Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
Vom Netzwerk:
Wie gesagt, er könnte natürlich auch unter Zeugenschutz stehen. Was so ziemlich auf dasselbe hinausläuft.«
    »Ich frage mich, ob in Kerrs Akte etwas davon steht, dass er Webb genannt hat«, sagte ich. Ich wollte Hendry nicht zwei Mal explizit darum bitten, Informationen aus seinen Akten an mich weiterzugeben.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das fragen würden, also habe ich nachgesehen. Die Akte ist so stark bereinigt, dass sie fast nicht mehr lesbar ist. Es fehlen ganze Seiten aus seiner Aussage.«
    »Scheiße«, sagte ich.
    »Genau; und Sie mittendrin. An Ihrer Stelle würde ich aber nicht allzu viele Fragen zu Peter Webb stellen. Wenn Kerr sich aus dem Staub gemacht hat, lassen Sie ihn. Und glauben Sie nicht eine Sekunde, dass der Special Branch nicht über die Grenze kommen würde. Normale Regeln gelten für diese Jungs nicht.«
    »Vielleicht haben sie das schon getan«, sagte ich und erzählte Hendry von dem Mann in Christy Wards Laden und dem alten Freund von der Universität, der Webb am Abend seines Todes besucht hatte.
    »Klingt ganz danach«, sagte er. »Die Beschreibung sagt mir nichts; könnte jeder gewesen sein. Aber ich kann nicht beim Special Branch herumschnüffeln, Ben. Sieht so aus, als wäre bei uns in nächster Zeit der eine oder andere Aufstieg zu erwarten – da will ich nicht dabei erwischt werden, wie ich in aller Öffentlichkeit unsere schmutzige Wäsche wasche. Von wegen Mannschaftsgeist und so.«
    »Ich dachte, Golf wäre ein Individualsport«, sagte ich matt lächelnd. Plötzlich fühlte ich mich erschöpft beim bloßen Gedanken an den Fall und all das Drumherum, von dem ich vermutete, dass es erforderlich war, um den Fall abschließen zu können. Und auch beim Gedanken an die Auseinandersetzung mit Patterson und die bevorstehende Beförderung auf unserer Wache.
    »Fazit, Ben: Webb hat für den Special Branch gearbeitet, irgendwann und in irgendeiner Funktion. Das können Sie als gegeben betrachten; mehr werden Sie nicht darüber erfahren. Und Ihr britischer Freund, der am Abend seines Todes bei ihm war? Ich würde sagen, der war zwei Stunden, nachdem er ihn verlassen hatte, schon wieder auf der Fähre von Larne nach Stranraer. Von dem werden Sie auch nie wieder hören.«
    »Das würde erklären, warum Costello die Anweisung erhielt, Webb gehen zu lassen, nachdem wir ihn festgenommen hatten. Befehl von oben offenbar.«
    »Ja«, sagte er und nickte nachdrücklich. »Sie werden einfach akzeptieren müssen, dass Webb für jemanden auf meiner Seite gearbeitet hat. Dass derjenige etwas mit seinem Tod zu tun hat, bezweifle ich. Da sind keine großen Tiere im Spiel. Webb ist wahrscheinlich schon vor Jahren in den Ruhestand gegangen. Vermutlich haben sie jemanden geschickt, der ihn aushorchen sollte, nachdem sie von seiner Verhaftung erfahren hatten.«
    Ich fragte mich allmählich, woher sie von seiner Verhaftung erfahren hatten. Vielleicht hatte Webb sich mit ihnen in Verbindung gesetzt. Sie waren in der Lage gewesen, Druck auf Costello auszuüben, ehe Webb wieder freikam, also musste er sie aus dem Gefängnis kontaktiert haben. Und mangels Mobiltelefon musste er das Telefon auf der Wache benutzt haben. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. »Scheiße«, sagte ich lauter als beabsichtigt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Henry und nahm einen Ball aus seinem Korb. »Sie sehen furchtbar aus!«
    »Danke«, sagte ich. »Und danke für die Info.«
    Das tat er mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Nicht nötig. Bezahlen Sie mir da drüben einfach noch einen Korb Bälle, ja?«, schlug er vor und täuschte einen Abschlag an.
    Ich fuhr zurück und suchte im Tätigkeitsbuch der Wache den Tag von Webbs Festnahme heraus. Der verhaftende Beamte war, kaum überraschend, Patterson gewesen. Er hatte Webb am 2.   Juni um zwanzig Uhr drei eingetragen. Ein kurzer Anruf bei Telecom Eireann verschaffte mir eine Liste der Telefonate jenes Abends. Ich ging davon aus, dass die Nummer, die Webb angerufen hatte, entweder eine nordirische oder eine Handynummer gewesen war. Ich fand drei, alle recht dicht aufeinander folgend.
    Ich nahm die Telefonnummern mit in unser Büro und rief die erste an, die sich als Pizzeria in Strabane herausstellte. Die zweite war eine Festnetznummer, die zu einem Pub in Sion Mills gehörte.
    »Hier spricht Peter Webb«, sagte ich, als jemand abnahm.
    »Gratuliere«, erwiderte eine Frauenstimme. »Wer ist Peter Webb?« Nicht gerade Holmes’sche Detektivarbeit, doch für meine

Weitere Kostenlose Bücher