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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Abukir Admiral Hyde Parker erheblich bearbeitet hatte, bevor dieser sich zu einem derart schnellen Angriff entschloß. Während des ganzen Tages, als die Geschwader und ihre vorausgeschickten Aufklärer durch das Kattegatt südwärts segelten, war Bolitho sich der Endgültigkeit dieser Entscheidung bewußt. Querab lagen die Küsten von Dänemark und Schweden, und wenn sie auch zeitweise außer Sichtweite kamen, so wurde man doch nie das Gefühl los, man führe in den Sack eines riesigen Treibnetzes.
    Selbst jetzt, da Briggs und Schiffskutter unter Segel zwischen den massigen Leibern der Zweidecker herumflitzten, gab es unsichtbare Augen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Nelson hatte die ganze Flotte ankern lassen, obwohl er wußte, daß Bolithos Geschwader sich bei anbrechender Dunkelheit schon wieder auf den Weg machen mußte. Er vergaß selten etwas. So hatte er auch seine Flagge auf der
Elephant
gesetzt, weil sie kleiner war als sein mächtiges, achtundneunzig Kanonen tragendes Flaggschiff
St. George
und einen geringeren Tiefgang hatte, so daß sie näher ans Ufer herankonnte, ohne auf Grund zu laufen.
    Bolitho ließ sein Glas sinken und schaute in die vertrauten Gesichter der Deckswache.
    Der alte Grubb machte sich mit seinen Steuermannsmaaten am Peilkompaß zu schaffen. Wolfe schaute zum Großtopp hinauf, wo einige Seesoldaten hinter dem Schutzschild auf der Marssaling mit dem leichten Schwenkgeschütz, der Drehbasse, exerzierten. Und Browne stand bis zu den Knien in bunten Flaggen, da sein Midshipman und dessen Gasten gerade eine Reihe längerer Signale von der Rah niedergeholt hatten.
    Schließlich Herrick, der überall zu sein schien, wie immer.
    Bolitho sagte: »Ankern Sie, wie es Ihnen paßt.« Er warf einen Blick zum Wimpel am Großtopp hinauf. »Der Wind hat etwas abgeflaut. Für unser Vorhaben scheint er hervorragend zu sein.«
    Herrick nickte und ging zum Steuermann hinüber, der sich nahe am Ruderrad aufhielt. »Klar zum Ankern im Verband, Mr. Grubb.« Wolfe rief er zu: »Nehmen Sie Fahrt aus dem Schiff. Lassen Sie Bram- und Großsegel bergen!«
    Pfeifen zwitscherten, Kommandos dröhnten, und Männer eilten auf ihre Stationen, um die Segelfläche der
Benbow
zu verringern.
    Bolitho beobachtete, wie sie zu den Bramrahen aufenterten oder Schläge von Belegnägeln lösten, während sie auf den nächsten Befehl vom Achterdeck warteten. Es gab kaum noch Unsicherheiten, auch nicht unter den jüngsten Matrosen und den gepreßten Leuten. ›Männer, nicht Schiffe kämpften.‹ Herricks Ausspruch von vor sechs Monaten ging Bolitho nicht mehr aus dem Sinn.
    Er bemerkte Midshipman Penels an den Kreuzwanten, fast hinter einem Bootsmannsmaaten und einigen Matrosen versteckt. Er bewe gte sich wie eine Marionette und zeigte wenig Interesse an den Vo rgängen rundum. Herrick hatte Bolitho über den Inhalt seines Gespräches mit Pascoe unterrichtet, der versucht hatte, Penels zu verteidigen. Was dabei richtig oder falsch war, schien unwichtig im Vergleich zu dem, was ihnen in den nächsten Tagen bevorstand. Nur der unglückliche Tod von Babbage war eine nicht wegzudiskutierende Tatsache.
    Herrick war in der Angelegenheit Penels ungewöhnlich hart gewesen. »Ungeeignet als künftiger Offizier. Ein Muttersöhnchen. Ich hätte ihn nie einstellen sollen.«
    Bolitho verstand Herricks Haltung ebenso wie Pascoes impulsiven Entschluß, den Deserteur zurückzuholen. Herrick hatte es nicht leicht gehabt im Leben. Er kam aus einer unbemittelten Familie und hatte sich seinen Aufstieg ohne Protektion selber erkämpfen müssen. Weil er es geschafft hatte, liebte er die Marine, aber er war unerbittlich gegen andere, die nicht so zielbewußt und hart gegen sich selbst waren.
    Als Bolitho Entschuldigungsgründe für Penels’ Verhalten zu bedenken gab, hatte Herrick scharf erwidert: »Sehen Sie da drüben die
Styx
, Sir? Ihr Kommandant war in Penels’ Alter, als wir gemeinsam die blutige Meuterei niederschlugen. Ich habe ihn dabei nicht nach seiner Mama rufen gehört!«
    Aber wie die Angelegenheit Penels auch ausgehen mochte, erst einmal würde der Junge die Anforderungen und Schrecken der bevorstehenden Schlacht durchstehen müssen wie jeder in der Flotte.
    Bolitho kam zu einem Entschluß und winkte seinen Flaggleutnant heran.
    »Sir?«
    Mehr als alle anderen schien Browne durch das harte Leben auf See gewonnen zu haben. Der Kontrast zwischen Admiralität und der Offiziersmesse eines Kriegsschiffes war immerhin beachtlich.
    »Es

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