Galaxis Science Fiction Bd. 11
geworden.«
»Haben Sie das erwartet?«
»Schließlich sind alle die anderen verhungert.«
Sie stellte die Motoren ab, und das vibrierende Drahtgeflecht nahm wieder feste Formen an. Ich schaute sie mir an. Mein Gott, sie war wirklich wunderschön. So wunderschön wie eine Statue aus Eis. Die Art von Gesicht, das man küssen und ohrfeigen möchte, küssen und ohrfeigen…
»Sie kamen hierher mit einer vorgefaßten Meinung, Mr. Weldon. Ich bin Geschäftsfrau und kein Ungeheuer. Ich möchte sogar sagen, daß ich bis zu einem gewissen Grade sehr uneigennützig handele. Ich könnte genausogut junge Leute einstellen, aber die alten finden viel schwerer Arbeit. Und Sie haben sich ja selbst davon überzeugen können, in welch großzügiger Weise ich sie mit einem Notgroschen versorge, den sie sich auf andere Art nie hätten zurücklegen können.«
»Wobei Sie selber auch nicht schlecht abschneiden.«
»Nun, schließlich bin ich auch Geschäftsfrau, wie ich schon sagte. Ich brauche Geld, um operieren zu können.«
»Die alten Leute auch. Aber die sterben, und Sie nicht.«
Sie öffnete die Tür des Käfigs und winkte mir, herauszukommen. »Jeder macht ab und zu mal einen Fehler. Gelegentlich habe ich Männer und Frauen gehabt, die den Anstrengungen nicht gewachsen waren. Ich versuche, das zu vermeiden, aber sie alle brauchen das Geld so dringend und finden nirgends sonst Arbeit, daß sie mir nicht immer die ganze Wahrheit sagen, was ihr Alter und ihren Gesundheitszustand betrifft.«
»Sie könnten die nehmen, die Ihnen Referenzen zeigen können.«
»Aber die, die es nicht können, brauchen meine Hilfe ja viel nötiger.
Sie machte eine Pause. »Sie denken vermutlich, daß ich nur auf das Geld aus bin, das Sie und die alten Leute mir zurückbringen; daß das Ganze nur so eine Art Geschäft ist. Ist es nicht so?«
»Wollen Sie etwa damit sagen, daß Sie noch einen anderen Zweck verfolgen als den, ein Vermögen anzuhäufen, wobei Sie großzügigerweise jedem, der Ihnen dabei behilflich ist, etwas davon abgeben?«
»Ich sagte, daß ich Geld brauche, um operieren zu können, Mr. Weldon, und diese Methode erfüllt ihren Zweck genausogut wie jede andere. Aber ich habe noch andere Ziele, viel wichtigere. Was Sie eben durchgemacht haben, das war nichts anderes als – sagen wir – eine Grundausbildung. Sie wissen jetzt, daß es möglich ist, in der Zeit zu reisen, und wie das ist. Mit anderen Worten, der erste Schock ist vorbei, und Sie sind jetzt besser darauf vorbereitet, etwas für mich in einer anderenÄra zu tun.«
»Etwas Neues?« Ich schaute sie fragend an. »Was könnten Sie denn noch wollen?«
»Wir wollen zuerst einmal essen. Sie werden hungrig sein.«
DAS stimmte, und jetzt fiel mir wieder ein: »Ich hatte mir ein Würstchen gekauft, gerade bevor Sie mich zurückholten. Ich weiß nicht, was damit passiert ist. Meine Hand war schmutzig, und das Würstchen war weg, so, als wäre ich hingefallen und hätte es verloren und dabei meine Hand beschmutzt.«
Sie blickte besorgt auf meine Hand. Vermutlich fürchtete sie, daß ich sie verletzt und mich dadurch infiziert hätte. Ich konnte das verstehen. Man weiß nie, was man alles für Krankheiten in den verschiedenen Zeiten auflesen. kann. Ich entsinne mich, irgendwo mal gelesen zu haben, daß Bakterien sich ununterbrochen verändern und ihrer Umwelt anpassen. Im Augenblick zum Beispiel hat man schon einige Bakterienstämme entdeckt, die gegenüber den neuen Antibiotika. immer widerstandsfähiger werden. Ich war mir klar darüber, daß ihre Anteilnahme im Grunde nicht wirklich meiner Person galt, aber trotzdem freutet es mich.
»Das könnte vielleicht die Erklärung sein«, sagte sie. »Tatsache ist, daß ich selber noch nie eine Zeitreise unternommen, habe – jemand muß schließlich die Kontrollen bedienen. Ich kann also nicht sagen, ob es möglich ist oder nicht, zu fallen. Es muß möglich, sein, da Sie es ja erlebt haben. Vielleicht war der Ruck, mit dem ich Sie der Vergangenheit entriß, zu groß, und Sie stürzten unterwegs.«
Sie führte mich in ein geschmackvoll eingerichtetes Speisezimmer. Es war für zwei gedeckt, und das Essen dampfte schon auf dem Tisch. Ein Diener war nicht zu sehen. Sie deutete auf einen Stuhl, und wir setzten uns und begannen zu essen. Die ersten Bissen nahm ich nur zögernd zu mir, denn ich hatte Angst, daß sie vielleicht dem Essen etwas beigemischt haben könnte. Aber es schmeckte ausgezeichnet, und ich verspürte keine
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