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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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beobachtete die Szene. Hastig entfernte Erik sich von Mirna und steuerte auf seinen Vorgesetzten zu.
    »Wer war das?«
    »Keine Ahnung!«
    »Was heißt hier keine Ahnung?«, hakte Schnur nach.
    »Das heißt, dass ich diese Frau nicht kenne.«
    »So, wie die dich angemacht hat?«, widersprach Schnur. »Antworte mir bitte ehrlich! Ich bin kein verblödeter alter Trottel, seit ich zum Dienststellenleiter befördert worden bin.«
    Erik gab nach und berichtete, wo seine erste und bisher einzige Begegnung mit Mirna stattgefunden hatte.
    »Und warum ist sie hier?«
    Als Erik mit den Schultern zuckte, wurde der Vorgesetzte ungehalten: »Kommt dir diese Frage nicht zufällig bei dem Gedanken, dass sie zur gleichen Zeit wie du das Haus verlassen hat und dann auch am Tatort anzutreffen ist?«
    Erik überlegte eine Weile, bis er endlich kapierte, was Schnur meinte. »Du denkst, sie wusste schon vor uns von dem Mord?«
    »Klar! Du wirst sie jetzt danach fragen!«
    Erik drehte sich um und wollte sie ansteuern. Doch sie war nicht mehr zu sehen. Durch seine Größe überragte er einen großen Teil der Schüler, sodass es ein Leichtes für ihn war, über die Köpfe hinweg nach ihr zu suchen. Doch das einzige, was er sich einhandelte, waren schmerzende Füße. In der Eile trampelten die Schüler ohne Rücksicht auf Verluste. Da waren Leinenschuhe bestimmt nicht die beste Wahl, erkannte Erik griesgrämig. Aber Mirna sah er nirgends.
    Er eilte hinter Schnur her, der das Schulgebäude inzwischen erreicht hatte, und erklärte: »Sie ist weg.«
    »Die hat sich mal schnell verdrückt«, erkannte Schnur. »Sollten wir schon eine erste Verdächtige unter diesen vielen Schülern gefunden haben?«

Kapitel 6
    »Bist du total übergeschnappt?«, schrie Yannik Hoffmann und riss Mirna am Arm durch die Menge von Schülern, bis sie hinter dem gelben Schulgebäude angelangt waren.
    »Nee! Aber du! Was soll das, mich über den Hof zu schleppen?« Mirna wehrte sich und riss ihren Arm los.
    »Der Typ ist Bulle«, brachte Yannik als Erklärung hervor. Seine Erregung war so groß, dass sich seine Stimme überschlug.
    »Ja und?«
    »Und du baggerst den noch an! Ich fass es einfach nicht.«
    »Ist doch geil! Besser einen Bullen als einen ewigen Studenten, der nichts rafft.«
    »Kapierst du denn nicht?«
    »Was ist los mit dir?«, fragte Mirna überrascht. »Warum hast du so Schiss vor einem Bullen?«
    »Das, was wir vorhaben, wird der wohl kaum gut finden.«
    »Das müssen wir ihm nicht gerade unter die Nase binden«, kam es schlau von Mirna zurück.
    »Dann mach ihn nicht noch an. Wenn deine Hormone verrückt spielen, könntest du dich verplappern.«
    Die Ohrfeige sah Yannik nicht kommen. Verdattert starrte er Mirna an.
    »Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Klar«, fand Yannik seine Stimme wieder. »Du bist schlauer als dieser Erik Tenes. Du bist auch nur beim Abi durchgefallen. Mit dem Ergebnis kannst du es mit jedem Bullen aufnehmen.«
    »Jetzt wirst du unfair!«
    »Wie du mir, so ich dir.«
    »Ist dir nicht mal der Gedanke gekommen, dass gerade ein Bulle für uns nützlich sein kann?«, versuchte es Mirna eben anders.
    Yannik schaute sie fragend an, worauf sie erklärte: »Durch ihn bleiben wir immer auf den Laufenden, was unseren baumelnden Deutschlehrer betrifft.«
    »Du tust nicht nur so, du bist wirklich so naiv«, stöhnte Yannik. »Glaubst du allen Ernstes, dass er dir brühwarm von seinen Ermittlungen erzählt?«
    Mirna fuhr mit ihrer Hand in die Tasche ihrer kurzen Hüftjeans. Da spürte sie ihn. Den Schlüssel. Der könnte ihr noch so manche Information einbringen. »Lass mich nur machen«, meinte sie grinsend. Der Schlüssel fühlte sich gut zwischen ihren Fingern an. Vorfreude keimte in ihr auf.
    »Lass den Quatsch!«, befahl Yannik. »Du hast bis jetzt nichts auf die Reihe gekriegt, dann wird dir das bei diesem Bullen auch nicht gelingen.«
    »Aber du bist derjenige, der alles beherrscht und immer alles zu Ende bringt.« Mirnas Gesicht lief rot an vor Zorn. »Wo wärst du heute, wenn deine Eltern dich nicht regelmäßig gut bezahlen würden? Als Student bist du jedenfalls eine Niete. Wie viele Semester hast du schon und immer noch nichts gepeilt?«
    »Gleichstand!« Yannik gab sich geschlagen.
    Aber Mirna war noch nicht fertig. »Außerdem wohnst du seit einem halbem Jahr neben diesem Typ und weißt noch nicht einmal, dass er Bulle ist.«
    »Wenn er eine geile Braut wäre, wüsste ich mehr.«
    Mirna überlegte kurz, dann fragte sie in einem

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