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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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Zwecke genügte es, und ich erklärte, ich hätte mich verwählt. Dann versuchte ich mein Glück bei der dritten Nummer, einer Handynummer.
    Es klingelte sieben oder acht Mal, ehe schließlich jemand abnahm. Eine Männerstimme. Englischer Akzent.
    »Wer ist da?«, fragte er anstelle eines Grußes.
    »Peter Webb.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Ich wählte erneut. Es klingelte vier Mal.
    »Wer zum Teufel ist da?«, fauchte der Mann am anderen Ende.
    »Peter Webb«, wiederholte ich.
    Der Mann schwieg einige Sekunden. Dann: »Stimmt nicht. Also, wer ist da?«
    Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, dachte ich. Ich hatte offenbar allein mit Webbs Namen einen wunden Punkt getroffen.
    »Ich bin Inspector Devlin. Ich ermittele im Mordfall Peter Webb. Wer sind Sie?«
    »Tja, ich hätte gedacht, das wüssten Sie, schließlich haben Sie mich angerufen«, erwiderte der Mann mit einem Anflug von Humor. »Oder gehen Sie nach dem Gießkannenprinzip vor?«
    »Ich vermute, Sie gehören zum Special Bran-«, begann ich, aber die Leitung war bereits wieder tot.
    Ich versuchte es ein drittes Mal. Diesmal wurde das Gespräch schneller angenommen.
    »Die Botschaft kommt offenbar nicht an, was?«, sagte der Mann. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    »Ich glaube, das stimmt nicht. Wenn Sie nicht mit mir reden wollten, würden Sie nicht immer wieder ans Telefon gehen.«
    Der Mann lachte, wenn auch ein wenig frostig. »Also, Webb wurde ermordet?«, fragte er.
    »Das glauben wir, ja.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Ich möchte mit Ihnen reden. Über ihn.«
    Er schwieg, und ich spürte, dass er darüber nachdachte. Schließlich sagte er: »Ich melde mich bei Ihnen.«
    »Wollen Sie meine Mobilnummer?«, fragte ich.
    »Nicht nötig.«
    »Wie soll ich Sie nennen?« Ich wollte ihn unbedingt in der Leitung halten.
    Er zögerte. »Mr   Bond«, sagte er, lachte einmal auf und beendete das Telefonat.
    Als ich gerade den Hörer auflegte, platzte Burgess ins Büro. Sinead Webb hatte soeben in heller Aufregung angerufen, da sie den fremden Mann erneut hinter ihrem Haus gesehen hatte. Sie habe völlig verängstigt geklungen. Ob ich mich darum kümmern könne, da ich ja bereits beim letzten Mal bei ihr gewesen sei?
    Burgess’ Aussage zum Trotz schien Sinead Webb, als ich kurz darauf bei ihr ankam, die Beherrschung zurückgewonnen zu haben. Sie lachte ein wenig gezwungen und erklärte, sie sei in Panik geraten. Sie glaube, etwas müsse ihn verschreckt haben. Doch ihre Hand zitterte, als sie versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden, und ihre Stimme drohte sich zu überschlagen. Erneut lachte sie nervös, während sie versuchte, ihre Schreckhaftigkeit auf die Geschehnisse der vergangenen Tage zu schieben.
    »Ich sehe mich nur kurz um, um sicherzugehen, dass niemand da ist«, sagte ich. »Ich bin sofort wieder da«, fügte ich hinzu und ging in die Küche, um das Haus durch die Hintertür zu verlassen. Mrs   Webb versuchte, mich zur Haustür zu dirigieren, doch es war zu spät, ich hatte die Glasscherben auf dem Küchenboden bereits gesehen.
    Irgendjemand hatte die Glasscheibe in der Tür zum Garten eingeschlagen, dann hineingegriffen und die Tür geöffnet. Das Glas vor der Tür war zertreten worden, von daher konnte ich nur annehmen, dass der Einbrecher in die Küche gelangt war. Wer es auch gewesen sein mochte – und ich musste davon ausgehen, dass es Kerr gewesen war –, er hatte sich an den Glasscherben im Fensterrahmen der Tür geschnitten, denn um das Schlüsselloch herum, wo der Eindringling offensichtlich nach dem Schlüssel getastet hatte, klebte Blut.
    »Was war hier wirklich los, Mrs   Webb?«, fragte ich. »Erst rufen Sie uns an, und dann tun Sie so, als könnten Sie es gar nicht erwarten, mich wieder loszuwerden.«
    Sie ließ sich auf den Küchenstuhl fallen, auf dem sie auch gesessen hatte, als wir ihr die Nachricht vom vermeintlichen Selbstmord ihres Mannes überbracht hatten, vergrub das Gesicht in den Händen, und zum ersten Mal sah ich sie wirklich weinen. Ihre Schluchzer schüttelten sie regelrecht, ihr Rücken bebte, als sie sich über den Tisch beugte. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter, unsicher, was ich sagen sollte, rieb ihr leicht über den Rücken und sah aus dem Fenster dorthin, wo die ersten Äpfel allmählich an den Bäumen im Garten wuchsen.
    »Ich verstehe, dass das eine schwere Zeit für Sie ist, Mrs   Webb«, sagte ich, zog mir einen Stuhl heran und setzte mich neben sie.
    Sie schniefte einige

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