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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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brüllte: »Mama, Tee!«, und am Sicherheitsgitter rüttelte, das wir dort angebracht hatten, damit er nicht allein hinaufkonnte.
    Nachdem die Mama versorgt war, frühstückten wir übrigen drei und schauten Zeichentrickfilme an. Dies bedeutete im Klartext, dass Penny und Shane Zeichentrickfilme schauten, während ich den Käfig von Harry, dem Hamster, reinigte, der bereits in eine Ecke neben dem Heizkörper abgeschoben worden war.
    Dann rief Jim Hendry an und lud mich ein, ihm auf der Driving-Range in Lifford Gesellschaft zu leisten. Da wusste ich, es würde kein guter Tag werden.
    »Sie hätten wenigstens einen Schläger mitbringen können«, bemerkte er, als ich auf ihn zuschlenderte, die Hände tief in den Taschen vergraben.
    »Ich hatte nur einen Hurlingschläger«, sagte ich, »aber wenn ich mir so ansehe, wie Sie in Form sind, hätte das vielleicht geholfen.«
    »Scherzkeks«, sagte er und wollte im selben Atemzug abschlagen. Die Ausführung ließ zu wünschen übrig: Der Schläger schrammte diverse Zentimeter vom Ball entfernt über die Matte, der Ball schaukelte auf dem Tee und rollte dann herab.
    »Gibt es einen Namen für diesen Schlag?«
    »Sie lenken mich von meinem Golfschwung ab. Ich bin hierhergekommen, weil ich in Frieden üben wollte«, sagte er.
    »Sie haben mich angerufen«, betonte ich. »Ich persönlich wäre zufrieden gewesen, wenn ich nie einen Fuß auf einen Golfplatz hätte setzen müssen.«
    »Ich habe etwas für Sie herausgefunden«, sagte er und bereitete einen weiteren Abschlag vor. »Etwas, das Sie nicht von mir gehört haben. Ich werde rundheraus leugnen, dass ich es Ihnen gesagt habe.«
    »Daher der Treffpunkt, Deep Throat.«
    »Genau – und ich hoffe doch sehr, dass Sie an denselben Film denken wie ich.«
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Nichts«, sagte er, dann holte er aus und traf den Ball diesmal mit einem durchaus zufriedenstellenden Schlag, sodass er in hohem Bogen vor uns über den Platz flog.
    »Sie haben mir also nichts nicht erzählt«, sagte ich.
    »Wollen Sie das jetzt wissen oder nicht?«, fragte er und legte einen weiteren Ball aufs Tee.
    »Tut mir leid«, sagte ich und fühlte mich zu Recht getadelt, war aber nichtsdestotrotz verwirrt. »Ich bin sehr dankbar für Ihre Hilfe, Jim; ehrlich.«
    Er holte erneut aus – und wurde vom Abflug des Balls aus dem Unterstand belohnt. Nunmehr befriedigt, dass er sich im Hinblick auf seine Golfkünste keine Blöße gegeben hatte, drehte er sich zu mir um.
    »Vor drei Jahren wäre ich in echte Schwierigkeiten gekommen für das, was ich Ihnen jetzt sage; bitte denken Sie daran. Ich habe in unseren Archiven nach Webb gesucht. Und gefunden habe ich nichts.«
    »Nichts. Was bedeutet das?«
    »Es gibt drei mögliche Erklärungen, Ben. Die einfachste wäre die, dass er ein makelloses Leben geführt hat und wir nie Anlass hatten, uns mit ihm zu befassen – kein Streit mit den Nachbarn, keine Geschwindigkeitsüberschreitung, nichts.«
    »Was wohl ziemlich unwahrscheinlich ist. Zumal Kerr nach seiner Festnahme seinen Namen genannt hat.«
    »Genau. Wenn Kerr seinen Namen genannt hat, müsste da etwas gewesen sein – und sei es auch nur der Vermerk, dass wir ihn überprüft, aber nichts gefunden haben.«
    »Was sind also die weniger einfachen Erklärungen?«, fragte ich, obwohl ich allmählich so eine Ahnung hatte, einen Verdacht, der die Anwesenheit eines britischen Special-Branch-Agenten auf unserer Seite der Grenze erklären würde.
    »Die zweite Möglichkeit wäre, dass der Special Branch die Akte hat. Und genau das dürfte ich Ihnen nicht sagen. Die Special-Branch-Akten werden in einem separaten Büro getrennt von allen übrigen aufbewahrt; wir kommen da nicht dran, es sei denn, einer vom Special Branch ist bereit, ein paar Informationen mit uns zu teilen.«
    »Das heißt, Peter Webb war ein Spion?«
    »Genau genommen ein Agent«, stimmte er mir zu, dann fuhr er hastig fort: »Oder – die dritte Möglichkeit – er steht schon lange unter Zeugenschutz. Ich könnte mich vollkommen irren, Ben. Es könnte eine ganz harmlose Erklärung geben. Aber wenn man zwei und zwei zusammenzählt, ist es schwer, nicht auf–«
    »– nicht auf 004 zu kommen«, sagte ich.
    »Eben. Es würde jedenfalls erklären, warum er nie zu dem Castlederg-Überfall befragt wurde, obwohl einer der Beteiligten in der Vernehmung seinen Namen genannt hat. Oder wenigstens erklärt es, warum es keine Aufzeichnungen darüber gibt, dass wir ihn befragt hätten.

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