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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verhängt. Herrick war an der unteren Grenze geblieben, um das Opfer zu schonen, aber ohne die Autorität des Unteroffiziers zu untergraben, wenn er wieder zum Dienst kam.
    Ein neuer Schlag.
    Bolitho stand abrupt auf, die schrecklichen Schreie drangen ihm wie Messer in die Ohren.
    Die Trommel schlug jetzt unregelmäßig, und irgend jemand rief Befehle, welche die Ordnung wiederherstellen sollten.
    Und dann hörte Bolitho einen anderen Schrei, von weit weg, aus schwindelnder Masthöhe.
    »
Lookout
setzt Signal, Sir!«
    Bolitho nahm wieder Platz, aber sein Herz schlug gegen die Rippen, und seine Finger krampften sich um die Armlehne. Das Schreien ging weiter, obwohl die Schläge aufgehört hatten.
    Es kostete ihn physische Anstrengung, ruhig sitzenzubleiben. Er sagte: »Nun erklären Sie mir kurz, welche Schriftstücke ich unterschreiben soll.«
    Yovell schluckte. »Hier, Sir.« Er legte die Segeltuchhülle mit den sorgfältig geschriebenen Briefen auf den Tisch.
    Bolithos Augen wanderten über die runden Buchstaben, sahen aber nur die kleine Korvette, die ihre Signalflaggen hißte, mit denen sie zweifellos eine Meldung von der
Relentless
wiederholte.
    Es klopfte, und Browne trat vorsichtig ein.
    »Signal von der
Relentless
, Sir: fünf Segel im Nordwesten.«
    Bolitho erhob sich. »Vielen Dank. Halten Sie mich auf dem laufenden.« Als der Flaggleutnant sich zum Gehen wandte, fragte er: »Was ging an Deck vor?«
    Browne sah ihm direkt ins Gesicht. »Der Delinquent konnte den Schmerz nicht ertragen, Sir. Nach fünf Schlägen bat der Schiffsarzt den Bootsmannsmaaten, so lange einzuhalten, bis er ihn untersucht hatte.« Er lächelte kurz. Babbage kann sich beim Ausguck bedanken, daß der seine Augen offenhielt. Er ist ein Glückspilz.«
    »So kann man es auch sehen.« Bolitho faßte einen Entschluß. »Ich werde mit Ihnen an Deck gehen.« Er schaute sich nach seinem Hut um, als Ozzard auch schon damit erschien.
    Zusammen traten sie unter der Hütte hervor in den schneidend kalten Wind.
    Die Gräting, an der Babbage während des Strafaktes gehangen hatte, war noch an der Laufbrücke festgelascht. Ein Mann der Wache wischte gerade dunkle Blutstropfen weg.
    Herrick schritt auf sie zu, das runde Gesicht eine einzige Frage. Bolitho lächelte. »Ich komme nur hoch, um mehr über die fünf Segel zu erfahren.« Er sah, daß die Spannung aus Herricks Zügen wich.
    »War es schlimm?«
    »Ziemlich. Ich hätte es ohnehin abgebrochen.« Herrick wandte sich ab, um das Wiederholungssignal zu beobachten, das für die anderen Schiffe an der Besanrah gehißt wurde. Die Flaggen wehten nach Steuerbord voraus aus.
    Er sagte: »Die fünf Schiffe, wer sie auch sein mögen, haben die Luvposition, Sir.«
    Bolitho nickte beruhigt. Herricks nüchterner Verstand, seine berufsmäßige Registrierung aller Einzelheiten hatte wieder die Oberhand.
    Er sagte: »Es wird fast zwei Stunden dauern, bis wir Näheres ausmachen können. Lassen Sie die Leute essen, bevor wir ›Klar Schiff zum Gefecht‹ anschlagen.«
    Herrick sah ihn grimmig an. »Sie glauben tatsächlich, daß es Ropars’ Geschwader ist, Sir?«
    Loveys, der bleichgesichtige Schiffsarzt, kam nach achtern, um über Babbages Zustand zu berichten. Er sah selber wie der wandelnde Tod aus.
    Bolitho fragte: »Glauben Sie’s nicht, Thomas?«
    Herrick zog eine Grimasse. »Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal das Insichtkommen eines Feindes begrüßen würde. Aber nach diesem Auftritt mache ich eine Ausnahme.«
    Bolitho horchte auf das Getrappel eiliger Füße und vermutete, daß Herricks Ausguckposten endlich die anderen Schiffe gesichtet hatte. Er schluckte eine weitere Tasse starken Kaffees hinunter und warf Allday einen vorwurfsvollen Blick zu, als er Brandy darin schmeckte.
    »Sie wissen doch, daß ich in solchen Augenblicken nie Alkohol trinke!«
    Allday blieb unbewegt. »Bisher waren wir auch in wärmeren Zonen, Sir. Dies gibt Ihnen Kraft.«
    Der Posten rief durch die Tür: »Fähnrich der Wache, Sir!« Es war Aggett, der älteste ›junge Herr‹ der
Benbow
.
    Bolitho sah ihn so ruhig an, wie es ihm möglich war.
    »Meldung von Mr. Browne, Sir. Wir haben soeben ein weiteres Signal von der
Relentless
bekommen.«
    Bolitho sagte geduldig: »Schön, Mr. Aggett, aber ich kann leider keine Gedanken lesen!«
    Der Junge errötete. »Acht fremde Segel im Nordwesten, Sir.«
    Bolitho verdaute diese neue Nachricht. Es waren also acht. Ihre Chancen verschlechterten sich.
    Er sagte: »Empfehlung an den

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