Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
diese nur halbverstandenen Teilchen, die zwar einerseits Materie, andererseits aber wieder bloß reine Wellen sind, sie waren nicht an die Gesetze gebunden, von denen die gröbere Materie beherrscht wurde. Und obgleich wir selbst uns nicht in der Zeit bewegen konnten, war es doch möglich, ein Bündel dieser K-Mesonen zurück in die Vergangenheit zu schicken, das verbrennen und zerstören würde…
    Marins Stimme klang belegt. »Also gut, Jom.«
    Ich hörte ihn an den Kontrollen hantieren, und ich hörte auch, wie der knisternde Mesonenstoß hervorzüngelte und sein Opfer fand. Aber ich sah nicht auf den Schirm. Mord fällt mir genauso schwer wie Marin, gleichgültig, ob es meine Pflicht verlangt oder nicht. Ich konnte es nicht ertragen, zusehen zu müssen,
     



 
    wie die winzige Gestalt auf dem Schirm emporgerissen wurde, nur um wieder zusammenzubrechen. Ich wollte nicht zusehen, wie der grübelnde Blick in ihren Augen der Starre des Todes wich.
    Es war übrigens auch gar nicht nötig, den Schirm im Auge zu behalten, um festzustellen, ob der Versuch geglückt war. Vor mir war ein Fenster, und durch das Fenster konnte ich sehen, was geschah.
    »Mein Gott!«, schrie Lee auf.
    »Schaut euch die vielen Boote an!«
    Das war alles, was wir im Augenblick tun konnten, nur schauen. Was sich innerhalb eines K-Mesonenfeldes befindet, kann nicht heraus, genauso wenig, wie etwas herein kann.
    Aber die Welt um uns veränderte sich.
    Das zerstörte Manhattan erwachte zu neuem Leben. Der graue, uns so vertraute Staubhimmel machte einem unvorstellbaren Blau Platz, mit weißen, flockigen Wolken darin, einem Himmel, wie ich ihn in Büchern beschrieben gefunden, aber nie erwartet hatte, ihn einmal mit eigenen Augen sehen zu können. Und der Hafen, der weite, verschlackte Hafen von New York, wimmelte von Schiffen und Booten, großen und kleinen Motorschiffen aller Größen, Dampfern und Frachtkähnen. Und hinten, hinter den Narrows, konnte ich sogar undeutlich einen Riesen sehen, der fast so groß wie eine Stadt zu sein schien.
    DER Verwandlungsprozeß war abgeschlossen, und das K-Mesonenfeld starb.
    Marin, immer noch bleich und zitternd, flüsterte: »Jom, Jom, es ist eine völlig neue Welt.«
    Und das war es auch. Eine Welt, wie wir sie nie gekannt hatten, wo es Millionen, vielleicht Milliarden von Menschenbrüdern gab, eine Welt, die nie durch die Hölle eines atomaren Krieges gegangen war.
    Wir stiegen an Deck. Eine gedrungene Barkasse bahnte sich ihren Weg durch das Gewimmel der Schiffe und Boote auf uns zu, und eine Stimme brüllte: »Heh, Sie da! Das Schiff mit den grünen Kennzeichen. Drehen Sie bei und zeigen Sie Ihre Registrierkarte und Ihre Ankererlaubnis.«
    Er meinte uns. Der Schreihals, dachte ich im stillen, würde einen schönen Schock bekommen, wenn er sehen würde, was für »Papiere« wir hätten. Würde er uns glauben? Würde irgend jemand in dieser Welt uns glauben? Sicher nicht.
    Aber sie würden uns glauben müssen, wenn sie erst einmal Gelegenheit gehabt hatten, sich auf unserem Arbeitsdeck umzuschauen. Die Wunder, die wir ihnen bringen konnten! Denn ohne Einstein würde es keine Atomphysik geben, keine Atommeiler, keine Kernverschmelzung, keine schweren Elemente mit Hunderten von Ordnungszahlen, die durch ihren Zerfall unsere Maschinen antrieben und die K-Mesonen freigaben.
    Ein schnelles kleines Boot überholte die Barkasse und legte neben uns an. Es war nur eine kleine, zusammengeflickte Jolle mit einem Außenbordmotor, aber sie war schnell und wendig. Seltsamerweise lief der Motor fast lautlos. Dann sah ich, daß er von einer elektrischen Batterie gespeist wurde.
    Eine eifrige Stimme rief uns von der Jolle an. »Zigaretten? Schokolade? Wo kommt ihr denn her?«
    Die drei Burschen, die in der Jolle saßen, waren alle kaum fünfzehn Jahre alt. Sie hatten jeder nur eine zerrissene Hose an, sonst waren sie nackt. Ungeduldig lärmten sie herauf, ob wir nicht Tabak, Geld oder sonst irgendwas hätten. Lee gab ihnen Antwort, und vielleicht hätte auch ich mich an der Unterhaltung beteiligt, aber Marin zog mich beiseite.
    »Jom, mit gefällt das alles nicht«, sagte er bedrückt. »Ich habe ein Gefühl, als ob ich ersticken würde.« Er atmete auch wirklich schwer, und ich wußte, was er damit sagen wollte. Etwas Beklemmendes und Verwirrendes ging von diesen vielen Menschen aus, von diesem unübersehbaren Schwarm von Schiffen, die mit der Dünung dümpelten, dem aufgeblähten Häusergewirr auf Manhattan und Staten

Weitere Kostenlose Bücher