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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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Dempsey.
    »Vielleicht«, stimmte ich zu. »Aber vielleicht hilft uns das auch, den Todeszeitpunkt näher zu bestimmen.«
    Dempsey nickte. »Möglich. Wer war das?«
    »Steht da nicht. Nur dass es zwanzig nach zwei war – heute Morgen. Das war kurz nachdem ich ihn allein gelassen hatte«, sagte ich. »Vielleicht hat er jemanden angerufen.«
    »Lassen Sie mich mal sehen«, sagte Dempsey und nahm das Telefon. Er spielte eine Weile an den Tasten herum, bis er eine Nummer hatte, die er laut vorlas. Erneut gab das Telefon ein lautes, warnendes Piepsen von sich. »Die Batterie ist gleich leer«, sagte er. »Schreiben Sie das auf.«
    Er las die Telefonnummer erneut vor. Ich hatte kein Notizbuch dabei, und da sonst nichts zur Hand war, speicherte ich die Nummer in meinem eigenen Mobiltelefon ab. Irgendwie kamen die Ziffern mir bekannt vor, doch ich konnte die Nummer nicht zuordnen.
    McLaughlins Telefon gab einen letzten Warnton von sich, dann war es still. Dempsey legte es zurück auf den Nachttisch, dann musterte er die Nummer im Display meines Mobiltelefons, als könnte sie uns etwas verraten.
    »Könnte seine Schwester sein«, sagte ich. »Oder sein Anwalt.«
    »Gibt nur einen Weg, das rauszufinden«, sagte Dempsey, beugte sich vor und drückte die Verbindungstaste an meinem Telefon, ehe ich protestieren konnte. Die Ansicht wechselte von der Telefonnummer zu einem Namen, dessen Nummer ich bereits gespeichert hatte. Und nun fragte ich mich, welche Verbindung zwischen Paddy Hannon und Danny McLaughlin bestehen mochte und warum dieser ihn mitten in der Nacht angerufen hatte.
    Dempsey ging unten im Leichenschauhaus vorbei, um den vorläufigen Befund zum Mord an Danny McLaughlin abzuholen, dann fuhren wir zurück zur Wache. Während er fuhr, las ich mir die Aufzeichnungen durch. McLaughlin war den Schätzungen der Gerichtsmedizinerin zufolge um kurz nach zwei Uhr morgens getötet worden, kurz nachdem ich ihn verlassen hatte. Die Kehle war ihm mit einem langen, scharfen Messer mit einer glatten Klinge durchgeschnitten worden, was die Schuld von Seamus Purdy, den man mit einem Brotmesser mit Sägeklinge gefasst hatte, zumindest mit einem Fragezeichen versah. Er mochte vorgehabt haben, McLaughlin zu töten, aber in diesem Stadium deutete die Beweislage darauf hin, dass er es wahrscheinlich nicht gewesen war.
    Doch als wir auf der Wache eintrafen, erfuhren wir, er habe bereits ein Geständnis unterzeichnet. Deegan erzählte seinem Vorgesetzten ganz aufgeregt davon und war ausgesprochen enttäuscht, als dieser ihm sagte, er solle mir das Geständnis übergeben und mich eine Weile mit dem Mann allein lassen. Dann machten die beiden sich auf die Suche nach Paddy Hannon.
    Purdy sah erschöpft aus, als ich den Vernehmungsraum betrat. Sein Atem in dem geschlossenen Raum roch abgestanden, seine Haare, die allmählich weiß wurden, waren zerzaust, und auf seinem Kinn zeigten sich wie Schmirgelpapier erste Anflüge eines grauen Stoppelbarts. Sein Anorak war verkehrt zugeknöpft, der unterste Knopf steckte im zweiten Loch. Ein Auge tränte unaufhörlich, und er trocknete es mit dem Ärmel.
    »Ich habe Ihr Geständnis gelesen«, sagte ich und setzte mich. »Warum haben Sie es getan?«
    Er hatte die Antworten parat. »Was hätte ich sonst für mein Mädchen tun können?« Es gelang ihm nicht, das Beben in seiner Unterlippe zu unterdrücken. »Wie hätte ich ihr weiter in die Augen sehen sollen, in dem Bewusstsein, dass ich nichts unternommen hatte?« Die letzten Worte stieß er voller Verbitterung hervor. »Nichts«, wiederholte er.
    »Meinen Sie nicht, dass sie ihren Vater lieber bei sich zu Hause hätte, Mr   Purdy? Damit er ihr helfen kann, mit dem Erlebten fertig zu werden? Anstatt dass er im Gefängnis sitzt? Meinen Sie nicht, das wäre echte väterliche Fürsorge?«
    Er blickte mich trotzig an, dann wandte er den Kopf ab.
    »Sie haben mich gefragt, was ich tun würde«, sagte ich. »Ich habe eine Tochter, Mr   Purdy. Wenn ihr das passieren würde, würde ich sie in den Arm nehmen und ihr versprechen, dass alles wieder gut wird. Ich würde alles tun, was in meiner Macht steht, damit sie begreift, dass es nicht ihre Schuld war, und dass ich sie immer von ganzem Herzen lieben werde, egal, was passiert. Dass sie sich meiner Unterstützung und meiner Liebe immer sicher sein kann.«
    Schließlich brach die trotzige Fassade zusammen, und er begann zu schluchzen. Speichel bedeckte seine Lippen, doch er machte keine Anstalten, ihn

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