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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Fünfzehnjährige, rutschte etwas unschlüssig auf dem Stuhl herum. Die Müllbeutelnummer war schon verbraucht und eine elegante Lösung daher in der Kürze der Zeit nicht verfügbar. Sie verzog sich wortlos.
    Schielin schüttelte den Kopf und angelte sich ein Stück Bergkäse vom Brett. »Muss ich was wissen?«, fragte er und war froh, als seine Frau nur den Kopf schüttelte, ein weiteres Stück Käse mehr abschlug als schnitt, und mit einer aggressiven Bewegung in den Mund stopfte. Ihr zurückhaltender Zorn milderte sich, nachdem sie ein, zweimal heftig ihre Kiefer hatte mahlen lassen. Mehr Informationen brauchte er nicht. Er stöhnte mitfühlend, um seine Anteilnahme kundzutun. Es war einfach schwierig. Laura machte auch ihn manchmal schier wahnsinnig. Wobei er meinte, Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Seit einiger Zeit kam er besser mit ihren Eskapaden zurecht. Für eine Pubertierende war er nun eben mal Feindbild. Gerade er – ein Bulle. Ziemlich peinlich für das Töchterchen. Er hätte seine Haare grün oder rosa färben lassen können, sich ein ganzes Stachelschwein durch Oberlippe, oder sonst wo gut sichtbar und hinderlich, piercen lassen können – es hätte nichts genutzt. Gleich was er angestellt hätte. Für Laura war er Feindbild. Also ließ er es sein, sich in irgendeiner Weise zu verstellen, machte weder auf Kumpel noch auf Tyrann, blieb einfach wie er war und wartete. Wartete im Vertrauen darauf, dass die Zeit für ihn und Marja arbeitete und es vorübergehen mochte.
    Jedenfalls war er heute froh, nicht in Details eingeweiht worden zu sein. Er zog sich um, setzte sich aufs Fahrrad und fuhr das kurze Stück hinüber zur umzäunten Streuobstwiese, um Ronsard einen Besuch abzustatten. Die beiden Friesen kamen sofort an den Zaun getrabt, als sie ihn erblickten. Am Lenker seines Rades baumelte der gelbe Eimer: Hafer mit Gerste. Im Gegensatz zu den Friesen verharrte Ronsard zunächst am anderen Ende der Weide, sah aufmerksam in Schielins Richtung und folgte dem, was sich vorne am Zaun tat. Langsam näherte er sich schließlich, mit überlegten und festen Schritten. Elegant sah das zwar nicht aus, aber es strahlte Selbstsicherheit und Beharrlichkeit aus. Schielin rieb ihm kräftig den Nasenrücken, als er endlich am Zaun angekommen war. Ronsard war groß. Viel größer als man sich einen Esel vorstellen mochte. Er war geradezu riesig. Wie es sich eben für einen fast reinrassigen Grand-Noir du Berry gehörte. Der stand nun auf einer Weide hoch über dem Bodensee – ein groß gewachsenes, stolzes Tier mit störrischem Kopf, glänzend schwarzem Fell und einer unglaublichen Tute von Schreiorgan, so dass es unmöglich war, ihn in nächster Nähe von Häusern unterzubringen. So war die alte Obstweide ein Stück draußen, nahe am Wald, gerade recht. Zurzeit allerdings war nichts mehr von Ronsard zu hören. Schielin wusste nicht weshalb, aber er schrie nicht mehr, und langsam begann er sich ein wenig Sorgen zu machen, denn er mochte seinen Esel. Die Friesen waren für Marja und die Kinder; Ronsard hingegen war ihm vorbehalten und bis heute hatte er es nicht bereut, ihn vor einigen Jahren in einer unüberlegten Aktion gekauft zu haben. Etwas eigenwillig zwar, aber andere legten sich Freundinnen zu, holten sich ihren Kick mit Affären und finanzierten dann ihre Scheidungen. Schielin war da mit Ronsard glücklicher, wenngleich es ihm immer noch argwöhnische Blicke einbrachte, wenn er mit seinem Esel unterwegs war. Er genoss diese Wanderungen; diese Zeitspannen kontrollierter Einsamkeit. Im Moment war dafür allerdings keine Zeit. Nicht mal für einen kleinen Abendspaziergang, die Leiblach hinunter und übers Wannental und Streitelsfingen wieder zurück.

Ein Toter
    Es vergingen drei weitere Tage, in denen Ronsard stumm blieb, die Karlsruhe unbeirrbar zwischen Meersburg, Bregenz und Rorschach ihre kurzlebigen Spuren ins Wasser schnitt, die Kolonne an Autos und Menschen, die über die Seebrücke zog, nicht abzureißen schien und tausende Erholungssuchende ins Eichwaldbad strömten, wo sie sich vor der mittelalterlichen Fassaden- und Turmkulisse der Insel gleißenden Sonnenstrahlen auslieferten. Die mutigeren unter ihnen wagten sich sogar schon in den See, dessen Pegel langsam stieg, mäßig angetrieben von kalten Tauwassern, die der Rhein, angereichert mit Schlamm, Steinen und Holz, aus den Bergen heranbrachte, wie seit Jahrtausenden.
     
    Dann, von einer Stunde zur anderen, wurde den Empfindsamen und

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