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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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besänftigten Tonfall: »Von deinem Fenster aus kannst du doch in seine Wohnung rein sehen – ob gewollt oder ungewollt. Schließlich liegen die Fenster zu euren Wohnungen im rechten Winkel zueinander. Oder?«
    Yannik ahnte schon, was sie wissen wollte.
    »Was hast du bei ihm beobachtet? Hat er eine Freundin? Oder mehrere? Treibt er es bunt? Oder was macht er?«
    »Ich sehe ihn selten in seiner Wohnung. Und wenn er mal zuhause ist, ist er allein.«
    »Allein?« Mirnas Augen leuchteten auf.
    Yannik nickte resigniert.
    »Geil! So ein Typ ist allein!«
    »Ich wusste nicht, dass du auf alte Männer stehst«, murrte Yannik. »Schau mich an! Ich bin jung und knackig. Da hast du mehr davon.«
    »Erik ist doch nicht alt«, widersprach Mirna. »Der ist genau im richtigen Alter für mich. Die Reife, die der ausstrahlt … Das ist es, was ich brauche.«
    »Mirna Voss!«, schallte es plötzlich laut an Mirnas Ohr. »Du immer noch hier? Ich dachte, du hast es schon wieder versiebt.«
    Lara Ferringer aus der Oberstufe stand hinter ihnen. Ihre platinblonden Haare reichten ihr bis zum Po, den ein spärlicher Stofffetzen nur dürftig bedeckte.
    »Du doch auch! Oder habe ich etwas falsch verstanden?«, feixte Mirna.
    »Ich genehmige mir noch einen zweiten Versuch.« Lara lachte aufgesetzt. »Aber du? Ich dachte, du hättest längst aufgegeben. Warum überrascht es mich nicht, dass du ausgerechnet heute hier bist?«
    »Hey, Puppe! Bleib geschmeidig«, spottete Mirna. »Warum sollte ich an einem Tag, an dem endlich mal was Aufregendes in dieser Schule passiert, nicht hier sein.« Mit einer Hand fuhr sie sich lasziv durch ihre strubbeligen schwarzen Haare, um nicht in Lara Ferringers Schatten stehen zu müssen. »Ich überlege nämlich ernsthaft, einen neuen Versuch zu wagen. Was oder wer steht mir jetzt noch im Weg?«
    Die beiden Frauen warfen sich Blicke wie Giftpfeile zu. Während Mirna ein selbstgefälliges Grinsen aufsetzte, tat Lara Ferringer so, als würde sie ernsthaft über die Frage nachdenken, bis sie sagte: »Mathilde Graufuchs.«
    »Stimmt! Die Alte gibt es auch noch«, erkannte Mirna. Sie überlegte eine Weile und fügte an: »Aber glaub mir. An der soll es nicht liegen.«

Kapitel 7
    Der Tote lag inzwischen auf dem Boden. Der Gerichtsmediziner beugte sich über ihn, um ihn zu untersuchen. Schnur und Erik traten hinzu. Es war mucksmäuschenstill. Esther stand an einer Tafel voller Plakate und erweckte den Eindruck, als würde sie interessiert lesen. Es dauerte eine Weile, bis Schnur sie dort erblickte.
    »Schön ein Lebenszeichen von dir zu sehen«, begrüßte er seine Mitarbeiterin.
    Alle Blicke richtete sich auf die blonde Kommissarin, deren Gesicht rot anlief. »Was soll das heißen?«, fragte sie empört.
    »Ich habe dich heute Morgen nirgends erreicht«, erklärte Schnur. »Da brauche ich einmal einen fahrbaren Untersatz, um zum Tatort zu gelangen, dann erreiche ich dich nicht.«
    »Ich hatte einen Platten«, wehrte sich Esther.
    »Am Auto oder am Handy?«
    »Jetzt wirst du unfair«, protestierte Esther. »Vermutlich war ich gerade in einem Funkloch. Ich hatte nicht auf mein Handy geachtet.«
    »Das ist aber seltsam. Gerade in solchen Momenten soll das Handy doch eine Hilfe sein.«
    »Ich hatte Hilfe in Form eines freundlichen Menschen«, entgegnete Esther.
    Schnur beschloss, das Thema zu wechseln. Also fragte er: »Hast du hier schon etwas in Erfahrung bringen können?«
    Esther zögerte einen Augenblick, vergewisserte sich, dass diese Frage keine Fangfrage war, bevor sie antwortete: »Nur, dass der Schulleiter in seinem Büro sitzt, schwitzt und auf dich wartet. Sein Büro liegt im zweiten Stock. Dort.« Sie zeigte in eine Richtung, in der Schnur lediglich die bunten Platten der Balustrade sehen konnte. »Die Schüler, die ihn gefunden haben, sind nicht wirklich eine Hilfe für uns. Es waren einfach zu viele. Sie gehören zur Oberstufe, also zu den älteren, was es für uns noch schwieriger macht.«
    »Warum das?« Schnur stutzte.
    »Na ja. Die waren nicht wirklich geschockt, sondern eher aufsässig, wollten keine Fragen beantworten und haben sich einfach aus dem Staub gemacht«, antwortete Esther.
    »Wer war bei dir, als du versucht hast, mit ihnen zu sprechen?«
    Esther schaute sich um, bis sie einen Mann mit wilden schwarzen Locken erblickte. »Anton Grewe«, antwortete sie.
    »Wo ist Horst Hollmann?«, fragte Schnur. »Wir sind zurzeit unterbesetzt, da können wir uns keine weiteren Ausfälle

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