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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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tötet.«
    »Will heißen, er hat das Wasser geschluckt, bevor er erschossen wurde?«
    »Das würde ich sagen, ja.« Er drehte Deckos Kopf ein wenig und deutete auf einige violette Flecke gleich unterhalb des Haaransatzes im Nacken. Die Flecke waren rund und gleichmäßig um seinen Nacken herum verteilt.
    »Fingerabdrücke?«, fragte ich.
    Er nickte. »Das würde ich sagen, ja. Ich würde sagen, Mr   O’Kane wurde irgendwann vor seinem Tod mit dem Kopf unter Wasser gedrückt. Die Eintrittswunde der Schussverletzung befindet sich aber vorne, also hat der Täter ihn erst untergetaucht, dann seinen Kopf wieder herausgezogen, ihn zu sich umgedreht und erschossen.«
    »Wenn die Täter versucht hätten, ihn zu ertränken, und es ihnen nicht schnell genug gegangen wäre, dann hätten sie ihn einfach in den Rücken geschossen, oder?«, fügte Dempsey hinzu.
    »Das würde man meinen, ja.«
    »Vielleicht wurde er gefoltert – befragt und unter Wasser gehalten, bis er bereit war zu antworten«, meinte ich.
    Der Leichenbeschauer sah mich an; die Augen hinter den Brillengläsern waren ausdruckslos.
    »Das würde man meinen, ja.«
    Die Abendsonne schien durch das Geäst der Bäume am Rand des Rasens und erzeugte ein flirrendes Muster auf der Wasseroberfläche. Selbst jetzt an der frischen Luft fühlte mein Kopf sich bleischwer an, was das Denken zäh machte.
    »Was meinen Sie?«, fragte ich Dempsey.
    »Ich denke, jemand ist in Panik geraten, als Decko festgenommen wurde, besonders, als er dann so schnell wieder draußen war. Vielleicht glaubt da jemand, es wären Namen gefallen. Und ist hergekommen, um herauszufinden, was er gesagt hatte.«
    »An dem Castlederg-Überfall waren außer Kerr drei andere Personen beteiligt. Peter Webb hatte ihn angeheuert. Aufgrund von Kerrs Beschreibung Bardwell gegenüber bin ich darauf gekommen, dass Decko einer der anderen beiden sein könnte.«
    Dempsey nickte. »Und was hier passiert ist, bestätigt das so ziemlich. Warum hätte man ihn umbringen sollen, wenn er nichts zu erzählen gehabt hätte?«
    »Also läuft da draußen immer noch ein Mörder herum, der sämtliche Mitglieder seiner eigenen Bande erledigt hat.«
    Schweigend standen Dempsey und ich Seite an Seite und ließen den Blick über die weite Rasenfläche schweifen, die Decko O’Kane mit den Gewinnen aus seinen Verbrechen erworben hatte.
    »Man muss sich tatsächlich fragen, ob es der Mühe wert ist, dass wir versuchen, sie aufzuhalten«, bemerkte Dempsey. »Man könnte auch einfach abwarten und hinterher aufräumen.«
    Caroline hatte mit den anderen Sergeants zusammen der Spurensicherung beim Absuchen des Geländes geholfen. Nun kam sie zu uns.
    »Ich habe hämmernde Kopfschmerzen«, sagte sie und in ihren Augen sah man, dass sie sehr erschöpft war.
    »Ich auch«, sagte ich.
    »Waren Sie beide auf einer Party oder so?«, fragte Dempsey und deutete mit einem Kopfnicken auf Caroline. »Die hat sich heute ja wirklich in Schale geworfen.«
    Caroline überspielte schnell ihre Verlegenheit. »Könnten Sie bitte den Mund halten, alle beide! Herrgott!«
    Einer der Sergeants vom NBCI rief uns zum Seitentor, wo ein Mitarbeiter der Spurensicherung hockte und den Riegel auf Fingerabdrücke untersuchte.
    »Könnte sein, dass wir hier was haben«, sagte er.
    Der Spusi deutete mit seinem Pinsel auf einen schwach erkennbaren Bereich am Schubriegel gleich oberhalb des Rings für das Vorhängeschloss.
    »Das ist alles abgewischt worden; aber hier ist ein unvollständiger Fingerabdruck, als wäre derjenige kurz mit dem Finger drangekommen. Ich weiß nicht, wie gut der zu erkennen sein wird, aber wir versuchen unser Bestes. Vielleicht ist er aber auch nicht zu gebrauchen.«
    »Gute Arbeit jedenfalls«, sagte Dempsey und klopfte dem Mann auf die Schulter. Der Spusi strahlte ihn voller Stolz an, und ich revidierte meinen ersten Eindruck von Inspector Dempsey.
    Doch als Williams und ich kurz darauf gehen wollten, rief Dempsey uns hinterher: »Falls O’Kane aber die Wahrheit gesagt hat, dann hat derjenige, der das Blättchen in seinem Auto deponiert hat, natürlich dafür gesorgt, dass der Mann ermordet wurde.«
    Er nickte – beinahe wie an sich selbst gewandt –, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wandte sich ab, als wollte er die Ränder des gepflegten Rasens abschreiten.
    Ich war nicht einmal eine Meile weit gefahren, da wurde die Panikattacke, die Dempseys Worte ausgelöst hatten, so schlimm, dass ich anhalten musste. Ohne auch nur

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