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Galaxis Science Fiction Bd. 13

Galaxis Science Fiction Bd. 13

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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die jedermann zeugen kann.
    Der Eingriff an der Mutter ist heute nur noch Routine. Gesteuerte radioaktive Strahlung kurz nach der Empfängnis. Zu diesem Zeitpunkt hat sich der Embryo schon gebildet, und trotzdem kann man seine noch nicht spezialisierten Teile noch beeinflussen. Bis jetzt hat es noch keinen einzigen Fehlschlag gegeben.
    Und schau es mal von dieser Seite an. Wenn ein Araber eine fette Frau für schön hält – oder ein afrikanischer Neger gerne eine Braut mit tellerförmigen Lippen möchte…«
    Er lächelte sein bescheidenes Lächeln und zuckte beide Schultern.
    Aber in Worthington wurde an diesem Abend viel nachgedacht, als die Einladungskarten für die Hochzeit eintrafen.
    Bis dahin war Jimmy nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen, mit der man sich auf gewisse Zeit eben abzufinden hatte. Jetzt würde er ein fester Bestandteil von Worthington werden. Ein Vater, ein Hausbesitzer, ein vollwertiger Bürger.
    Und seine Kinder…
    Ich glaube, die nächste Woche haßte ich Jimmy sogar selbst. Natürlich, Adaptomänner waren selten dominant. Aber trotzdem – wenn ich mir vorstellte, wie eines unserer Mädchen in diesen vier Armen lag, wie das dritte Auge eheliche Geheimnisse teilte…
    Mein Widerwille wuchs. Ich ertappte mich dabei, wie ich den Jungen manchmal ungerecht und von oben herab behandelte, obwohl er doch nun einer von uns geworden war. Marion schien ihm gegenüber plötzlich zu erkalten, als hätte er sich irgendeines Verbrechens schuldig gemacht. Die Männer, die er durch List und Tücke dazu gebracht hatte, ihn in ihrer Mitte aufzunehmen, waren enttäuscht, die Frauen ganz offen feindselig. Der Klatsch in der Nachbarschaft muß fürchterlich gewesen sein.
    Aggie selbst schien zurückhaltend und trotzig. Ich glaube schon, daß sie Jimmy gern hatte, aber sie war auch dasselbe Mädchen, das einmal einer Wette wegen mit dem Wagen ihres Vaters durch das Bett des Old Jantzen River geprescht war.
    Cortland konnte auch nicht mehr helfen. Er hatte zu lange gewartet.
    ICH erinnere mich noch genau an die Nacht vor der Hochzeit. Jimmy betrank sich an diesem Abend – ein unreifer Junge, kaum achtzehn, und kaum alt genug, um zu heiraten, und doch wieder mit seinen zusätzlichen Paar Armen und dem zweiten Gehirn gleichwertig einem reifen Mann von dreißig.
    »Schauen Sie mal«, sagte ich, »das hat doch alles keinen Sinn. Aggie ist nichts für Sie. Selbst ich empfinde das, und ich bin doch gewöhnlich auf Ihrer Seite. Aber Sie versuchen es einfach zu erzwingen. Einfach – weil es Sie reizt.«
    Ich kam mir vor wie ein Schauspieler in einem Rührstück.
    Jimmy nahm sein Glas und wankte durch das Wohnzimmer. Sein Gesicht war bleich und verschwitzt, und er reichte das Glas in einer unheimlichen, und grausigen Art zwischen seinen, oberen und unteren Händen ununterbrochen hin und her.
    »Da, schau her, Marion, altes Mädchen«, sagte er zu meiner Frau, »nur los, hab' dein Adaptobaby. Prima Sache. Schau mich an. Siebzehn Jahre und schon auf eignen Füßen. Chef der Firma mit dreißig. Und jetzt heirat' ich das hübscheste Mädchen der ganzen Stadt. Super, das ist's, was wir sind – Supermänner!«
    »Sie sind betrunken«, sagte Marion und stand auf. Ihr Gesicht sah gequält aus.
    »Sie liebt mich nicht, aber das ist mir egal!« schrie Jimmy. »Ich hab's jedenfalls bewiesen. Bewiesen, daß ich die Beste heiraten kann, die es in dieser lausigen Stadt überhaupt gibt!«
    Marions Hand fuhr hoch und klatschte ihm ins Gesicht. »Monster!«
    Er packte sie mit seinem Extraarm. Vielleicht nur, um sich zu stützen, aber ich konnte den Anblick nicht ertragen. Ich stürzte mich auf ihn und setzte ihm meine Faust quer über den Mund.
    »Nimm deine verdammten Hände…«
    Er sackte zusammen und schnitt sich die Hand an dem zerbrochenen Glas. Leise begann er zu weinen. »Bin kein Monster, kein Monster.« Er hob mir sein junges ernstes Gesicht entgegen. »Kein Monster«, flüsterte er noch einmal, dann verlor er das Bewußtsein.
    EINE Hochzeit ist wie ein Theaterstück. Wenn der Vorhang sich erst einmal gehoben hat, dann gibt es nichts, was den Ablauf des Stückes aufhalten könnte – es sei denn, es brennt.
    Da saßen wir nun, praktisch ganz Worthington, in Dolsons Kirche. Die Blumen waren hoch aufgetürmt. Die Sonne leuchtete durch die bleigefaßten Scheiben. Der Altar sah sehr feier
    lich aus und sehr bedeutend. Die Organistin tat ihre Pflicht, und der Solist sang die alten vertrauten Weisen. Aber all das war von

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