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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die kommende Schlacht, war Kopenhagen, ja der Grund ihres Hierseins wie weggewischt. Irgendwo hinter dem verschwommenen Horizont stand einer von ihnen im Kampf. Es hörte sich an, als ob nur zwei Schiffe beteiligt wären. Ob der Gegner ein Russe, Schwede oder Däne war, machte in diesem Augenblick keinen Unterschied.
    Bolitho vertraute auf Peels Fähigkeiten und wußte, daß er keinesfalls unüberlegt handeln würde. Er erinnerte sich an den Gesichtsausdruck von Pascoe, als er die Kajüte verließ, kurz nachdem er die Wahrheit über seinen Vater erfahren hatte.
    »Rauch, Sir!« Spekes Stimme klang schrill. »Da brennt ein Schiff!« Bolitho biß sich auf die Lippe. »Signal ans Geschwader, Mr. Browne: ›Mehr Segel setzen!‹«
    Herrick handelte sofort: »Mr. Wolfe! Schicken Sie Toppsgasten nach oben, die die Bramsegel losmachen. Und lassen Sie den Besan setzen!«
    Wolfe eilte mit wehenden roten Haaren über das Deck und schwang sein Sprachrohr, als er die Leute vom Achterdeck zum Ausholen des Gaffelsegels am hinteren Mast kommandierte und die Toppsgasten anfeuerte, die zu den obersten Rahen aufenterten.
    Die
Benbow
gehorchte sofort und legte sich unter dem Druck der vergrößerten Segelfläche stark über. Achteraus folgten die anderen Schiffe ihrem Beispiel. Das Auge eines Laien an Land mochte die schweren Schiffe jetzt für Fregatten halten, in Wirklichkeit aber wußte Bolitho, daß sie bei diesem leichten Wind nur knapp fünf Meilen durchs Wasser machten.
    Plötzlich schien der Horizont zu beben und dann in einem riesigen Rauchpilz zu detonieren. Keiner auf dem Achterdeck sagte etwas. Das konnte nur die explodierende Pulverkammer eines Schiffes gewesen sein.
    Browne räusperte sich. »Von
Lookout
, Sir: ›Segel voraus in Sicht‹.« Herrick starrte gebannt auf die lose flappenden Marssegel. »Aber welches von beiden ist es, in Gottes Namen?«
    Speke rief: »Ein Schiff ist gesunken, das andere schwer beschädigt.«
    Der Wimpel am Großmast wehte wieder aus, und Bolitho spürte ein Zittern im Deck, als ein kräftiger Windhauch über das Achterschiff blies und die Segel füllte.
    Er versuchte, mit dem Teleskop durch die Fallen und Wanten hindurch voraus zu blicken, fing aber zunächst nur das Gesicht eines Mannes auf der Back ein, bevor er über die dort stehenden Karronaden hinweg eine Lücke fand, die ihm freies Blickfeld nach vorne gab.
    Er sah Rauch wie ein Leichentuch auf dem Wasser liegen, dahinter zwei Masten mit Rahen und stark durchlöcherten Segeln als stumme Zeugen des vorangegangenen Kampfes.
    Dann hörte er den Ruf des Ausgucks: »Es ist ein Franzose, Sir!« Bolitho sah Browne an. »Die
Ajax.
«
    Allday kam von der Schanz herunter und gesellte sich zu den anderen. »Sie wird ihre Schäden ausgebessert und nun die Absicht gehabt haben, nach Frankreich zurückzukehren, schätz’ ich.«
    »Vermutlich.«
    Bolitho drückte den Griff seines Säbels, bis der Schmerz ihn klarer denken ließ. Allday hatte recht, so mußte es gewesen sein. Nachdem die
Styx
sie so übel zugerichtet hatte, hätte der französische Kommandant mindestens fünf Monate für die Reparaturen benötigt. Wahrscheinlich hatte er dazu einen Hafen aufgesucht, der während der Zeit vom Eis eingeschlossen war. Und nun war er also wieder da und nahm schreckliche Rache.
    Mit rauher Stimme sagte er: »Geben Sie an
Lookout,
daß sie nach Überlebenden sucht, aber sie soll sich nicht in ein Gefecht verwickeln lassen.« Er drehte sich um und sah in das verwitterte Gesicht des Obersteuermanns. »Geben Sie uns einen Kurs, der uns in Lee von dem da bringt, Mr. Grubb.«
    Herrick ließ sein Teleskop sinken. »Die
Ajax
bewegt sich nicht. Sie hat ihren Kreuzmast verloren, und ihr Ruder scheint unklar zu sein.«
    Die Folter des Wartens und Beobachtens, während die arg mitgenommene Fregatte größer und größer wurde und die
Lookout
aufmerksam herumsuchte wie ein Jäger, der eine verwundete Löwin verfolgt, wurde durch die völlige Stille ringsum noch verschlimmert.
    Wolfe brach das Schweigen. »
Lookout
hat ihre Boote ausgesetzt, um Überlebende aufzunehmen, obwohl nach solch einer Explosion…«
    Er verstummte, als Herrick ihm einen zornigen Blick zuwarf.
    Major Clinton hatte seine Seesoldaten auf der Schanz verlassen und sich zu Herrick auf dem Achterdeck gesellt. Plötzlich zeigte er mit seinem Stock: »Ich glaube, der Franzose kommt wieder in Fahrt.«
    Wolfe nickte. »Er hat die über Bord hängenden Trümmer abgeschlagen und ein zweites Marssegel

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