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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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leben dort – vielmehr, es lebten dort – fast fünfzehntausend Menschen.
    Aber dieser Kretchwood, den Sie da eben erwähnten, ist mir völlig unbekannt. Das Prinzip unseres Reaktors beruht auf der Einsteinschen Gleichung; aber ich weiß, daß wiederum Sie diesen Namen nicht kennen. Das ist der springende Punkt.« Und dann wiederholte ich noch einmal alles, was ich ihm schon vorher in allen Einzelheiten erzählt hatte.
    Er strich sich über die Stirn. »Fast beginne ich, Ihnen zu glauben. Natürlich vollkommen unsinnig, aber…«
    »Nein, es ist kein Unsinn. Es ist die volle Wahrheit«, behauptete ich. »Ich kann es jederzeit beweisen. Schauen Sie sich auf unserem Arbeitsdeck um. Sie wissen zwar nicht, was Atomenergie ist, und deshalb werden Sie vieles unverständlich finden, aber …«
    »Oh, wir wissen es.«
    » – Materie und Energie sind – Was haben Sie gesagt?«
    »Wir wissen, was Atomenergie ist«, sagte er. »Das ist ja eben Kretchwoods Erstes Gesetz. E ist größer als en plus eo. Er kritzelte es auf ein Blatt Papier. E> en + eo. Das heißt die Gesamtenergie eines Atoms ist größer als die Energie seiner einzelnen Bestandteile, was wiederum bedeutet, daß bei einer Transmutation Energie frei wird. V. S. Kretchwood, 1903 bis 1986, wenn ich mich recht erinnere.«
    Ich starrte ihn sprachlos an. Sie wußten, was Bindungsenergie war. Sie wußten, was Kernspaltung und Kernverschmelzung war. Sie wußten –
    »Aber Sie dürften es nicht wissen«, sagte ich endlich. »Ich meine, wir haben einen Mann getötet. Nein, entschuldigen Sie, ich bin ein wenig durcheinander. Sie behaupten also, daß Ihnen die militärischen und zivilen Anwendungsmöglichkeiten der Atomenergie bekannt sind?«
    »Auf diesem Schiff befindet sich ein Thorium-Meiler«, sagte er.
    »Uran 235?«
    »Wäre natürlich besser«, nickte er. »Wir arbeiten gerade an dem Problem der Isotopentrennung.«
    »Und Sie haben sicher auch vor, eine Bombe herzustellen, ähnlich unserem alten Manhattan District?«
    »Wir nennen es Experiment Vierundvierzig.«
    Lee, Marin und ich sahen uns an. »Also wird es auch hier zu einem Atomkrieg kommen«, sagte ich tonlos. »Aber ist das nicht alles streng geheim?«
    »Natürlich«, sagte der ärgerliche kleine Mann.
    »Und Sie vertrauen uns?«
    »Da, wo Sie hingehen werden, macht es nichts aus, ob Sie es wissen oder nicht. Wir haben besondere – Reservate, wenn ich so sagen darf. Für Leute, die sich im unrechtmäßigen Besitz von derartigen Informationen befinden. Sie werden dort keine Gelegenheit haben, etwas von dem, was Sie soeben erfahren haben, auszuplaudern.«
    »Aber wieso ist das unrechtmäßig?« Ich spürte ein komisches Kribbeln auf meiner Haut. »Sie sagten doch, daß Sie uns glauben.«
    Er lehnte sich vor und starrte mich an. Mit belegter haßerfüllter Stimme sagte er: »Ich glaube, daß Sie daran schuld sind, daß die Welt nicht schon vor zweihundert Jahren einen Atomkrieg hatte. Und während Sie in dem Reservat schuften, denken Sie immer daran – ich hoffe, Sie werden dort verfaulen.«
    WIR haben einen Mann aus der Vergangenheit getötet. Und wir haben dadurch einhundertfünfzigtausend Menschen getötet, zusammen mit einem verseuchten Planeten.
    Für nichts.
    Das Leben in dem Reservatsgebiet läßt sich ertragen, obwohl es hier ein bißchen eng zugeht. Unseres – sie nennen es das Mojave Wiederbesiedlungsprojekt – ist das schlimmste von allen, weil es hier keinerlei natürliche Bodenschätze und Hilfsmittel gibt. Der Boden allerdings ist fruchtbar genug. Er wird mit den Abwässern von Greater Los Angeles gedüngt. Das Dumme ist nur, daß wir unser Trinkwasser ebenfalls aus dieser Jauche gewinnen müssen. Die Feststoffe setzen sich in Faulkammern ab, die Mineralien und Salze werden durch Ionen-Austausch neutralisiert. Aber Geruch und Geschmack bleiben.
    Aber wir würden nicht klagen, wenn es nur so bliebe. Wir würden nicht über das Wasser klagen oder über die Einengung unserer Bewegungsfreiheit oder über den übervölkerten Zustand der Welt. Vierzehn Milliarden Menschen!
    Wir haben uns sagen lassen, daß vor ungefähr einem Jahrhundert eine große Kampagne geführt wurde, um eine Geburtenkontrolle einzuführen, damals, als erst fünf Milliarden Menschen die Erde bevölkerten. Trotzdem man sich an den Fingern abzählen konnte, was passieren würde. Gewisse Schichten waren vernünftig genug, darauf zu reagieren. Die meisten Menschen aber kümmerten sich nicht darum. Das einzige Ergebnis dieser

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