Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
Vom Netzwerk:
wirklich, dass wir den Mistkerl damit festnageln können.« Dann zuckte er zusammen, als ihm bewusst wurde, wie taktlos seine Bemerkung war.
    Williams wartete auf dem Parkplatz auf mich. Sie lehnte am Auto, die Sonnenbrille auf den Kopf geschoben. Als sie mich kommen sah, löste sie sich vom Wagen.
    »Ich habe nach Ihnen gesucht«, sagte ich.
    »Waren Sie es?«, fragte sie.
    »Was glauben Sie denn?«
    »Waren Sie es, Sir?«, fragte sie erneut. »Ich muss das wissen«, fügte sie hinzu und sah mir in die Augen.
    Irgendetwas hing zwischen uns, etwas nicht Greifbares.
    »Nein, Caroline. Ich war es nicht.«
    Sie sah mich weiter an, als versuchte sie einzuschätzen, ob ich die Wahrheit gesagt hatte. Schließlich schien sie zufrieden. »Tut mir leid. Ich musste das fragen.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Schließlich sind wir Partner.«
    Sie lächelte. »Nicht ganz, Chef.« Dann fügte sie hinzu: »Wie geht’s der Nase?«
    »Prima. Ich treffe mich heute Abend in Strabane mit Jim Hendry wegen des Doherty-Falls. Wollen Sie mit?«
    Sie überlegte einen Moment. »Warum nicht?«
    Ich holte Caroline gegen halb sieben ab, und wir machten uns auf den Weg nach Strabane. Der Fluss führte nicht viel Wasser; es ging den Anglern, die in ihren Wasserstiefeln in der Flussmitte standen, nur bis zum Knie. Der Sommer schien seine Kräfte zu sammeln, als bereite er sich auf irgendetwas vor, und die Hitze staute sich immer mehr.
    Mir fiel auf, dass Caroline geschminkt war. Außerdem trug sie Jeans und ein eng anliegendes violettes Satinoberteil. Ich fragte mich, was bezeichnender war: dass sie so gekleidet war, oder dass es mir auffiel. »Sie sehen gut aus«, sagte ich. »Ziehen Sie nachher noch weiter?«
    Sie errötete ein wenig über das Kompliment. »Nein, ich dachte nur, ich gebe mir ein bisschen Mühe.« Sie lächelte in sich hinein, dann fügte sie hinzu: »Himmel, heißt das etwa, dass ich sonst wie eine Vogelscheuche aussehe?«
    »Nein, ich … ich meine nur, Sie sehen gut aus … na ja«, stammelte ich.
    »Danke.« Sie blickte aus dem Seitenfenster.
    Wir trafen Hendry auf dem Parkplatz eines Hotels. Als wir in die Bar gingen, erklärte er uns, wer unser Kontaktmann war.
    Jack Cribbins hatte den Großteil seines Lebens in Bangor verbracht. Er sei ein scheinbar ganz harmloser Typ gewesen, erzählte Hendry, stadtbekannt; man habe ihn immer einen dieser Einkaufstrolleys umherschieben sehen. Er hatte sich an Bushaltestellen oder in den Eingangsbereichen von Einkaufszentren aufgehalten und mit den Kindern gescherzt, die sich dort in Gruppen zusammenfanden.
    Er hatte CD s und Spiele mit ihnen getauscht, den Älteren vielleicht auch einmal eine Zigarette angeboten. Er hatte bemitleidenswert gewirkt, hatte ihnen ein bisschen leid getan und sie hatten wohl auch ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie sein Bedürfnis nach Freundschaft ausnutzten.
    »Es dauerte eine Weile, bis die Leute dahinterkamen, dass er ein Kinderfummler war«, sagte Hendry. »Sie haben ihm die Bude überm Kopf angezündet. Auf der Suche nach einem Ort, wo ihn keiner kennt, ist er schließlich hier gelandet. Wir halten seine Vergangenheit geheim, solange er für uns die Ohren aufsperrt.«
    »Kinderfummler«, wiederholte Williams angeekelt.
    »Ja.« Hendry nickte. Offenbar hatte er ihren Abscheu falsch gedeutet. Ich vermutete, dieser richtete sich weniger gegen Cribbins als vielmehr gegen Hendry wegen der flapsigen Art, in der er Cribbins’ Vorgeschichte geschildert hatte.
    »Weiß er etwas?«, fragte ich.
    »Noch nicht, aber er wird tun, was er kann.«
    »Wie sieht’s mit Geld aus?«
    »Normalerweise gebe ich ihm zwanzig – Sie brauchen nur einen Namen, richtig?«
    Ich nickte. Als wir die Bar betraten, entdeckte ich Cribbins sofort. Er war ein kleiner, braunhaariger Mann mit einer Brille. Seine Haut war dunkel und wirkte jugendlich, und er roch nach Feuchtigkeitscreme. Ich drückte ihm einen Zwanziger in die Hand. Die Haut fühlte sich weich und feucht an, und er hielt meine Hand ein wenig zu lange fest. Mir fiel auf, dass Williams den Mann während unserer gesamten Unterhaltung weder berührte noch das Wort an ihn richtete; offenbar fiel es ihr sogar schwer, ihn nicht anklagend anzusehen.
    »Ein großer Mann mit einer Tätowierung. Das wird nicht leicht«, sagte er und trank von seinem Orangensaft.
    »Groß, mit Glatze, ein ziemlicher Brecher, Tätowierung auf dem linken Arm, möglicherweise ein Bild von Cuchulain an einem Baum. Fährt einen Sportwagen

Weitere Kostenlose Bücher