Galgenweg
beziehungsweise mehrere Sportwagen in unterschiedlichen Farben.«
»Was hat er getan?«, fragte Cribbins. »Ich will ja nicht neugierig sein, aber ich meine, ist er gewalttätig?«
»Möglich, zumindest jungen Mädchen gegenüber. Ich brauche nur einen Namen; sie müssen ihm gar nicht zu nahe kommen.«
»Wie erreiche ich Sie?«, fragte Cribbins mich, doch Hendry mischte sich ein, ehe ich antworten konnte.
»Gar nicht. Sie setzen sich mit mir in Verbindung, und ich gebe die Nachricht weiter«, sagte er. Vermutlich wollte er seinen Spitzel für sich behalten, das fand ich in Ordnung. Um ehrlich zu sein, der Gedanke, Umgang mit Cribbins pflegen zu müssen, erschien mir auch nicht im Mindesten attraktiv.
Wir tranken aus und gingen. Hendry begleitete uns, Cribbins blieb mit seinem Orangensaft in der Bar sitzen.
»Entschuldigen Sie noch mal«, sagte ich, »wegen Bond.«
»Vergessen Sie’s. Er war ein bisschen sauer, weil ich Sie auf seine Spur gesetzt hatte. Aber ich habe einfach alles abgestritten. Webb war nach allem, was man hört, sowieso ein kleiner Fisch. Egal, was er für den Special Branch getan hat, ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas mit seiner Ermordung zu tun hatte.«
»Hoffentlich habe ich Ihnen damit nicht Ihre Chancen vermasselt. Sie wissen schon …«, fügte ich hinzu.
»Auf Beförderung? Ach, Quatsch! Noch ein paar Runden Golf, noch in ein paar Hintern gekrochen, und alles ist vergessen.«
»Schön zu sehen, dass ehrliche Arbeit sich auszahlt«, bemerkte ich und versuchte, nicht an meine eigenen, schwindenden Beförderungschancen zu denken.
Als wir im Auto saßen, fragte ich Caroline, ob alles in Ordnung sei.
»Bestens«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Was ist los?«
»Von wegen ›Kinderfummler‹«, stieß sie hervor. »Ich habe einen Sohn. Verstehen Sie?« Sie sah mich an, flehentlich, hoffend, ich würde ihre Empörung teilen.
»Galgenhumor«, meinte ich. »Jim ist einer von den Guten.«
Damit endete unsere Unterhaltung jedoch, denn gerade, als wir die Grenze überquerten, klingelte mein Mobiltelefon. Es war Dempsey.
»Wir haben da ein Problem. Ist Williams bei Ihnen?«
Ach, jetzt also wieder Williams , nicht mehr Caroline . »Ja«, sagte ich. »Was ist los?«
»Declan O’Kane.«
Wir benötigten eine halbe Stunde bis zu Deckos Anwesen. Der Hitze wegen fuhren wir mit offenen Fenstern, aber es roch trotzdem muffig im Auto, und die Luft war dieselgeschwängert. Bis wir bei Decko ankamen, hatte ich davon sogar Kopfschmerzen bekommen. Deckos Haus sah nicht anders aus als bei meinem letzten Besuch, abgesehen von den Polizei- und Krankenwagen, die davor parkten.
Ein Uniformierter aus Letterkenny winkte uns gleich durch und dirigierte uns hinters Haus. Dort trafen wir Dempsey und seine Sergeants am Swimmingpool, in dem Declan O’Kanes Leiche schwamm.
Er lag mit dem Gesicht nach unten, die Arme hingen leblos herab. Die Kugel, die ihn getötet hatte, hatte beim Austritt aus seinem Rücken einen rot geränderten Riss in seinem Hemd hinterlassen. Das Wasser hatte das Blut abgewaschen und die hässliche Wunde bloßgelegt. Diverse Gardai beugten sich über den Rand des Pools und zogen die Leiche mit Hilfe von Netzen zu sich heran.
»Irgendeine Spur von der Waffe?«, fragte ich.
»Nein.«
»Anzeichen für einen Einbruch?«
Kopfschütteln. »Er hat seinen Mörder gekannt«, meinte Dempsey.
Mehrere Mitarbeiter der Spurensicherung liefen umher, suchten nach Fingerabdrücken und durchkämmten das etwas höher gewachsene Gras am Rand des Rasens nach der Waffe oder Patronenhülsen.
Ein Leichenbeschauer, den ich nicht kannte, befasste sich mit der Leiche, die man unterdessen aus dem Pool herausgezogen hatte. Nachdem er die Haut und die Schusswunde untersucht hatte, drückte er auf Deckos Brust, Wasser und Schaum quollen aus seinem Mund.
»Detectives«, sagte der Leichenbeschauer. »Vielleicht sehen Sie sich das einmal an.«
Er wiederholte die Prozedur.
»Was ist damit?«, fragte Dempsey.
»Die Gerichtsmedizinerin wird Ihnen bald Genaueres sagen, aber es sieht so aus, als hätte das Opfer vor seinem Tod eine Menge Wasser geschluckt. Genau genommen bestätigt der Schaum, den Sie hier sehen, diese Annahme.« Er sah zu uns hoch und kniff die Augen zusammen, dann schob er mit einer behandschuhten Hand die Brille hoch auf die Nase. »Also, ich bin kein Ballistiker«, fuhr er fort, »aber ich würde meinen, dass eine solche Schusswunde einen Menschen sofort
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