Galaxis Science Fiction Bd. 09
noch eine viel längere Geschichte. Ich möchte allerdings sagen, daß es im Grunde von ihrer Methode abhängt, die – wie sie sagt – Zukunft zu lesen, wieviel Glauben wir ihrer Geschichte schenken können. Wenn sie demonstrieren kann, daß diese Methode über jeden Zweifel erhaben ist, dann wird auch der Rest ihrer Geschichte völlig glaubhaft. Wenn sie das nicht kann, dann bleibt ein bewundernswertes Theaterspiel übrig plus ein bißchen Metaphysik, die – wenn auch logisch präsentiert – doch nicht von Miß Lje persönlich stammt.«
»Sie haben den eigentlichen Kern der Angelegenheit so gut getroffen, als hätte ich es Ihnen eingesagt, Dr. Wald«, sagte Dana. »Sie hätten keinen besseren Kommentar abgeben können. Ich möchte daneben noch auf einen weiteren Punkt hinweisen. Wenn ich die Zukunft wirklich lesen kann, dann benötigte J. Shelby Stevens natürlich niemals eigene Agenten, und er brauchte auch nie eine eigene Dirac-Nachricht auszusenden, die Sie dann hätten abfangen können. Alles, was er zu tun hatte, war, mit Hilfe seiner Technik ein paar Voraussagen zu machen. Und diese Technik war, wie er wußte, unfehlbar. Ein privates Agentennetz war also überhaupt nicht nötig.«
»Verstehe vollkommen«, sagte Weinbaum ein wenig säuerlich. »Also gut, Dana, versuchen wir zu einer Einigung zu kommen. Zuerst eines: Ich glaube Ihnen nicht. An vielem, was Sie uns gesagt haben, ist vermutlich etwas Wahres daran, aber im großen und ganzen, glaube ich, stimmt es nicht. Auf der andern Seite – wenn Sie wirklich die ganze Wahrheit gesagt haben – dann verdienen Sie gewiß einen Platz in meinem Büro. Es wäre zu riskant, Sie nicht auf unserer Seite zu haben. Die Heirat ist dann mehr oder weniger eine Nebensache – außer natürlich für Sie und für mich. Aber auch das können Sie haben und ohne jeden Vorbehalt. Ich möchte nicht gekauft werden, genauso wenig wie Sie.
Deshalb, wenn Sie mir sagen, wer Ihr Vertrauensmann in diesem Büro gewesen ist, werde ich diesen Teil als erledigt betrachten. Ich stelle diese Bedingung nicht als Preis für irgend etwas, sondern weil ich mich nicht mit jemand verloben möchte, der im Laufe dieses Monats noch als Spion erschossen werden könnte.«
»Nun, diese Bedingung ist nicht unbillig, Robin«, sagte Dana. »Ich will Sie also nicht länger auf die Folter spannen. Es ist Margaret Soames. Sie ist eine Erskine-Agentin und ein äußerst gescheites Mädchen.«
»Na, da brat mir doch einer einen Storch«, sagte Weinbaum entgeistert. »Dann ist sie uns natürlich schon durch die Finger geschlüpft. Sie war diejenige, die mir als erste sagte, daß wir Sie identifiziert hätten. Sie hat bestimmt genug Gelegenheit gehabt, alles zur Flucht vorzubereiten.«
»Das stimmt, aber Ihre Leute werden sie übermorgen eingefangen haben. Und Sie, Robin, zappeln jetzt an der Leine.«
Thor Wald ließ erneut ein ersticktes Gurgeln hören.
»Ich nehme mein Schicksal ergeben auf mich«, sagte Weinbaum und blinzelte dabei hinüber auf das Grübchenknie. »Und wenn Sie uns jetzt noch verraten wollen, wie Ihr Medizinmannzauber funktioniert und er alles, was Sie uns bis jetzt erzählt haben, befriedigend erklärt, dann werde ich auch dafür sorgen, daß Sie in den Dienst aufgenommen und alle Anklagen gegen Sie niedergeschlagen, werden. Sonst wäre ich vielleicht gezwungen, der Braut den ersten Kuß zwischen Gitterstäbchen hindurch zu geben.«
Dana lächelte. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Das Geheimnis ist sehr einfach. Es ist in dem Störgeräusch, dem Piep,«
WEINBAUMS Unterkiefer sank herunter. »Dem Piep?« wiederholte er verblüfft.
»Richtig. Sie sind nicht daraufgekommen, weil Sie das Geräusch als etwas völlig Überflüssiges ansahen und Miß Soames sogar Anweisung gaben, es von allen Bändern abzuschneiden, bevor sie sie Ihnen hereinschickte. Miß Soames, die eine leise Ahnung hatte, was hinter dem Piep wirklich steckte, war natürlich eifrig darauf bedacht, Ihre Order auszuführen. Sie überließ die Entzifferung des Geräusches vollständig Mr. Stevens, der – wie Sie annahm – für Erskine arbeiten würde.«
»Erklären Sie endlich«, sagte Thor Wald mit angespannter Stimme.
»Genau wie Sie angenommen haben, wird jede Dirac-Botschaft von allen Dirac-Geräten gleichzeitig aufgenommen. Von allen Empfängern, einschließlich des ersten, der jemals gebaut wurde – also Ihrem, Dr. Wald – , bis zu den hunderttau-senden, die im vierundzwanzigsten Jahrhundert existieren
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