Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Midshipman Penels auf der Backbord-Laufbrücke stehen und zu den Schiffen hinüberschauen. Als das vor Anker liegende Geschwader höher herauskam, sah er Pascoe sich umdrehen und mit fragendem Ausdruck nach achtern schauen.
    Neale sagte: »Gebt mir mal ein Glas!» Er schaute an der anderen Fregatte vorbei, die elegant wendete und zum Geschwader zurücksteuerte. »Captain Herrick ist klar zum Ankeraufgehen, scheint es.« Er übergab Bolitho das Glas und beobachtete seine Reaktion.
    Bolitho richtete das Glas auf den feucht schimmernden Rumpf der
Benbow,
die vor kurzgeholter Ankertrosse dümpelte. Die Segel waren lose aufgeholt und nicht so sauber festgezurrt, wie man erwartet hätte. Die Ankertrosse zeigte fast auf und nieder, genau wie bei den anderen Zweideckern. Er fühlte sich plötzlich unbehaglich, sagte aber so ruhig er konnte: »Wir müssen noch etwas Geduld haben.«
    Neale schüttelte bedenklich den Kopf. Dann rief er: »Setzen Sie die Bramsegel, Mr. Pickthorn! Wir haben es eilig!«
    Der Signalfähnrich der
Benbow
ließ sein Teleskop sinken und meldete: »Das Geschwader ist Anker auf, Sir!«
    Bolitho griff in die Hängemattsnetze und beobachtete erst eines, dann das nächste Schiff, dessen Segel sich füllten oder wieder killten, und das sich dann durch den Winddruck auf die Seite legte, bis sie ihr Manöver beendet hatten. Wolfe, der Erste Offizier, führte das Kommando auf dem Achterdeck, aber offenbar nicht ganz im Sinne Herricks, was dessen Nervosität erklärte.
    Es war erst knapp fünfzehn Minuten her, seit Bolitho durch die Einlaßpforte geklettert war, fünfzehn Minuten, die mit vielerlei Tätigkeiten und scheinbarem Durcheinander erfüllt gewesen waren. Die Se eleute hatten unmittelbar nach seinem Anbordkommen auf den Rahen ausgelegt oder an Fallen und Brassen geholt, als hätten sie es wie ein Startsignal erwartet.
    Zwischen den vielerlei Dingen, die Herrick erledigen mußte, hatte er berichtet: »Ein Kurierschiff ist von Sheerness gekommen, Sir. Der Kommandant hatte Depeschen für Admiral Damerum, aber dessen Geschwader war inzwischen schon mit verschiedenen Zielen fortgesegelt.« Einige Sorgenfalten auf seinem Gesicht hatten sich bereits geglättet, als er dankbar hinzusetzte: »Bei Gott, es ist gut, daß Sie zurück sind, Sir. Ich wußte wirklich nicht, was ich tun sollte.«
    In den kurzen Pausen zwischen Kommandos, die Herrick für Kursänderungen oder Segelkommandos gab, und während sich das Geschwader zur Kiellinie formierte, erfuhr Bolitho stückweise, was geschehen war. Er unterbrach oder drängte Herrick kein einziges Mal, denn er wollte es in dessen eigenen Worten hören und nicht in sorgsam für seine Ohren präparierter Rede.
    Die wichtigsten Tatsachen: Ein französisches Geschwader war aus Brest ausgebrochen und in der Weite des Meeres verschwunden. Es wurde von Vizeadmiral Alfred Ropars befehligt, einem erfahrenen und wagemutigen Offizier. Er hatte das schreckliche Wetter ausgenutzt, aber mehr noch: zwei seiner Fregatten hatten im Schutz der Dunkelheit das britische Vorpostenschiff nahe an der Küste überfallen und erobert. Bolitho mußte an Inskips Ansichten über Autorität und Verantwortung eines Kommandanten denken. Der Kommandant der gekaperten Fregatte würde alles verlieren. Seine früheren Verdienste, seine ganze makellose Karriere würden nicht ausreichen, diese Panne ungeschehen zu machen.
    Aber Bolitho wußte auch, wie leicht so etwas passieren konnte. Hin und her, auf und ab, bei jedem Wetter und jedem Seegang, da wurden die windzerzausten Schiffe des Blockadegeschwaders oft zu sicher, zu überzeugt davon, daß die Franzosen vernünftig genug sein würden, im Hafen zu bleiben, statt einen Kampf zu riskieren.
    Ropars mußte den richtigen Zeitpunkt gewählt haben. Nachdem er das Patrouillenschiff aufgebracht hatte, waren seine schweren Schiffe im Morgengrauen ausgelaufen und verschwunden.
    Die Information des Kurierschiffes war dürftig bis auf einen Punkt: Ropars war nach Norden gesegelt. Nicht nach Westen, Richtung Karibische See, oder nach Süden, zum Mittelmeer, sondern nach Norden.
    Herrick sagte verzweifelt: »Ich war hin- und hergerissen. Wir mit unserem kleinen Geschwader hier anstelle von Admiral Damerum und Sie – wie ich vermutete – in Kopenhagen. Die Admiralität nimmt an, daß Ropars eine Landung mit gleichzeitiger Volkserhebung in Irland unterstützen will. Da unsere Flotte so weit verstreut ist, scheint der Augenblick für einen derartigen Versuch gut

Weitere Kostenlose Bücher