Galeeren in der Ostsee
Batterien darstellten, und die gewaltige Tre-Kroner-Batterie auf der Insel Amager, die Sechsundsechzig schwere Kanonen aufwies. Dazu kamen andere Kriegsfahrzeuge, Bombenschiffe und Heeresartillerie, die längs des Ufers aufgefahren war.
Gegen diese gewaltige Streitmacht konnte Nelson gerade zwölf Vierundsiebziger einsetzen, vorausgesetzt, sie hatten den letzten Teil der Meerenge unbeschädigt passiert.
Als Bolitho jetzt auf das fortwährende Grollen des Geschützfeuers lauschte, kam ihm die Kühnheit und vielleicht sogar Tollkühnheit des ganzen Unternehmens zu Bewußtsein. Aber ebenso auch die Kaltblütigkeit des Mannes, dessen Flagge auf der
Elephant
wehte, nur wenige Meilen von ihm entfernt. Herrick trat besorgt herzu.
»Ich wünschte, wir wären bei der Flotte, Sir. Es war wohl falsch, sie zu verlassen. Jetzt wird dort jede zusätzliche Kanone dringend gebraucht.«
Bolitho antwortete nicht gleich. Er beobachtete die
Relentless,
eine schon ferne Pyramide leicht schlagender Leinwand, als sie gerade den Kurs nach Backbord änderte. Ein Stück achteraus von ihr stand die
Lookout,
die sicher stets ein Auge auf das Flaggschiff hatte.
Bolitho sagte: »Die Dänen werden nicht eher handeln, als bis Nelson sich selbst engagiert. Wenn seine Flotte morgen ankerauf geht und den Mittelgrund umrundet, ist der Augenblick gekommen, den ich an ihrer Stelle wählen würde. Nelsons Schiffe geraten dann in ein Kreuzfeuer aus drei verschiedenen Richtungen.«
Er beobachtete den Pulverqualm, der sich ausbreitete und die fernen Schiffe und auch die Stadt ihren Blicken entzog. Männer kämpften und starben dort, doch auf dem Achterdeck der
Benbow
spürte man noch nichts von einer Gefahr.
Browne ließ sein Glas sinken und meldete: »Signal von
Relentless
über
Lookout,
Sir: ›Fremdes Segel in Peilung Südost‹.« Nach einem neuerlichen Blick durchs Glas setzte er hinzu: »
Relentless
setzt schon mehr Segel, Sir.«
Bolitho nickte und bemühte sich, die anderen nichts von seinen aufsteigenden Zweifeln merken zu lassen. Kapitän Peel handelte gemäß seinen Instruktionen und verlor keine Zeit damit, weitere unbestimmte Sichtmeldungen abzugeben.
Gewiß war die gesamte dänische Flotte zur Abwehr des bevorstehenden Angriffs aufgeboten. Da würde kein einzelnes Handelsschiff so verrückt sein und zwischen den beiden mächtigen Flotten herums egeln.
Die
Relentless
entfernte sich schnell von ihrem kleineren Gefährten. Bolitho war sicher, daß Peel seine Ausguckposten im Mast sorgfältig ausgesucht hatte, um möglichst schnell zuverlässige Meldungen abgeben zu können.
»Das Geschützfeuer im Norden läßt nach, Sir.« Wolfe ging zum Logbuch, um eine kurze Notiz hineinzuschreiben. »Nelson scheint durchgebrochen zu sein.«
Wie um das zu bekräftigen, rief Browne: »Von
Indomitable,
Sir.
Styx
meldet, daß unsere Flotte in Sicht ist und schon Kurs geändert hat.«
Herrick wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch. »Das ist eine Erleichterung. Zumindest wissen wir jetzt, daß wir für den Rückweg nicht allein sind.«
»An Deck!« Ihr vergessener Ausguck im Vortopp bewirkte, daß alle zu ihm emporschauten. »Geschützfeuer in südlicher Richtung!« Herrick fluchte. »Was, zum Teufel! Peel scheint im Gefecht zu sein.«
»Signal von
Lookout
, Sir. Sie bittet um Erlaubnis zur Hilfeleistung.« Herrick schüttelte den Kopf und schaute fragend Bolitho an. Dieser sagte ruhig: »Abgelehnt! Die
Lookout
benötigt zwei Stunden, bis sie die Fregatte erreicht. Wenn wir inzwischen auf die Galeeren stoßen, brauchen wir sie aber dringend zur Abwehr.«
Browne beobachtete, wie das Flaggensignal zur Rah hochstieg und dort auswehte. Seine eigenen Sorgen waren vergessen, als er den schnellen Austausch von Blicken zwischen Bolitho und Herrick gesehen hatte. Er wußte, was sie dachten. Es mußte immer wieder ein schwerer Entschluß sein, einen Freund oder Verwandten einer Ungewissen Gefahr auszusetzen.
Das Geschützfeuer war nun auch auf dem Achterdeck zu hören. Es klang heftig, aber unregelmäßig und sehr ausgeprägt, was darauf schließen ließ, daß die Schiffe einander auf sehr nahe Entfernung beschossen.
Herrick sagte: »Mr. Speke! Hinauf mit Ihnen, und melden Sie mir, was Sie davon halten.«
Der Leutnant enterte in den Wanten auf, und seine Rockschöße flatterten dabei im Wind.
Wolfe fragte nach kurzem Gruß: »Soll ich Befehl zum Laden und Ausrennen geben, Sir?«
»Nein, dazu ist noch kein Anlaß.«
Seltsam, in Sekundenschnelle war
Weitere Kostenlose Bücher