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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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älteste Mann der Besatzung, was auch der Grund war, warum wir uns einander angeschlossen hatten. Ich warf dem Kleinen einen finsteren Blick zu.
    »Warum?« fragte ich.
    »Es kommt einer zu Besuch.«
    Sofort verstummten die Gespräche im Tagesraum, und aller Augen wandten sich dem Kleinen zu. Alle Angehörigen einer Fremdrasse mußten durch eine Station wie die unsere schleusen, wenn sie die Grenzen von einer der anderen großen galaktischen Machtbereiche in menschliches Territorium überschreiten wollten. Aber Station 563 lag sehr isoliert, und es geschah nur sehr selten, daß ein Fremder sich bei uns sehen ließ. Und wenn einer das tat, dann war es ein Ereignis.
    Selbst Clay gab dem allgemeinen Interesse nach. »Das ist mir neu«, sagte er. »Woher weißt du das?«
    »Die Durchsage kam über das Radio, als du gerade die Luftversorgungsanlage nachsahst«, antwortete der Kleine mit einer nachlässigen Handbewegung. »Hatte die Meldung schon weitergegeben, als du zurückkamst. Wie ist er, Mort?«
    Ich habe ein bißchen mehr Erfahrung auf dem Buckel als jeder der anderen, Clay mit eingerechnet. Das war jetzt mein zweites Jahrzehnt im Grenzdienst. Ich entsann mich der Zeit vor zwanzig Jahren, der Deneb-Krise.
    »Steif wie ein Stock«, sagte ich, »stolz wie Luzifer, rechtschaffen und ehrlich wie Sonnenlicht und verschlossen wie ein Banktresor. Ungefähr humanoid, aber mit dem Gesicht eines Schäferhundes. Ihr wißt doch, was für einen Ruf die Hixabrods haben, oder?«
    Jemand im Hintergrund sagte nein, obwohl er es vielleichtnur gesagt hatte, um mir meinen Willen zu lassen. Ähnlich wie Clay mit seinem Lulungomeena hatte auch mich das beginnende Alter geschwätzig gemacht.
    »Es sind die ersten und einzigen Handelsbotschafter im bekannten Universum«, sagte ich. »Man kann einen Hixabrod zwar mieten, aber weder beeinflussen noch bestechen oder zwingen, mit etwas anderem herauszurücken als mit der nackten Wahrheit – und, Leute, sie ist wirklich nackt, so wie sie ein Hixabrod präsentiert. Deshalb herrscht nach ihnen eine solche Nachfrage. Wenn es irgendwo in der Politik zu Streitereien kommt – ob nun auf planetarischer Ebene oder zwischen den galaktischen Föderationen – dann holen sich beide Parteien einen Hixabrod, der sie bei den Gesprächen vertreten muß. Auf diese Weise weiß jeder, daß die andere Seite absolut ehrlich ist. Der andere Hixabrod ist dafür eine lebende Garantie.«
    »Klingt ganz gut«, sagte der Kleine. »Was meint ihr, wenn wir uns zusammentun und ihm während seines vierundzwanzigstündigen Aufenthalts ein Festessen geben?«
    »Damit wirst du nicht viel Lorbeeren ernten können«, knurrte ich. »Sie sind eben anders als wir.«
    »Trotzdem. Warum sollen wir nicht«, sagte der Kleine. »Wird mal ein bißchen Abwechslung in die Bude bringen.«
    EIN Murmeln der Zustimmung lief durch den Raum. Ich war überstimmt. Selbst Clay gefiel der Gedanke.
    »Hixabrods essen dasselbe wie wir, oder?« fragte der Kleine und war schon beim Pläneschmieden. »In Ordnung. Also dann Suppe, Salat, Fleisch, Champagner und Brandy…«
    Er sprach weiter und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern auf. Eine Weile lang wurden wir alle von seiner Begeisterung angesteckt, aber dann am Schluß konnte er doch nicht widerstehen, Clay noch eins auszuwischen.
    »Oh, ja«, sagte er, »und zur Unterhaltung kannst du ja beitragen, indem du ihm über Lulungomeena erzählst, Clay.«
    Clay zuckte zusammen. Es war nur ein sehr leichtes Zusammenzucken, aber wir alle konnten doch sehen, wie ein Schatten über sein Gesicht huschte. Lulungomeena auf Tarsus, seine Heimat, war für ihn genauso zur fixen Idee geworden wie sein Erspartes für den Kleinen, und Clay war sich seiner Schwäche wohl bewußt, seiner Zunge freien Lauf zu lassen, wenn er über dessen Schönheit sprach. Lulungomeena war der Ort, wo er hingehörte, und die Erinnerung daran spukte durch sein ganzes Denken, war manchmal ein fast körperlicher Schmerz, von dem er sich nur Erleichterung verschaffen konnte, indem er seiner Sehnsucht in Worten Luft machte.
    Ich war ein Mann von Dorsai, und ich war älter als der Rest. Ich verstand ihn. Keiner sollte sich über die Bande lustig machen, die einen Mann an seine Heimatscholle fesseln, denn wenn man sie auch nicht greifen kann, so sind sie doch wirklich, und darüber zu spotten, ist grausam.
    Aber der Kleine war noch zu jung, um das zu wissen. Er hatte noch nicht viel gesehen und erlebt und war frisch von der Erde zu uns

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