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Galaxis Science Fiction Bd. 07

Galaxis Science Fiction Bd. 07

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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dankbar, daß ihr faltiges Leinwanddach ihn wenigstens etwas vor Marlocks gelber Sonne schützte.
    Für diese Jahreszeit brannte die Sonne schon sehr heiß, und große dunkle Schweißflecke zeichneten sich auf dem Rücken und unter den Achselhöhlen seines Hemdes ab. Ab und zu strich eine leichte Brise durch den leeren Verkaufsstand, aber sie brachte zusammen mit willkommener Kühlung auch den scharfen sauren Geruch der Eingeborenensiedlung, so daß er bei jedem Atemzug protestierend seine Nase rümpfen mußte.
     

     
    Marlock war ein Planet, auf dem eigentlich nicht viel los war. Seine einzige Sehenswürdigkeit war sein natürlicher Möbiusstreifen. Während achtzehn der vierundzwanzig Monate seines Jahres – neun davon bitterkalt und die anderen neun drückendheiß und staubig – waren die einzigen Besucher, die von draußen kamen, ausschließlich die Aufkäufer, die sich für die Pelze des Wüstenochsen interessierten. Im Herbst und Frühling jedoch wurde er von dem Strom der Reiselustigen überschwemmt, die gekommen waren, um den Möbiusstreifen anzugaffen.
    Wohl zum hundertsten Male musterte Johnson jetzt mit trägem Blick die Schlange der Touristen, die sich nach dem Nervenkitzel des Streifens drängten. Die meisten von ihnen würden sich sowieso nicht weit hinauswagen. Sie würden vollauf zufrieden sein, ein kleines Stück hinauszugehen und dann schleunigst wieder umzukehren. Zu Hause natürlich würden sie sich damit brüsten, was für ein Abenteuer sie bestanden hatten. Aber das war eine andere Sache.
    Von Johnsons Mann war nichts zu sehen.
    DIE nächste Gruppe der Touristen betrat gerade den Streifen. Sie gingen dicht zusammengedrängt, als wollten sie beieinander Schutz suchen. Bei dem ersten Anzeichen eines Schwindelgefühls quietschten die Frauen auf, und die meisten kehrten wieder um. Ihre Männer kamen mit ihnen, dankbar für den Entschuldigungsgrund.
    Johnson schaute gelangweilt zu. Endlich waren nur noch zwei übriggeblieben. Es war das junge Paar, das er im Geiste zu Flitterwöchnern gestempelt hatte. Das Mädchen hatte wirklich Schneid – vielleicht mehr als der junge Bursche in ihrer Begleitung. Er tat zwar sehr mutig und lachte laut auf, als das Mädchen endlich zögernd stehen blieb, aber Johnson konnte die weißen Flecke sehen, die auf Unterkiefer und Schläfen erschienen waren.
    Die beiden waren jetzt so weit vorgedrungen, daß sie sich, in der ersten Kurve des sich drehenden Streifens befanden. Schon neigten sich ihre Körper scharf zur Seite, während die geheimnisvolle Schwerkraft des Streifens sie lotrecht zu ihrer Bahn zu halten versuchte. Johnson konnte von seinem Platz aus deutlich erkennen, wie übel ihnen sein mußte.
    Als sie dem Streifen so weit gefolgt waren, daß ihre Körper mit dem übrigen Boden einen. Winkel von fünfunddreißig Grad bildeten, verlor das Mädchen die Nerven. Sie blieb stehen und klammerte sich an das Führungsseil. Der Junge sagte etwas, aber sie schüttelte den Kopf. Er würde ihr jetzt seinemännliche Überlegenheit beweisen müssen, indem er weiterging, aber Johnson war bereit, zu wetten, daß er nicht mehr allzu weit kommen würde.
    Der Mann machte noch drei schwankende Schritte und zögerte. Dann knickte sein Körper in der Mitte ein, und er übergab sich. Er hatte genug.
    Beide drehten sich um und eilten zurück. Der dichtgedrängte Haufen der Touristen vor der Absperrung, die entweder nur neugierig zusahen oder darauf warteten, daß sie an die Reihe kämen, brach in Hochrufe aus. In wenigen Minuten, das wußte Johnson, würde der Kleine sich als Held fühlen.
    Plötzlich richtete sich Johnson auf. Er hatte einen Neuankömmling entdeckt. Der Mann hatte eine braune Mappe fest unter den linken Arm geklemmt und löste gerade eine Karte. Er hatte breite Schultern und einen schwarzen Bart.
    Johnsons Mann war eingetroffen.
    Als Johnson sah, daß der Bärtige zusammen mit der nächsten Gruppe den Streifen betreten wollte, stand er hastig auf und lief auf den Eingang zu.
    Er drängte sich mit einer gemurmelten Entschuldigung durch die Menge und schloß sich der wartenden Gruppe an.
    Ein mausgesichtiger Angestellter öffnete das Absperrseil, und sie schoben sich langsam durch. Der Bärtige ging an der Spitze der Gruppe, Johnson befand sich ungefähr in der Mitte. Sie mochten wohl fünfzig Schritte zurückgelegt haben, als Johnsons Magen ihm die erste Warnung schickte. Die meisten Touristen waren schon stehen geblieben, und Johnson steuerte gelenkig zwischen

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