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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Karte, »dann müssen sie hier an der Nordwestküste liegen.« Er schaute in Bolithos gespanntes Gesicht. »Unter den Kanonen der Festung Visby, zweifellos.«
    Bolitho rieb sich das Kinn und versuchte, die Linien und Zahlen der Karte in Land und See, Wind und Strom umzusetzen.
    »Wenn die Schiffe nicht da liegen, Captain Neale, sind wir umsonst gekommen. Aber Mr. Inskip ist ein Mann, der sehr genau und vorsichtig mit seinen Informationen umgeht. Theoretisch werden sich die Schiffe in schwedischen Hoheitsgewässern befinden, aber da die Russen sie beschlagnahmt haben und die Franzosen an ihnen interessiert sind, habe ich kaum eine andere Wahl, als sie herauszuholen. Wenn die Schiffe befreit sind, ist der Anlaß für einen Krieg beseitigt, und alle Hoffnungen des Zaren auf eine erfolgreiche Landung in England werden wie der Schnee dahinschmelzen.«
    Neale machte ein skeptisches Gesicht.
    Bolitho beobachtete ihn. »Sprechen Sie ruhig aus, was Sie denken, Captain. Ich kenne Kapitän Herricks Art, Sie am Reden zu hindern.«
    »Ich bezweifle, daß der Franzose mit uns rechnet, vorausgesetzt, die
Ajax
ist überhaupt auf dem gleichen Kurs wie wir. Ich bin sehr begierig, mit ihm handgemein zu werden, Sir, denn mein Schiff schuldet ihm noch ein paar Hiebe. Aber offen gesagt: Ich glaube, Sie haben eher Aussicht, einen Krieg auszulösen, als ihn zu verhindern.« Er hob die Hände mit einer hilflosen Geste und sah dabei wieder wie ein Seekadett aus. »Es will mir nicht in den Kopf, warum unser Admiral versäumt hat, dieser Entwicklung rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben.«
    Bolitho blickte zur Seite und rief sich Brownes Worte und Admiral Beauchamps Warnung in Erinnerung. War Admiral Damerum der Anlaß für die Warnung gewesen? Wenn ja, warum? Es gab einfach keinen Sinn.
    »Wie ist das Wetter?«
    Neale lächelte, da er wußte, daß Bolitho mit der Frage nur Zeit zum Nachdenken gewinnen wollte.
    »Es schneit noch, Sir, aber nicht mehr so schlimm. Der Master meint, gegen Morgen würde es aufklaren.«
    Beide schauten tiefsinnig auf die Karte. Bis dahin können sich die Dinge bereits für sie entschieden haben.
    Mit dichtgeholten Brassen und Schoten segelte die
Styx
mit Backbord Halsen stetig nach Norden, wobei immer wieder einzelne Br echer über das Schanzkleid schlugen und sich zur Leeseite über das Deck ergossen. Männer, die durch die Nässe und Kälte zu erstarrt waren, um sich zu unterhalten, beobachteten wachsam Tauwerk und Trimm der Rahen, völlig auf die akuten Mühen und Gefahren konzentriert.
    Querab an der Backbordseite mußte die schwedische Küste liegen.
    Als die Fregatte die Südspitze von Gotland passierte, wurde der Se egang niedriger, aber unregelmäßiger. Der letzte Teil ihrer Reise begann.
    Bolitho war vor dem ersten Tageslicht auf und angezogen und so unruhig, daß Allday es noch schlimmer als sonst hatte, ihn zu rasieren. Noch immer waren die Heckfenster eisbedeckt, aber als die Dämmerung endlich durchbrach, war es heller als sonst; der Tag versprach sogar etwas Sonnenschein.
    Bolitho ergriff seinen Hut und sah Allday an. »Mein Gott, Sie brauchen ja heute endlos, Mann!«
    Allday wischte das Rasiermesser sorgfältig ab. »›Endlos‹ war damals, als Admirale noch Geduld hatten, Sir.«
    Bolitho schenkte ihm ein Lächeln und eilte an Deck, wo ihm der schneidende Wind sofort den Atem verschlug.
    Gestalten eilten überall geschäftig umher, und als Bolitho ein Fernglas aus der Halterung nahm, sah er an Steuerbord – verschwommen noch und unregelmäßig im schwachen Licht – die Küste der Insel Gotland. Sie sah aus wie ein schlafendes Seeungeheuer. Angeblich war sie auch eine seltsame Insel, ein ehemaliges Seeräubernest und in Jahrhunderten immer wieder erobert und zurückerobert. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie die Langboote der Wikinger und die Koggen eines Klaus Störtebecker gegen diese unwirtliche Küste vorstießen, dachte er.
    Neale kam über das Deck und tippte an seinen Hut. »Darf ich ›Klar Schiff zum Gefecht‹ anordnen, Sir? Die Leute haben gefrühstückt, aber der Nutzen einer warmen Mahlzeit wird bald verflogen sein, wenn sie nicht beschäftigt werden.«
    »Machen Sie es, wie Sie es für richtig halten. Sie befehlen hier. Ich bin nur ein Passagier.«
    Neale marschierte weg und verbarg dabei ein Lächeln.
    »Mr. Pickthorn! Lassen Sie ›Klar Schiff zum Gefecht‹ und › Alle Mann auf Gefechtsstationen‹ anschlagen.« Er drehte sich um und fing Bolithos Blick auf, der

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