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Galaxis Science Fiction Bd. 07

Galaxis Science Fiction Bd. 07

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ihnen hindurch.
    Noch fünfundzwanzig Schritte, und er hatte alle hinter sich gelassen – alle, außer dem Bärtigen. Dieser blieb weder stehen, noch blickte er sich ein einziges Mal um.
    Inzwischen hatte sich Johnsons Magen zu einem kleinen harten Ball zusammengezogen. Sein Kopf war seltsam leicht, und in seinen Ohren klang ein feines Singen.
    Als er endlich das Ende des Führungsseils erreicht hatte, stieg der Brechreiz aus dem Magen langsam in seine Kehle hoch. Bis hierher sollte der Weg angeblich sicher sein. Wer sich darüber hinauswagte, so behaupteten jedenfalls die Reiseführer, überschritt den Punkt ohne Wiederkehr. Sein Opfer vor ihm lief jetzt halb nach vorn gebeugt. Er schwankte hin und her, als wäre er betrunken. Aber er blieb nicht stehen.
    Johnson drehte sich um und schaute zurück. Von dieser Perspektive aus hatten sich Boden und Zuschauer so weit gedreht, daß sie fast im rechten Winkel zu ihm zu stehen schienen. Johnson spürte, wie sein Frühstück nach oben geschossen kam. Er hatte ein Gefühl, als würde er jeden Augenblick in den Himmel stürzen. Eine Welle von Übelkeit brach über ihm zusammen. Die Füße gaben unter ihm nach, und er fiel zu Boden. Es war ihm so übel, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Jetzt wußte er, warum der Mann vor ihm sich niemals umblickte.
    Einen kurzen Augenblick überlegte Johnson, ob er aufgeben sollte. Aber noch während er mit diesem Gedanken spielte, biß er die Zähne zusammen und zwang sich wieder auf die Füße. Er mußte weiter.
    Plötzlich schossen wie Stromstöße kleine brennende Stiche in seinen Beinen hoch. Bei jedem Schritt, den er tat, wurden sie heftiger und schmerzhafter, endlich fast unerträglich. Er verspürte einen salzigen Geschmack im Mund und wußte, daß er unbewußt das Fleisch seiner Unterlippe zerbissen hatte.
    Johnsons einziger Trost war jetzt nur noch der Gedanke, daß der Mann vor ihm noch Schlimmeres erdulden würde. Bei jedem Schritt kamen die unerträglichen Schmerzen in kürzeren Abständen, und das feine Singen in seinen Ohren war jetzt zu einem schmetternden Dröhnen geworden. Aber obwohl er vor dem endgültigen Zusammenbruch stand, gelang es ihm doch irgendwie, weiterzutaumeln.
    Plötzlich wurde er gewahr, daß er den andern Mann fast überholt hatte. Mit Augen, vor die der Schmerz einen weißlichen Schleier gezogen hatte, erblickte er undeutlich die Gestalt des Fremden. Er hielt sich immer noch aufrecht, aber er schwankte hin und her vor Schmerzen und Übelkeit. Der Mann schien seine Kräfte zu sammeln für eine letzte endgültige Anstrengung.
    Dann bewegte er sich wieder. Er torkelte noch zwei Schritte, warf sich nach vorn – und verschwand.
    Johnson wußte, wenn er jetzt stehenblieb, dann würde er umfallen, um nie wieder aufzustehen. Nackte Verzweiflung und der Schwung seiner Bewegung trugen ihn weiter. Dann stolperte er und wurde nach vorn geschleudert. Ein greller Schmerz zuckte durch sein Hirn, und er spürte, wie er fiel.
    ER schien keinen Augenblick lang das Bewußtsein verloren zu haben. Der Boden stürzte auf ihn zu, und mit einer letzten Willensanstrengung drehte er die linke Schulter nach innen, um damit den Fall aufzufangen. Sein Gesicht schlitterte über den Grund. Dann lag er kraftlos auf einer Seite. Seine Beine zuckten unkontrolliert hin und her, während er die zitternden Muskeln zu beruhigen suchte.
    Langsam hüllte eine einschläfernde Lethargie seinen Körper ein. Die Schmerzen verklangen, und der Brechreiz verließ seinen Magen.
    Aber etwas war offensichtlich nicht in Ordnung.
    Mühsam richtete er sich auf und schaute um sich. Er befand sich immer noch auf dem schmalen Band des Streifens. Rechts und links von ihm wirbelten und drehten sich dicke weiße Wolken und versperrten ihm den Blick. Seltsamerweise ließen sie jedoch den Streifen frei.
    Johnson schüttelte benommen den Kopf. Etwas stimmte hier nicht, aber er war unfähig, zu sagen, was es war. Er tat einen tastenden Schritt in die Richtung, aus der er gekommen war – und taumelte zurück vor einer unsichtbaren Wand aus Schmerzen, die nichtsdestoweniger so greifbar war wie eine wirkliche Mauer.
    Es blieb ihm also keine andere Wahl. Er konnte nicht zurück. Also mußte er vorwärts gehen.
    Aber da war noch etwas, was er tun mußte, sagte ihm ein beharrlich nagender Gedanke. Was war es nur? Zugleich mit der Frage kam die Antwort.
    Er hatte sein Gedächtnis verloren.
    Zumindest war da eine große Lücke, so, als wäre jemand gekommen und hätte

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