Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 13

Galaxis Science Fiction Bd. 13

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
erwähnte.
    »Es sind alles Lügen«, platzte er heraus. »Ich will überhaupt nichts mehr lernen. Es sind alles Lügen über Sachen, die es gar nicht gibt. Es gibt gar keine Hunde und Baume und – und …«
    Er brach in bittere Tränen aus.
    »Nicht Baume – Bäume«, sagte Em und verwünschte sich im nächsten Augenblick. Als ob es darauf ankam, wo es doch nur sie vier gab und keine Menschenseele sonst. Sie streckte eine Hand aus, um ihn tröstend zu streicheln, aber er schüttelte sie ab.
    »Nun wein doch nicht mehr«, sagte sie und versuchte dabei ihrer Stimme einen sanften Ton zu geben, so wie sie es bei Menschen gehört hatte; versuchte sanft und tröstend und gütig zu sprechen, und wußte doch, daß ihr das nie gelingen würde. »Aber Bäume haben wir immerhin.«
    Er schaute auf. Sein Gesicht war gerötet, und seine Augen blickten entrüstet. »Das sind keine Bäume«, gab er ihr heftig zurück. »Das sind nur ein paar alte Büsche. Auf richtige Bäume kann man klettern.«
    »Ich dachte, du hast eben gesagt, das wären Lügen, was über die Bäume in den Büchern steht?« sagte sie. Diesmal gelang es ihr, ihre Stimme zu einem Flüstern zu dämpfen, woran er merken sollte – so hoffte sie jedenfalls – daß ihre Worte nur scherzhaft gemeint waren.
    Aber er brach in neue Tränen aus.
    ES gibt Bäume«, behauptete sie hartnäckig. »Wenigstens hat es Bäume gegeben, und es wird sie auch wieder geben.« Sie wollte lieber nicht daran denken, wie gering die Wahrscheinlichkeit dafür war. »Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen. Du glaubst doch deiner Em, oder?« Sie streckte von neuem ihre Hand aus, und diesmal wich er nicht von ihr zurück. Voller Verzweiflung warf er sich in ihren kalten metallenen Schoß.
    »Oh, Em«, schluchzte er. »Oh, Em!« Aber seine Tränen waren jetzt nicht mehr die Tränen des Zornes und der Einsamkeit, sondern die der Verbundenheit durch einen gemeinsamen Verlust, so daß Em ebenfalls hätte weinen mögen, wäre sie ein Mensch gewesen.
    Statt dessen strich sie mit plumpen, steifen Fingern durch sein feuchtes Haar und sagte: »Ruhig, ruhig«, aber diesmal viel zu laut und zu maschinenhaft, und deshalb schwieg sie und bettete ihn in ihre Arme und wiegte ihn hin und her, bis seine Tränen versiegten.
    Sie wiegte ihn noch immer, als Jot mit Helen aus den Gärten zurückkam.
    Helen kam durch die Tür gestürmt und schrie aufgeregt: »Schaut, was ich habe. Eine Blume! Eine richtige Blume!«
    »Ssch!« flüsterte Em wie ein Ventil, das Dampf abläßt.
    »Oh«, sagte Helen, »Kann ich ihn nicht aufwecken, damit er meine Blume sehen kann?« Sie hielt die Blüte, die eine kränklich gelbe Farbe hatte, vor ihr Gesicht und schnupperte.
    »Nein«, sagte Em. »Er ist müde. Ich hätte ihm keine Extrastunde geben sollen.« Sie wandte sich an Jot, »Was ist das für eine Blume?«
    »Sie ist einfach gewachsen, Em«, sagte Jot. »Ich fand sie in den Pflanzenbeeten.«
    »Jot, ist das die Wahrheit?«
    Es war nicht das Gewissen, das Jot den Kopf schütteln ließ, sondern das Wissen, daß Em die Wahrheit wußte. »Ich  – ich hat ein paar Samen eingepflanzt. Eines der Samensäckchen im Lagerraum war geplatzt, und ich fand die Samen auf dem Fußboden liegen. Es wird ihnen schon keinen Schaden tun, Em.«
    »Ich dachte, wir wären uns einig, daß alle diese Sachen nicht berührt werden dürfen. Wir wissen nicht, was alles passieren kann.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen, Em. Ich habe erst alles in einem Buch nachgelesen, bevor ich sie eingepflanzt habe. Ich dachte, die Kinder würden eine kleine Freude verdienen. Sie haben so wenig…«
    »Meinst du nicht, daß es Zeit wäre, die Kinder ins Bett zu bringen?« sagte Em warnend. Sie bemerkte, daß Helen die armselige kleine Blume hinter ihrem Rücken versteckt hatte.
    »Schon, schon«, sagte Jot. »Aber wegen dieser Samen, Em. Ich dachte, wir könnten vielleicht…«
    Er stockte. Keiner der Roboter besaß so etwas wie Gesichtsmuskeln, mit deren Hilfe er auch etwas ohne Worte andeuten konnte, aber die Art und Weise, in der Em ihn jetzt anschaute – den Kopf gesenkt, glitzernde Augen starr auf ihn gerichtet – genügte völlig, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Na schön, Em. Gib mir den Jungen. Komm mit, Helen. Schlafenszeit.«
    Aber Helen rührte sich nicht. Sie blickte Em an. »Ich darf doch die Blume behalten, nicht wahr, Em?«
    »Natürlich, Helen«, sagte Em nach nur einem kurzen Augenblick des Zögerns. Wenn überhaupt, dann war das

Weitere Kostenlose Bücher