Galaxy of Fear 5 - Der Geist des Jedi
uns sagen, wie wir zu der Jedi-Bibliothek kommen?"
Ein ergrauter, weißbärtiger Schatzsucher warf ihm einen schrägen Blick zu. „Solche Fragen stellen wir hier nicht, Jungchen. Jeder sucht für sich und gibt den anderen keine Hinweise. Wenn du derjenige sein willst, der die Bibliothek findet, dann zieh los und suche selbst danach." Seine Augen glitzerten boshaft. „Glaubst du, du hast überhaupt genug Mumm für die Schatzsuche, Jungchen?"
Der warnende Unterton in der Stimme des alten Mannes alarmierte Tash. „Was soll das heißen?"
Der Graubart lachte meckernd. „Wollt ihr mir etwa weismachen, ihr hättet nichts von dem Fluch gehört? Die Bibliothek ist ein verbotener Ort. Man sagt, daß nur Jedi dort hinein können. Jeder andere, der nur ein Buch nimmt, eine einzige Seite aus einem Buch oder auch nur ein Wort einer Seite eines einzigen Buches, ist verdammt!"
„Wirklich, Sir", schaltete Deevee sich ein, „ich muß darauf bestehen, daß Sie davon Abstand nehmen, meinen Schützlingen Furcht einzuflößen."
„Ich bin nicht derjenige, der ihnen Angst einjagen wird", erwiderte der Schatzsucher, „sondern die Wahrheit. Andere waren hier, um nach der Bibliothek zu suchen, und manche behaupten, daß sie gefunden wurde. Doch niemand, der die Bibliothek entdeckt hat, blieb lange genug am Leben, um davon zu berichten. Weil jeder von ihnen, und ich meine jeder, tot ist."
Tash und Zak schluckten nervös. Hoole indes warf dem Alten einen kalten Blick zu. „Warum sind Sie dann hier, wenn es so gefährlich ist?"
Wieder ließ der Graubart sein meckerndes Lachen hören. „Das ist eben das Besondere! Laßt euch von einem alten Kerl nicht ins Bockshorn jagen. Man kann hier oben ein Vermögen machen – wenn man den Fluch überlebt. Aber ich sage euch was: Ich bin von diesem ganzen Haufen hier am dichtesten dran. Ich finde die Bibliothek." Er wandte sich kichernd ab.
Zak stieß einen Pfiff aus. „Ich würde sagen, der Typ fliegt ein paar Koordinaten neben dem Kurs."
„Gebt nichts um ihn", riet Machtfluß. „Die Schatzsucher sind eigentlich ganz umgänglich, aber sie konkurrieren darin, auf Nespis irgend etwas Wertvolles zu finden – vor allem die Bibliothek."
„So freundlich wirken die gar nicht." Zak deutete auf ein anderes kleines Lager. „Seht euch den an."
Der „Camper" hockte mitten zwischen seinen Vorräten. Sein Körper war dünn wie ein Schilfrohr, er hatte ein ungewöhnlich langes Gesicht, seine Backen jedoch waren aufgeblasen und leicht gerötet. Allem Anschein nach war er in irgendwelche privaten Überlegungen versunken. Doch dann drehte der Mann den Kopf, als könne er Zaks Blick auf sich spüren, und sah sie an. Tash erschauerte. Er starrte sie an wie eine potentielle Mahlzeit.
Zak runzelte die Stirn. „Kommt mir bekannt vor."
„Ein Neuer", sagte Machtfluß. „Genau wie Domisari ist er erst kürzlich hier eingetroffen. Kommt. Ich habe meine Ausrüstung in einem kleinen Raum jenseits dieses Gangs untergebracht."
Während Machtfluß sie zu einem Durchgang auf der anderen Seite des Solariums führte, schloß Deevee zu ihm auf und drängte sich zwischen ihn und Tash, um Fragen nach der Geschichte von Nespis VIII zu stellen. Tash hatte nichts dagegen. Die Füße wurden ihr schwer, und sie fiel auf dem Weg zum Quartier ihres Führers bald hinter ihren Bruder und Onkel Hoole zurück. Ihr ganzer Körper fühlte sich beschwert an, als würde irgend etwas an ihrer Jacke zerren, um sie zurückzuhalten.
Was ist denn nur los mit dir? tadelte sie sich selbst. Du solltest ganz aus dem Häuschen sein. Seit Monaten schon hast du Machtfluß treffen wollen. Und jetzt hast du ihn nicht nur getroffen, er hilft dir sogar, eine geheime Jedi-Bibliothek zu finden. Also, reiß dich gefälligst zusammen, Tash!
So in Gedanken versunken, bemerkte sie es fast gar nicht, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Die Geste wiederholte sich mit mehr Nachdruck, und Tash wandte den Blick, um zu sehen, wer da ihre Aufmerksam erregen wollte.
Doch es war niemand da.
* 6 *
Tash blinzelte.
Der Durchgang lag im Dunkeln.
„Wer ist da?" flüsterte sie.
Die einzige Entgegnung war ein sanfter Luftzug. Ein kalter Hauch durchfuhr Tash. Sie fühlte ihn bis ins Mark und erzitterte.
„Wer ist da?" flüsterte sie noch einmal mit Bestimmtheit.
Sie glaubte ein langgezogenes, tiefes klagendes Stöhnen zu hören, doch im Gang war niemand zu sehen. Zak und die anderen waren Machtfluß längst weiter den Korridor hinunter gefolgt.
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