht dicht. Je näher man aber den Sümpfen kommt, desto dichter stehen Zykaden, Weiden und Fahnen, und man muß sich hier teilweise hindurchwinden wie ein Wurm.
Am Ufer des Sumpfes zog sich ein Sandstreifen entlang, zu dem ich unsere kleine Gruppe führte. Als wir ankamen, war die Sonne gerade im Untergehen, Ein paar Krokodile glitten ins Wasser. Die Sahibs waren so erschöpft, daß sie sich wie tot in den Sand fallen ließen.
Der Dunst über den Sumpfen war so dicht, daß die Sonne blutrot und ins Riesengroße verzerrt erschien. Weiter oben am Himmel spiegelte sich in einer zweiten Dunstbank das ganze Schauspiel noch einmal in brennendem Rot und Gold. Langsam kreisten ein paar Pterosaurier über uns. Sie ähneln sehr unseren heutigen Fledermäusen, nur daß sie nicht flattern, sondern im Sturzflug auf die großen Nachtinsekten herunterstoßen. Beauregard Black, einer der Helfer, sammelte Holz und machte uns ein Feuer. Wir hatten gerade begonnen, uns mit den Steaks zu beschäftigen, als plötzlich draußen im Wasser ein Brontosaurus ausatmete. Wenn Mutter Erde über die Untaten ihrer Kinder seufzen könnte, müßte das wohl genauso klingen.
Die Sahibs sprangen auf und schreien: »Was war das? Wo ist er?«
Ich sagte: »Sehen Sie da hinten den schwarzen Fleck im Wasser, dort links, hinter dem vermoderten Baumstumpf?«
Sie sprachen aufgeregt miteinander, wahrend der Sauropod seine Lungen mit frischer Luft füllte und wieder hinabtauchte. »Ist das alles?« fragte James enttäuscht. »Sehen wir nicht mehr von ihm?«
Holtzinger sagte: »Ich habe gelesen, daß sie das Wasser nie verlassen, weil sie so schwer sind.«
»Das stimmt nicht ganz«, antwortete ich. »Sie gehen auch schon an Land, zum Beispiel, um zu einem anderen Sumpf zu gelangen oder zum Eierlegen. Die meiste Zeit verbringen sie allerdings in der Tat im Wasser, wie Flußpferde. Sie fressen pro Tag 800 Pfund weiche Sumpfpflanzen. So wandern sie also auf dem Grund der Sümpfe und großen Seen umher und fressen und fressen. Nur alle Viertelstunden stecken sie ihre kleinen Köpfe heraus, um zu atmen. Bei diesem Quantum an Nahrung, das sie brauchen, haben sie einfach keine Zeit für längere Spaziergänge, Jetzt, wo es dunkel wird, muß unser Freund übrigens bald hochkommen und sich im Flachwasser schlafen legen.«
»Können wir einen schießen?« wollte James wissen.
»Würde ich nicht raten.«
»Und warum nicht?«
Ich sagte: »Weil es erstens sinnlos und zweitens unsportlich ist. Bei einem Brontosaurus ist das Gehirn noch viel schwieriger zu treffen als bei allen anderen Dinosauriern, weil er den Kopf auf seinem langen Hals ununterbrochen hin und her bewegt. Und das Herz ist so tief im Fleisch vergraben, daß es ein reiner Glücksfall ist, wenn man überhaupt durchkommt. Und wenn Sie einen glücklich erwischt haben, wahrend er im Wasser ist, sinkt er unter, und Sie können ihn nie herausholen. Wenn Sie ihn an Land erwischen, haben Sie als einziges Andenken diesen lächerlich kleinen Kopf. Sie können nicht das ganze Tier mitnehmen, weil es viel zu schwer ist. Es wiegt ungefähr dreißig Tonnen, und wir brauchen ja schließlich auch keine dreißig Tonnen Fleisch.«
Holtzinger sagte: »Das New Yorker Museum hat aber einen.« »Stimmt«, sagte ich. »Das Naturgeschichtliche Museum schickte einen Trupp von achtundvierzig Leuten mit einer Zweizentimeterkanone. Sie stellten das Geschütz am Rande des Sumpfes auf und warteten, bis ihnen ein Brontosaurus vor das Rohr lief. Dann verbrachten sie zwei Monate damit, das Vieh zu häuten, in kleine Stücke zu schneiden und zur Zeitmaschine zu schleppen. Ich kenne zufällig den Mann, der damals dieses Projekt leitete. Er hat jetzt noch manchmal Alpträume, in denen er den Gestank verfaulenden Saurierfleisches zu riechen glaubt. Außerdem mußten sie ein Dutzend große Theropoden erschießen, die der Aasgeruch angelockt hatte und sich nicht vertreiben ließen. Die lagen dann auch noch herum und verfaulten ebenfalls. Und die Theropoden fraßen drei Mitglieder der Expedition auf – trotz der
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