Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
seinen angenehmen Bariton, den seine schlurfende tarsusische Aussprache noch weicher machte.
    »Danke der Nachfrage, Kleiner«, sagte er. »Es überfrißt sich nie und kommt deshalb auch nie in Gefahr, sich den Magen zu verderben.«
    Eine großartige Antwort. Das Konto des Kleinen – das wußten wir alle – war mit den Spielgewinnen, die er uns allen abgeknöpft hatte, arg angeschwollen. Aber der Kleine hatte eine solch dicke Haut, daß er einen feinen Stich gar nicht spürte. Er lachte laut auf, und sie zogen sich fertig aus und kamen zu uns in den Tagesraum.
    Sie gaben ein bemerkenswertes Bild ab, als sie so hereinkamen, denn sie sahen sich ähnlich genug, um für Brüder gehalten zu werden, obwohl Vater und Sohn der Sache gerechter geworden wäre, wenn man den Altersunterschied in Betracht zog. Beide waren großgewachsen, dunkel, mit breiten Schultern und schmalen Gesichtern, aber aus Clays Gesicht hatten die Jahre die weicheren Linien hinweggewischt und seinen Mund an den Winkeln in dünne Klammern gesetzt. Es gab noch ein paar andere Unterschiede, aber man konnte in dem Kleinen den Jüngling sehen, der Clay einmal gewesen war, und in Clay den Mann, der er eines Tages sein würde.
    »Hallo, Clay!« sagte ich.
    »Hallo, Mort«, sagte er und setzte sich zu mir.
    »Hallo, Mort«, sagte der Kleine.
    Ich überhörte seine Begrüßung, und einen Augenblick lang verengten sich seine Augen. Ich sah, wie es in ihren ebenholzfarbenen Tiefen aufflammte. Er war ein kräftiger Bursche, aber ich komme von den Dorsai-Planeten, und ein Dorsai-Mann – wenn er überhaupt kämpft – kämpft bis zum Tode, und das wußte er. Aus diesem Grunde befleißigten wir Dorsai uns übrigens untereinander ausgesuchter Höflichkeit.
    Aber Höflichkeit war bei dem Kleinen fehl am Platz, genauso wie Clays Ironie. Bei Kerlen wie dem Kleinen ist ein Knüppel das einzig Richtige.
    Wir alle waren nicht besonders in Form. Alle zwanzig Männer der Station waren sauer, und die Hälfte hatte schon um Versetzung eingereicht. Die Stänkereien zwischen Clay und dem Kleinen hatten uns in zwei Lager geteilt.
    Wir waren alle im Grenzdienst, weil wir auf das Geld scharf waren. Und da lag der Hund begraben. Fünfzig Kredit pro Tag ist ein hübscher Batzen – aber man muß sich auf zehn Jahre verpflichten. Man kann sich freikaufen, aber das kostet genau hunderttausend. Sie können es sich selber ausrechnen. Wenn Sie jeden Penny auf die hohe Kante legen, dann haben Sie die Summe in sechs Jahren beisammen. Deshalb haben sich alle mehr oder weniger mit dem Gedanken abgefunden, die ganze Zeit herunterreißen zu müssen.
    Das hatte auch Clay vor. Er hatte den größten Teil seines Lebens vertan, mehrere Vermögen gewonnen und wieder verloren. Jetzt wurde er allmählich alt und müde und wollte wieder nach Hause – nach Lulungomeena auf dem kleinen Planeten Tarsus, das er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte.
    Aber Glücksspiele waren für ihn nicht mehr drin. Er meinte, Geld, das man auf diese Weise gewann, würde wie Quecksilber wieder unter den Fingern zerrinnen. Deshalb sparte er eisern und rührte keine Karte mehr an.
    Der Kleine jedoch war auf einen letzten großen Schlag aus. Vier Jahre Spiel mit dem Rest der Mannschaft hatten ihm soviel eingebracht, daß er sich freikaufen und noch ein nettes Sümmchen übrigbehalten konnte. Und vielleicht hätte er das auch schon lange getan, wenn ihn nicht Clays Konto wie ein neues Eldorado magisch angezogen hätte. Er konnte einfach nicht verschwinden, ohne Clay noch tüchtig geschröpft zu haben, und deshalb blieb er bei der Bande und ritt auf dem ältlichen Mann erbarmungslos herum.
    ZWEI Themen waren es, die er immer wieder aufs Tapet brachte. Er tat so, als glaube er nicht, daß Clay jemals ein Spieler gewesen war, und er machte sich über Lulungomeena, Clays Geburtsort, lustig – das Ziel und der Traum des alten Mannes, und die einzige Sache, über die man ihn jederzeit in ein Gespräch verwickeln konnte. Denn in Clays Augen war Lulungomeena unbeschreiblich schön, der schönste Ort im ganzen Universum, und – wie das nun einmal mit der Sehnsucht eines alten Mannes ist – er konnte sich auch nie verkneifen, das zu sagen.
    »Mort«, sagte der Kleine, ignorierte die Abfuhr, die ich ihm erteilt hatte und hockte sich neben uns, »was für eine Type ist ein Hixabrod?«
    Anscheinend schien bei dem Kleinen sogar ein Knüppel nicht zu wirken. Vielleicht begann ich auch schon nachzulassen. Neben Clay war ich der

Weitere Kostenlose Bücher