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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Erinnerungen wachrief. »Und ich möchte, daß es zwei Minuten schneller geht als das letzte Mal, verstanden?«
    Die Sonne machte zaghafte Versuche, das Schneegestöber zu durchdringen, und überzog die steifen Segel mit dem Glanz von altem Zinn. Alles glitzerte; selbst das Haar der Matrosen, die auf ihre Gefechtsstationen rannten, war mit Tropfen von schmelzendem Eis bedeckt, als seien sie eben vom Meeresgrund aufgetaucht.
    Pascoe ging vorbei, schnallte dabei seinen Krummsäbel um und rief die Namen der Leute von der
Benbow
auf. Bolitho fiel auf, daß er sich kurz unterbrach, als er den Namen Babbage rief, den Mann ernst anschaute und ihn nach kurzer Prüfung von den anderen trennte.
    War er Kandidat für eine Beförderung? Oder sollte er wegen einer Nachlässigkeit verwarnt werden? Bolitho fing Pascoes Blick auf und nickte ihm zu. »Nun, da hast du also eine Fregatte, Adam. Wie kommst du dir vor?«
    Pascoes Gesicht überzog ein breites Lächeln. »Wie der Wind, Sir!« Der Erste Offizier, schnaufend vor Anstrengung und mit vom scharfen Wind geröteten Backen, meldete: »Schiff ist gefechtsklar, Sir!« Neale klappte den Deckel seiner Uhr zu. »Gut gemacht, Mr.
    Pickthorn.«
    Dann drehte er sich um und machte eine Ehrenbezeigung zu Bolitho: »Wir folgen Ihrem Befehl, Sir.«
    Browne, der die Vorbereitungen beobachtet hatte und nun die Ruhe auf dem Batteriedeck registrierte, sagte halb zu sich selber: »Aber wohin, möchte ich wissen?«
    Bolitho führte das Teleskop langsam die graue Küstenlinie entlang. Wenn doch bloß das Schneetreiben aufhören wollte! Aber im stillen wußte er, daß der Schnee ihr einziger Verbündeter war, ihr Schutz gegen vorzeitige Entdeckung.
    Gestalten bewegten sich rastlos um ihn herum. Gelegentliches Klirren von Metall oder das Schrammen einer Handspake drangen in die kleine, kreisrunde Welt seines Blickfeldes und beunruhigten ihn. Er versuchte, sich alles in Erinnerung zu rufen, was er auf der Seekarte und in Neales Notizen gelesen hatte. Ein felsiger Landvorsprung mußte irgendwo da vorne an ihrer Leeseite in Sicht kommen, und dahinter sollten die Schiffe liegen. Bolitho biß sich auf die Lippen, um seine jagenden Gedanken und Zweifel im Zaum zu halten. Er hörte Neale fragen: »Soll ich die Flagge hissen, Sir?«
    »Ja, bitte. Und ich empfehle, Kriegsflaggen am Fockmast und am Großmast zu setzen. Wenn unsere gekaperten Handelsschiffe da drüben sind, brauchen sie so viele Hinweise, wie wir ihnen gegen können.«
    Er blickte zur Besanstenge empor, wo seine eigene Flagge wehte, seit er von der
Benbow
übergestiegen war. Sie konnte bei den Franzosen – oder wer sie auch angreifen würde – den Eindruck erwecken, als wären weitere britische Schiffe zur Unterstützung im Anmarsch. Selbst sehr junge Admirale pflegten nicht auf einer einzelnen Fregatte herumzustreifen.
    Bolitho fragte: »Wie ist der Wind?«
    Der Master antwortete sofort: »Hat einen Strich gedreht, Sir. Kommt aus Nordwesten.«
    Bolitho nickte. Er war viel zu sehr von seinen Gedanken in Anspruch genommen, um zu merken, daß ein scharfer Ton in seine Stimme gekommen war.
    »Lassen Sie drei Strich abfallen. Wir wollen die Landzunge so dicht wie möglich umfahren.«
    Der Master sagte: »Jawohl, aber ich…«, fing jedoch Neales Blick auf und ließ seinen Einspruch ungesagt.
    Das große Steuerrad drehte sich knarrend, drei Mann standen breitbeinig daran, um auf den vereisten Decksplanken das Gleichgewicht zu halten, und beobachteten Segel und Kompaß wie Habichte.
    Schließlich meldete der Master: »Kurs Ost zu Nord liegt an, Sir.« Bolitho achtete nicht auf die Seeleute, die umherrannten, um Segel und Rahen zu trimmen, noch auf das Getrampel der Leute auf dem Achterdeck, die das gleiche für den Besanmast taten. Neale hatte eine Menge gelernt. Allein unter Marssegeln, Fock und Klüver reagierte die
Styx
gut und drängte unter ihrer vereisten Leinwand vorwärts, als wolle sie sich aus eigenem Antrieb in die Schlacht stürzen.
    Er blickte auf die Geschützbedienungen, die – um sich gegenseitig warmzuhalten – zusammengerückt, aber jederzeit sprungbereit waren. Der Sand, der um die langen Zwölfpfünder aufs Deck gestreut worden war, damit die Leute nicht ausrutschten, hatte sich in flüssiges Gold verwandelt.
    Wie leuchteten die roten Röcke der Seesoldaten in dem eigenartigen Licht! Unter der Schneekappe, die sich auf ihren Hüten gesammelt hatte, sahen sie aus wie weihnachtliches Kinderspielzeug.
    Er sah Pascoe bei den

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