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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Island. Auch ich hatte das Gefühl, als ob ich in jedem Augenblick unter einem Berg kriechender, zuckender Menschenleiber ersticken müßte.
    Trotzdem sagte ich Marin ein paar beruhigende Worte und ging zur Reling, um die Besatzung der Barkasse zu begrüßen, die inzwischen angelegt:
    Es war eine Gelegenheit, wo ich mir ruhig ein paar hochtrabende Worte leisten konnte, dachte ich, und sagte zu dem Mann, der am Bug des Schiffes stand: »Willkommen auf unserem Schiff, Freund aus einer Welt des Friedens und des Überflusses.«
    DER Mann hatte schon ein Bein über die Reling der Barkasse geschwungen. Er hielt inne und starrte einen Augenblick verwundert zu mir hoch. Dann angelte er mit dem Fuß nach unserer Enterleiter.
    »Registrationspapiere!« sagte er. »Was für ein Kahn ist das überhaupt?«
    »Es ist ein Motorschiff, ein wissenschaftliches Forschungsschiff«, antwortete ich. »Wir kommen aus einer anderen Welt. Wir…«
    Er unterbrach mich ungeduldig. »Was für ein Motor? Elektrisch? Sie wollen mir doch nicht weismachen, Sie hätten den Atlantik mit einem elektrischen Antrieb überquert?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist natürlich ein Benzinmotor. Aber…«
    »Benzin!« In den Augen des Mannes zeichnete sich plötzlich Interesse ab. Er hatte eine ziemlich abgetragene blaue Uniform an. Ich glaube nicht, daß er sich bewegte, aber in diesem Augenblick sah ich, daß er an seiner Hüfte einen Revolver baumeln hatte. »Zeigen Sie mal Ihre Papiere her! Los! Ein bißchen dalli!«
    »Wir haben keine.« Ich wurde langsam ärgerlich. »Wir kommen nicht aus Ihrer Zeit, das heißt, es ist zwar dieselbe Zeit, aber nicht dieselbe Wahrscheinlichkeitslinie. Verstehen Sie nicht? Wir…«
    Ein seltsamer Ausdruck stand in seinem Gesicht. Ich brach ab und überlegte eine Sekunde. Dann sagte ich: »Hören Sie, es tut mir leid, wenn ich Unsinn zu reden scheine. Aber glauben Sie mir, das hier ist eine Sache von äußerster Wichtigkeit, die ich Ihnen nicht so einfach erklären kann. Können Sie mich mit einem Physiker zusammenbringen?«
    »Mit wem?«
    »Mit einem Physiker, am besten einem Atomphysiker. Oder wenigstens überhaupt mit einem Wissenschaftler.«
    Er sah mich prüfend an. »Sie haben keine Ankererlaubnis – oder?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Ich verstehe.« Er rieb sich das Kinn. »Warten Sie einen Moment«, sagte er dann und kletterte wieder auf sein Schiff zurück. Ich wandte mich schuldbewußt nach meinen beiden Kameraden um. Ich machte mir nichts vor. Ich hatte unseren ersten Kontakt mit der Welt, die wir gezeugt hatten, gründlich vermasselt. Aber anscheinend waren sie nicht sehr kritisch aufgelegt.
    Marin sah noch immer verängstigt aus. Lee ging wieder zur gegenüberliegenden Reling. Er holte ein paar Münzen aus seiner Tasche hervor und warf sie hinunter ins Wasser, und die Jungens aus der Jolle – ja, nicht nur die Jungens, sondern auch Erwachsene von einem halben Dutzend der kleinen Boote in der Nähe – tauchten danach. Sie zankten sich dabei nicht wenig herum.
    Der Mann in der blauen Uniform war in einer Minute wieder zurück. Er kam in Begleitung eines ändern Mannes, der eine braune Uniform trug, die aber genauso schäbig aussah.
    »Fall für die Bundespolizei, nicht für uns«, sagte der Blauuniformierte, als sie auf mich zukamen. »Besitz von Benzin, keine Papiere, behaupten, sie kommen aus dem Ausland.«
    Der Braununiformierte nickte kurz und wandte sich schroff an mich: »Sie müssen mit uns kommen.«
    Der Blauuniformierte fragte mit scharfer Stimme: »Wohin?«
    »New York City natürlich. Das ist eine New Yorker Polizeibarkasse und…«
    »Und eine gemischte Hafenpatrouille, vergiß das nicht. Wir nehmen ihn mit nach Jersey City. Dieses Schiff ist nichts für eure lausigen Slumfamilien. Wir haben Wohnraum genauso nötig wie ihr.«
    »Und was ist mit dem Benzin?« schrie der Blaue. »New York hinkt bald sechzig Prozent hinter seiner Zuteilung her. Wir haben ein Recht auf jeden Tropfen, der in den Hafen kommt, bis wir die Differenzen wieder eingeholt haben, und du kannst…«
    Der Blauuniformierte zuckte plötzlich mit den Schultern. »Zu spät«, sagte er mit wieder völlig ruhiger Stimme. »Wir hätten uns sicher einigen können. Aber das ist jetzt gleichgültig. Dort kommt die Bundespolizei. Pech gehabt.«
    DIE Bundespolizisten waren genauso schäbig gekleidet wie die beiden anderen, aber sie trugen verwegene Schirmmützen und nahmen uns weder nach New York noch nach Jersey City mit, sondern

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