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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Instruktionen auf den Umschlägen gelesen haben.«
    Sie winkte mit der Pistole, und ich betrat den Käfig. Ich wußte nicht, was mich erwartete, und doch wagte ich nicht, mich zu weigern. Ich hatte keine Lust, verhungert aufgefunden zu werden, egal wieviel Geld sie mir dafür geben würde – aber ich hatte auch keine Lust, erschossen zu werden.
    Sie schloß die Drahttür des Käfigs und legte den Hebel bis zur äußersten Grenze um. Die Motoren heulten noch lauter auf, der Käfig vibrierte noch schneller. Ich konnte sie durch den Draht sehen, als befände sich nur Luft zwischen uns.
    Und dann war sie plötzlich weg.
    Ich stand vor einer Bank. Es war ein sonniger Frühlingstag.
    MEINE Furcht fiel von mir ab, als wäre sie nie gewesen. Irgendwie war ich entkommen!
    Aber dann wurde ich mir verschiedener Dinge gewahr, und meine Furcht kehrte zurück. Es war Tag anstatt Nacht. Ich stand auf einer Straße und nicht mehr in ihrem Haus.
    Sogar die Jahreszeit hatte gewechselt.
    Betäubt starrte ich die Leute an, die an mir vorbeigingen. Sie sahen aus wie Personen aus einem historischen Film. Die Frauen trugen lange Kleider und Blumentopfhüte. In ihren Gesichtern blühten kleine Rosenknospenmündchen, und ihre Wangen waren bemalt. Die Männer hatten harte Strohhüte auf, und ihre Anzüge waren schmal in den Schultern. Dazu trugen sie einfache schwarze oder braune Schuhe – die gleichen Kleider, wie ich sie anhatte.
    Der Verkehr auf der Straße erregte als nächstes meine Aufmerksamkeit. Die Autos hatten eckige Karosserien, tonnenförmige Kühlerhauben…
    Einen Augenblick zweifelte ich an meinem Verstand. Der Schrei des Erstaunens, der sich mir abringen wollte, blieb in meiner Kehle stecken. Dann erinnerte ich mich an den Drahtkäfig und die Motoren. May Roberts konnte mir einen Elektroschock gegeben, mich vielleicht nach dem Süden verschleppt und auf dieser Straße zurückgelassen haben.
    Aber das hier war eine Straße in New York. Ich erkannte sie wieder, obwohl einige der Gebäude mir verändert erschienen, die Leute schäbiger gekleidet gingen.
    Kluges Theater? Hypnose?
    Natürlich, das war es. Sie hatte mich hypnotisiert…
    Nur daß jemand unter Hypnose nicht weiß, daß er hypnotisiert wurde.
    Völlig verwirrt holte ich den Packen Umschläge hervor, den ich in die Tasche gesteckt hatte. Ich sollte sowohl Bargeld als auch ein Bankkonto bekommen, und ich befand mich vor einer Bank. Offensichtlich wollte sie, daß ich hineinginge, also tat ich es. Ich übergab den obersten Umschlag dem Kassierer.
    Er zog 150 Dollar daraus hervor und blickte mich an, als ob das genug wäre, um die ganze Bank zu kaufen. Er fragte mich, ob ich schon ein Konto hätte. Ich verneinte. Er nahm mich mit zu einem der leitenden Angestellten, einem Burschen mit einem Hoover-Kragen und einem John-Gilbert-Schnurrbart, der mich herzlicher begrüßte als irgend jemand sonst in den letzten Jahren.
    Ich trat wieder auf die Straße. Mit offenem Munde starrte ich auf die Eintragung in dem Sparbuch, das er mir ausgehändigt hatte. Meine Pulse hämmerten wie verrückt, meine Lungen keuchten, und die Zahlen, die in dem Sparbuch standen, vollführten vor meinen Augen einen wilden Tanz.
    Das Datum der Einzahlung lautete: 15. Mai 1931.
    ICH kann nicht sagen, wovor ich mehr Angst hatte – mich in den schlimmsten Tagen der Wirtschaftsdepression wiederzufinden oder zurückgerissen zu werden in jenen unheimlichen Drahtkäfig. Es blieb mir nur noch eine Sekunde, um mir bewußt zu werden, daß ich in diesem gleichen Augenblick ein kleiner Oberschüler in Brooklyn war. Dann war die ganze Szene verschwunden, und ich stand vor einer zweiten Bank irgendwo anders in der Stadt.
    Das Datum auf dem Umschlag war der 29. Mai des gleichen Jahres. Ich eröffnete auch da ein Konto, auf das ich 75 Dollar einzahlte, dann wieder 100 Dollar in einer dritten Bank ein paar Tage später, und so weiter. In jeder Zeit verbrachte ich immer nur wenige Minuten und näherte mich der Gegenwart in Abständen von ein paar Tagen bis fast einem Monat.
    Dann und wann hatte ich einen freigemachten und adressierten Umschlag in einen Briefkasten zu werfen. Sie waren an verschiedene Börsenmakler adressiert. Einmal öffnete ich einen, bevor ich ihn in den Kasten, steckte, und fand darin einen Auftrag, auf den Namen von Dr. Anthony Robert ein paar hundert Aktien einer bestimmten Mineralwasser-Firma zu kaufen. Es war mir völlig neu, daß ihr Preis damals noch so niedrig war. Als ich die Kurse das

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