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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verwendet.«
    Pascoe tippte an seinen Hut und marschierte zur Laufbrücke.
    Als er außer Hörweite war, rief Bolitho: »Mr. Wolfe, einen Augenblick bitte!«
    Bolitho war schon ziemlich groß, aber Wolfe gegenüber kam er sich wie ein Zwerg vor.
    »Sir?«
    »Ich habe eben unfreiwillig Ihre Gespräch mit angehört. Vielleicht sind Sie bereit, Ihr Wissen mit mir zu teilen?«
    Wolfe grinste ohne einen Anflug von Verlegenheit.
    »Gewiß, Sir. Ich sprach den Offizier, der das Preßkommando in Plymouth führte, als er uns einige Leute an Bord brachte. Er erzählte mir alles über Babbage. Daß er mit einer Nachricht für einen Lagerverwalter nach Plymouth geschickt worden war.«
    »Ein langer Weg von Bodmin, nicht wahr, Mr. Wolfe?«
    »Aye, Sir. So ist es. Jemand wollte ihn aus dem Weg haben. So schickte man ihn dorthin, wo sich niemand mit der Tatsache, daß er von einem Preßkommando eingefangen wurde, lange aufhalten würde. Wenn Sie verstehen, was ich meine, Sir?«
    Bolitho schaute finster drein. »Penels Mutter?«
    »Das nehme ich an, Sir. Ihr Mann tot, ihr Sohn auf See – da hat sie sich wohl nach einem neuen, hm, Ehemann umgesehen. Babbage war ihr lästig, er lebte mit im Haus, sah und hörte alles. Sie konnte nicht wissen, daß Babbages Ankertau sich ausgerechnet in dem unseres jungen Herrn Penels verfangen würde.«
    »Vielen Dank, daß Sie mich informiert haben.«
    Bolitho dachte an den unglücklichen Babbage. Daß sie einen unbequemen oder unerwünschten Bedienten auf diese Weise loswerden konnten, war Unternehmern und Landbesitzern nicht unbekannt. Man schickte ihn mit einen Auftrag weg und benachrichtigte gleichzeitig einen Werber oder das Preßkommando. Das weitere ergab sich dann von selbst.
    Wolfe fügte hinzu: »Mr. Pascoe wird ein guter Offizier werden, Sir. Und das sage ich nicht, um mich bei Ihnen beliebt zu machen. Auch er wird die Ränke von Frauen noch kennenlernen. Warum soll man ihn schon jetzt mit solchen Dingen belasten.«
    Er machte eine kurze Ehrenbezeigung und ging mit langen Schritten davon.
    Bolitho nahm seinen Marsch wieder auf. Dieser linkische Erste Offizier hatte also noch eine andere Seite, dachte er. ›Nicht um mich bei Ihnen beliebt zu machen‹! Man brauchte ihn nur anzusehen, um das zu glauben.
    »An Deck!
Lookout
in Sicht. Über den Luv-Bug!«
    Bolitho sah, daß der Wachoffizier eine Eintragung über die erste Sichtmeldung des Tages in das Logbuch machte. Weit hinter der Ko rvette würde Kapitän Rowley Peel auf seiner
Relentless
eifrig den sich langsam aufhellenden Horizont absuchen. Sooft er an den hart errungenen Sieg der
Styx
dachte, wünschte er bestimmt für sich und sein Schiff eine ähnliche Chance herbei. Er war sechsundzwanzig, und das war auch schon alles, was Bolitho über ihn wußte. Bis jetzt.
    Auf der Lee-Laufbrücke hörte man Fußgetrampel. Ein bulliger Bootsmannsmaat bewegte sich schwerfällig nach achtern und beugte sich zu dem Offizier hinab, der gerade dabei war, das Logbuch wieder in seine Segeltuchhülle einzuschlagen.
    »Verzeihung, Mr. Speke, Sir. Im unteren Batteriedeck hat es eine Keilerei gegeben. Ein Mann hat einen Unteroffizier mit einem Schemel niedergeschlagen.«
    Speke, der Zweite Offizier, war laut Herrick ein tüchtiger Offizier, aber mit der Neigung, zu rasche Entschlüsse zu fassen.
    Jetzt erwiderte er scharf: »Gut, Jones. Melden Sie es dem Wachtmeister, ich werde es für den Ersten Offizier ins Logbuch eintragen. Wer ist es übrigens?«
    Irgendwie – es gab dafür keine vernünftige Begründung – wußte Bolitho schon, wer es war.
    »Babbage, Sir. Von Mr. Pascoes Division.« Und als wäre es ihm eben noch eingefallen, fügte er grob hinzu: »Er hat den Unteroffizier krankenhausreif geschlagen, Sir. Den Schädel gespalten hat er ihm!« Speke nickte bedeutungsvoll. »Das war’s, Jones. Gehen Sie zu Mr.
    Swale. Melden Sie ihm, daß wir eine Strafgräting auftakeln müssen.« Bolitho wandte sich zum Niedergang. Der Appetit auf ein Frühstück war ihm vergangen.
    Es war schon schlimm genug, hier auf der Suche nach dem Feind herumzukreuzen, zu kämpfen und – falls nötig – zu sterben. Nun außerdem eine Prügelstrafe zu vollziehen, würde ihnen kein bißchen weiterhelfen.
    »Haben Sie neue Befehle für mich, Sir?« Herrick stand, den Hut unter den Arm geklemmt, im Türrahmen. Sein abgetragener Bordmantel paßte nicht recht in die neu möblierte Kajüte.
    Bolitho lauschte in die große Stille, die das Schiff und seine sechshundertundzwanzig

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