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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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weichen Tuch zu putzen. »Ich habe etwas zum Abendessen für Sie bestellt, Sir. Nichts Schweres.«
    Bolitho setzte sich und streckte die Beine aus. »Beunruhigt Sie die Aussicht auf eine neue Schlacht nicht?«
    »Doch, Sir.« Allday peilte an der Klinge entlang und nickte zufrieden. »Denn wo Ihre Flagge weht, ist es immer am dicksten, und darüber muß man sich mehr Sorgen machen als über ein paar blutige Nasen.«
    Bolitho ließ Allday mit seinen kleinen Vorbereitungen fortfahren. Jetzt mußte die Kurierbrigg, wenn sie Glück gehabt hatte, in England angekommen sein. Noch ein Tag auf der Landstraße, und dann würde sein Brief endlich Herricks Haus in Kent erreichen, wo Belinda sich aufhielt.
    Ozzard trat mit einem Tablett ein, über das ein Tuch gedeckt war. Er sagte: »Sie wollen gleich ›Klar Schiff‹ anschlagen, Sir.« Es klang ärgerlich wegen der Störung. »Aber Mr. Wolfe hat mir zugesichert, daß Ihre Kajüte so bleibt, wie sie ist, bis Sie fertig gegessen haben.« Er setzte das Tablett auf den Tisch. »Ich fürchte, es ist wieder Salzfleisch, Sir.«
    Bolitho erinnerte sich lächelnd an Damerums Erwähnung seines Lebensmittellieferanten in London, eines Mr. Fortnum. Vielleicht würde er eines Tages mit Belinda zu dem Händler gehen.
    So weit weg wie auf einem anderen Schiff hörte er den Ruf, der lauter und lauter wurde, als die Bootsmannsmaaten und Unteroffiziere der Seesoldaten durch das Schiff eilten: »Alle Mann auf! Alle Mann auf! Klar Schiff zum Gefecht!«
    Als Hunderte von Füßen über die Decks rannten, schien die
Benbow
zu zittern. Bolitho sah auf das zähe Fleischstück nieder, das Ozzard mit einigen Kunstgriffen schmackhaft zu machen versucht hatte.
    »Sieht gut aus, Ozzard. Ich werde dazu ein Glas Madeira trinken.«
    Allday verließ die Kajüte mit seinem großen alten Entermesser unter dem Arm. Er wollte damit zum Stückmeister, um es auf dessen Schleifstein zu schärfen, eine Arbeit, die er keinem Matrosen oder gar Schiffsjungen anvertraute, weil das gute Stück sonst hinterher – behauptete er – wie eine Säge aussah.
    Im Weggehen hörte er noch Bolithos Bemerkung, die ihm typisch schien. In einem solchen Augenblick würgte er lieber das steinharte Fleisch herunter, als daß er Ozzards Gefühle verletzte.
    Allday schlenderte zwischen den beiden Reihen der Kanonen und den vielen eilfertigen Gestalten und Befehle donnernden Maaten nach vorne. Das Gehetze hatte er schon oft erlebt, hatte es oft selbst mitgemacht. Als Bolithos Bootssteurer stand er nun darüber und hatte seinen Sonderstatus an Bord wie an Land.
    Tom Swale, der Oberbootsmann, grinste Allday mit seinem lückenhaften Gebiß an, als er an ihm vorbeikam. »Viel zu tun, John?«
    Allday nickte umgänglich. »Aye, Smatting, wie immer!«
    Es war ein Spielchen, das beiden Spaß machte und das sie stärkte für den Augenblick, wenn die Kanonen sprachen.
    Sobald es dunkel geworden war, ging ein Schiff Bolithos nach dem anderen ankerauf und entfernte sich langsam von der übrigen Flotte.
    Bolitho stützte sich mit beiden Händen auf die Querreling und schaute angestrengt nach vorn. Er sah den blassen Umriß der Masten und das dichte Gewebe der Takelage sich vor dem Nachthimmel abzeichnen, aber wenig mehr.
Relentless
und
Lookout
waren unsichtbar, ebenso die meisten Ruderboote, die sich wie wachsame Jagdhunde vor und neben ihren großen Schützlingen tummelten.
    Auf beiden Laufbrücken der
Benbow
stand eine Kette von Männern, die jede Meldung der Lotgasten im Vorschiff an Grubb und seine Leute durchgeben sollten.
    Der Wind füllte spielerisch die gerefften Marssegel, und nur die sanften Schläge der Wellen gegen den Schiffsrumpf ließen ahnen, daß die
Benbow
Fahrt voraus machte.
    An Backbord war ein kompakterer Schatten: die schwedische Küste.
    Es hatte den Anschein, als ob sie und nicht die Schiffe sich bewegten.
    »Gerade zehn, Sir!« kam die erste Lotmeldung.
    Bolitho hörte, daß Herrick mit Grubb flüsterte und irgendwo ein Griffel kratzte, um die gelotete Zahl zu notieren.
    Bolitho wagte nicht, aufs Hüttendeck zu klettern und nach der
Indomitable
zu sehen, die sehr nahe achteraus stand. Er fürchtete, etwas zu verpassen, wenn er sich auch nur einen Augenblick abwandte.
    Ob die dänischen Batterien ihren Vorstoß erwarteten? Höchst unwahrscheinlich, dachte er. Kein Admiral mit normalen fünf Sinnen hätte es gewagt, eine Flotte durch diese Enge und an solch mächtigen Kanonen vorbeizuführen, geschweige denn eine solche Handvoll

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