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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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entscheidenden Durchbruch erzielt, Inspector«, sagte er. Offenbar war Dempsey mit den lokalen Medien sehr vertraut geworden.
    »Ja, wir haben eine DNA -Übereinstimmung bei einem Verdächtigen, den wir wegen einer anderen Sache festgenommen hatten.«
    »Kenne ich denjenigen?«, fragte er.
    Ich wusste, ich durfte es ihm eigentlich nicht sagen, doch in diesem Stadium, dachte ich, konnte das keinen Schaden anrichten. »Peter Webbs Schwager, glauben wir«, sagte ich. »Er wurde wegen Mordes an einem Mädchen aus Strabane verhaftet. Jetzt hat sich herausgestellt, dass seine DNA mit der der Hautreste unter Jamies Fingernägeln übereinstimmt.«
    »Das sind großartige Neuigkeiten, Inspector. Gut gemacht.«
    »Nun ja, es ist noch nicht ganz unter Dach und Fach«, wandte ich ein. »Also behalten Sie es erst mal für sich; er liegt immer noch in Letterkenny im Krankenhaus. Wir warten auf ein psychiatrisches Gutachten«, erklärte ich.
    Bardwell versicherte mir, er werde niemandem davon erzählen, und dankte mir erneut. »Gott segne Sie, Inspector«, sagte er, auf eine Weise, die mich sehr an Jamie Kerr erinnerte, als dieser, über sein Essen gebeugt, den Suppenlöffel zum Abschiedsgruß erhoben hatte. Dann legte Bardwell auf. Wenigstens hatte ich jetzt das Gefühl, ich hätte Kerr Gerechtigkeit widerfahren lassen.
    Ich setzte Caroline und Peter um kurz nach zehn bei ihr zu Hause ab. Bei meiner Rückkehr stand ein blauer Ford Mondeo in unserer Einfahrt. Im Haus fand ich zu meiner Überraschung Dempsey an unserem Küchentisch sitzen und mit Debbie plaudern. Als ich die Küche betrat, stand er auf.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte er. »Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten über McLaughlin.« Er tippte auf eine Mappe, die auf dem Tisch lag und von der ich vermutete, dass sie eine Kopie von McLaughlins Akte enthielt.
    »Was ist die gute Nachricht?«
    »Seine Fingerabdrücke stimmen mit dem an Deckos Tor überein, also können wir ihm das auch nachweisen.«
    »Und die schlechte?«
    Dempsey schüttelte den Kopf. »Vielleicht spielt das gar keine Rolle mehr«, erklärte er. Wie sich herausstellte, war die psychiatrische Untersuchung nicht so verlaufen, wie wir es uns erhofft hatten. Der begutachtende Psychiater war zu dem Schluss gekommen, dass McLaughlin unter dem Einfluss von Steroiden gehandelt habe. Diese hätten einen Zustand von Roid Rage ausgelöst, der ihn zwar nicht von jeder Tatverantwortung freispreche, aber doch Anlass zu Zweifeln an seiner Zurechnungsfähigkeit gebe.
    Ein Vertreter des Büros des Generalstaatsanwalts hatte sich bereits mit Dempsey in Verbindung gesetzt. »Sie wollen höchstens zehn Jahre fordern, weil McLaughlin auf verminderte Zurechnungsfähigkeit plädiert.«
    »Zehn Jahre«, sagte ich. »Sie wollen mich doch verarschen.«
    »Zehn Jahre höchstens«, sagte Dempsey. »Ist vermutlich nach fünf Jahren wieder raus, wenn er sich gut führt.«
    »Das werden Sie doch nicht akzeptieren, oder?«
    Dempsey zuckte die Achseln und machte damit klar, dass er das nicht mehr in der Hand hatte. »Das hängt jetzt vom Staatsanwalt ab«, sagte er.
    »Fünf Jahre«, wiederholte ich fassungslos. Dempsey nickte.
    Nachdem Dempsey wieder gefahren war, räumten Debbie und ich auf und gingen zu Bett. Doch ich konnte nicht schlafen. Irgendetwas nagte an mir. Etwas, das mit McLaughlin zu tun hatte.
    Ich ging nach unten und setzte mich an die Hintertür, um eine Zigarette zu rauchen, während Frank mir zusah und voller Abscheu leise winselte.
    Da fiel mir auf, dass Dempsey die McLaughlin-Akte vergessen hatte. Ich nahm sie und blätterte die Aufzeichnungen durch.
    Name, Adresse und Geburtsdatum. Während ich die Akte durchlas, wurde mir klar, was mich gestört hatte – das offensichtlichste Detail: sein Geburtsdatum, der 6.   Februar 1984. McLaughlin war elf Jahre alt gewesen, als das Postamt von Castlederg überfallen worden war. Er war nicht das vierte Bandenmitglied, also hatte er keinen Grund gehabt, Jamie Kerr und Decko zu töten, es sei denn, jemand hätte es ihm befohlen. Seine Schwester vielleicht – andererseits hätte Kerr garantiert gemerkt, wenn eines der Bandenmitglieder eine Frau gewesen wäre. Also hatte jemand anderes ihm den Auftrag dazu erteilt; dieselbe Person vielleicht, die zuließ, dass Danny McLaughlin wegen der Morde im Zusammenhang mit dem Fall Kerr verhaftet worden war. Der Bursche würde aufgrund seiner Verbrechen an den Mädchen sowieso ins Gefängnis wandern; was hatte er also zu

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