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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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beruhigen. Kein Schuß war gefallen, kein Mann verloren. Bei Tage, wenn die Hauptflotte ihren Vormarsch antrat, würde es anders sein.
    »Drehen Sie die Sanduhr noch einmal um, Thomas. Danach können wir die Boote zurückrufen.«
    Grubb sagte: »In zwei Stunden wird es hell, Sir.« Er rieb sich die roten Hände. »Ich bin ganz schön ausgedörrt nach diesem kleinen Ausflug.«
    Herrick lachte. »Verstehe, Mr. Grubb. Sagen Sie dem Zahlmeister, daß er für jeden Mann eine doppelte Portion Rum ausschenken soll, und daß ich ihm das Fell über die Ohren ziehe, wenn er dagegen meckert.«
    Bolitho fühlte, wie die Spannung sich rundherum legte, obwohl der Kampf noch vor ihnen lag. Die
Benbow
war durchgebrochen, und das verstand jeder Mann. Wie Allday gesagt hatte: Jeder kämpfte für jeden, aber nicht für einen Plan von höchster Stelle.
    Das Halbstundenglas neben dem Kompaß kippte wieder um, und Grubb sagte: »Es ist soweit, Sir.«
    Herrick rief: »Sagen Sie dem Kutter zur Weitergabe an
Indomitable
: Wir rufen die Boote zurück.«
    Bolitho konnte sich die Erleichterung in den Booten vorstellen, als der Befehl durch die Linie lief. Von dieser Nacht würden viele Blasen in den Händen und schmerzende Rücken zurückbleiben.
    Jemand drückte ihm einen Becher in die Hand, und er hörte Browne
    sagten: »Erschrecken Sie nicht, Sir, es ist Brandy und kein Rum. Ich weiß, daß Sie den nicht mögen.«
    Bolitho wollte gerade antworten, als er spürte, daß etwas Schnaps über seine Finger spritzte. Browne zitterte also.
    »Was ist los?«
    Browne blickte in Richtung der verborgenen Küste. »Sie fragen noch, Sir?« Er versuchte, es wegzulachen. »Ich bin zwar gut in Fragen des Protokolls und im Verkehr mit der hohen Admiralität. Ich kann mit Säbel oder Pistole besser umgehen als mancher andere und stehe auch am Spieltisch meinen Mann.« Er schüttelte sich. »Aber dieses schreckliche, lang hingezogene Schleichen in den Rachen der Hölle geht mir auf die Nerven, Sir.«
    »Das vergeht wieder.« Bolitho war erschrocken, Browne so nervös zu sehen.
    Browne antwortete ruhiger: »Ich habe gerade überlegt: Morgen ist der erste April, und am Ende des zweiten könnte ich mich schon in ein Nichts verwandelt haben.«
    »Dann stehen Sie nicht allein da. Jeder auf diesem Schiff, mit. Ausnahme weniger ganz Sturer, hat ähnliche Gedanken.«
    »Sie auch, Sir?«
    »Aye. Ich denke auch daran und fürchte es.« Bolitho versuchte ein geringschätziges Achselzucken. »Aber ich habe gelernt, damit fertig zu werden.«
    Er sah, daß Browne in das Dunkel zurücktrat und offenbar über seine Worte nachdachte.
    Der erste April. In Cornwall mußte es jetzt schon grün sein.
    Schnee und Nebel waren für ein Jahr vorüber. Er roch fast die blühenden Hecken und die kräftigen Düfte der Bauernhöfe. Und das Haus wartete, wie so oft in den letzten hundertfünfzig Jahren, auf die Heimkehr eines Bolithos.
    Halt, es war nutzlos, sich in falschen Hoffnungen und Selbstmitleid zu ergehen. Er blickte zum Besammast empor, doch seine Flagge hob sich noch nicht von den dunklen Wolken ab.
    Wie niederdrückend zu wissen, daß diese kleine Gruppe von Schiffen die einzigen beiden Nachkommen der Seefahrerfamilie Bolitho an Bord hatte.
    Leutnant Wolfe trat mit gespitzten Ohren an die Finknetze, als das Rumpeln von Geschützfeuer wie ferner Donner herüberklang.
    »Du lieber Himmel, hören Sie sich das an!«
    Auf dem Batteriedeck traten viele Seeleute von ihren langen Achtzehnpfündern zurück und blickten nach achtern zu den Offizieren, als ob diese wüßten, was los war.
    Bolitho schirmte die Augen ab und schaute zum Ausguck im Vortopp hinauf. Im ersten Tageslicht hatte er seine Abneigung gegen Höhen überwunden und war selber bis zur Großsaling aufgeentert, um sich die dänische Küste und die noch im morgendlichen Dunst liegenden Kirchtürme anzusehen. Mit Hilfe des Teleskops hatte er, von den oben stationierten Scharfschützen neugierig verfolgt, die ausgedehnten Verteidigungsanlagen von Kopenhagen studiert.
    Sein eigenes kleines Geschwader hatte nicht die Absicht, sich in die Reichweite der zahlreichen Küstenbatterien zu begeben. Seine Aufgabe war es, die Galeeren zu finden und so viele wie möglich zu vernichten, bevor sie in den Kampf um Kopenhagen eingreifen konnten.
    Aus seinen schriftlichen Instruktionen wußte er, welche Kräfte Nelson gegenüberstanden: mindestens achtzehn hintereinander verankerte Linienschiffe, die eine undurchdringliche Reihe stationärer

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