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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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jüngerer Bruder hatten ihn zur Rede gestellt. Es war zu Handgreiflichkeiten gekommen, und in einem Wutanfall hatte Danny Webb erdrosselt. In heller Panik hatten sie sich mit Decko O’Kane in Verbindung gesetzt, der ihnen half, Webbs Selbstmord zu inszenieren.
    Jamie Kerr hatte Deckos Ankunft bei Sinead Webb und seine Abfahrt mit Webbs Leiche mit angesehen. Als die Leiche entdeckt wurde, hatte er ebenfalls zwei und zwei zusammengezählt. Er hatte Sinead Webb tatsächlich erpresst, doch nicht wegen Geld. Er hatte gedroht, alles der Polizei zu erzählen, es sei denn, sie organisierte eine Zusammenkunft mit Decko und dem anderen Mitglied der Castlederg-Bande. Bei ebenjener Zusammenkunft war Kerr ermordet und an einen Baum genagelt worden. Der Witz sei gewesen, dass Kerr ihnen habe vergeben wollen, sagte Hannon. Doch er, das betonte er, habe den Mann nicht kreuzigen wollen; das hätten Decko und Danny getan.
    Dann war Decko bekanntermaßen verhaftet und verdächtig rasch wieder freigelassen worden. Allmählich wurde die Lage brenzlig. Decko hatte mit Webbs Frau geschlafen; es war ein heilloses Durcheinander. Falls man Decko mit Webb und Kerr in Verbindung gebracht und ihn nochmals verhaftet hätte, hätte es keine Garantie dafür gegeben, dass er nicht Hannons Namen nennen würde, um zu einer Verfahrensabsprache zu kommen. Also hatten sie sich seiner entledigt, wie wir ja gesehen hatten. Decko hatte Hannon erzählt, dass McLaughlin sich über Nacht Autos ausgeborgt und sie mit blutbefleckten Sitzen zurückgebracht hatte. Man musste kein Genie sein, um die Daten mit denen der Überfälle auf die beiden Mädchen zu vergleichen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Damit hatte Hannon McLaughlin erpressen können, für ihn die Drecksarbeit zu übernehmen, sogar den Liebhaber seiner Schwester zu töten.
    Den Rest kannten wir. Hannon spielte seine Beteiligung an sämtlichen Aspekten der Mordfälle herunter. Er habe von Anfang an nichts damit zu tun haben wollen.
    Das hielt jedoch einen adleräugigen Buchprüfer vom NBCI nicht davon ab, belastende Unterlagen aufzuspüren, die direkt zu den Geldern aus dem Castlederg-Postraub auf Hannons Konten führten. Die Assets Recovery Agency, die Behörde für die Beschlagnahmung illegal erworbener Vermögenswerte, plant, Hannons gesamtes Vermögen einzuziehen, und auf der Baustelle in Raphoe, auf der Karen Doherty ihr Leben ließ, wird nun auf unabsehbare Zeit die Arbeit ruhen.
    Sinead Webb wurde infolge von Hannons Aussage verhaftet und wird diverser schwerer Verbrechen angeklagt werden, darunter der Beteiligung an der Ermordung ihres Mannes sowie der Beihilfe zu den Verbrechen ihres Bruders an Karen Doherty und Rebecca Purdy.
    Hugh Colhoun weiß noch nicht, was aus ihm werden wird. Williams hat beschlossen, ihn nicht anzuzeigen, ebenso wie ich. An Garda hat ihn entlassen. Für seine Taten hat er keine Gründe angegeben, allerdings behauptete er, er habe nie gewollt, dass jemand verletzt wird. Ich sprach während seiner Vernehmung einmal kurz mit ihm. Er entschuldigte sich wortreich und versprach, er werde alles tun, was in seiner Macht stünde, um es wiedergutzumachen. Ich hatte ihm nichts zu sagen.
    Montagmorgen wurde die Beförderungsliste schließlich ans Schwarze Brett in der Wache gehängt. Ich war nicht überrascht, als ich feststellte, dass mein Name nicht unter den fünfundzwanzig erfolgreichen Kandidaten zu finden war. Pattersons Name hingegen war der fünfte auf der Liste.
    Ein, zwei Stunden später kam Miriam Powell auf die Wache, um mit Costello zu sprechen. Bevor sie wieder ging, kam sie an meinen Schreibtisch.
    »Guten Morgen, Miriam«, sagte ich.
    »Ich dachte, du solltest es als Erster erfahren.« Sie küsste die Luft zu beiden Seiten meines Gesichts. »Man hat Harry Patterson die Position des Superintendent hier angeboten. Ich habe ein gutes Wort für ihn eingelegt, damit er hier in der Gegend bleiben kann. Er fängt Ende des Monats an. Das habe ich mit deinem Chef gerade abgesprochen.«
    Sie wartete auf eine emotionale Reaktion meinerseits, wurde jedoch enttäuscht.
    »Das freut mich sehr für ihn«, sagte ich, und ich meinte es ernst. Wenn Jamie Kerr denen hatte vergeben können, die auf ihn geschossen und ihn dann im Gefängnis hatten versauern lassen, und zwar im Angesicht von Spott und Drohungen, dann erschien es mir kleinlich, Harry Patterson etwas nachzutragen.
    »Tut mir leid«, sagte Miriam unaufrichtig. »Er hat die Kommission wirklich damit

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