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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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zurückbehalten. Beim Sprechen befeuchtete sie immer wieder die Lippen mit der Zungenspitze. Ich hielt ihre Hand, während wir an ihrem Bett standen, und musste daran denken, dass sie genau dies am Vorabend für mich getan hatte.
    »Was ist passiert, Caroline?«, fragte Costello.
    »Wo ist … Peter?«, fragte sie, die Augen panisch aufgerissen.
    »Er ist bei uns«, sagte ich. »Debbie kümmert sich um ihn. Es geht ihm gut. Wie geht’s Ihnen?«
    »Alles wund«, sagte sie und versuchte zu lächeln. »Kann mich nicht daran erinnern, wie das passiert ist. Ich war … furchtbar müde – ich habe mich ganz schwer gefühlt. Da war ein Geruch, den ich … ich …« Sie stockte.
    »War noch jemand daran beteiligt?«, fragte Costello, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Einfach nur müde. So müde«, wiederholte sie, in ihren Augen standen Tränen.
    »Ich bin froh, dass Sie wach sind, Caroline«, sagte ich, beugte mich über sie und küsste sie auf die Stirn. Sie drückte ganz leicht meine Hand.
    Bevor wir gingen, suchten wir noch den Arzt auf, um uns genauer nach Carolines Gesundheitszustand zu erkundigen. Er wirkte recht zufrieden mit ihr, allerdings machte ihr Blutsauerstoffgehalt ihm Sorgen.
    »War sie selbstmordgefährdet?«, fragte er unerklärlicherweise.
    »Himmel, nein«, sagte ich. »Warum?«
    »Solche Blutsauerstoffwerte sieht man nur bei Leuten, die versucht haben, sich in der Garage mit Abgasen zu vergiften«, erläuterte er. »Machen Sie daraus, was Sie wollen.«
    Costello rief auf der Wache an und beorderte ein Team zum Autowrack, damit es untersucht wurde. Als wir vor Ort ankamen, waren bereits vier Kollegen dort.
    Mein Wagen lag auf dem Dach in einem Graben, der etwa drei Meter unterhalb der Straße lag. Das Fahrgestell glänzte nass vom Regen der vergangenen Nacht. Die Motorhaube war ziehharmonikaförmig gegen die Windschutzscheibe geschoben, der in sich zusammengesunkene Airbag hing nutzlos vom Steuerrad herab. Wechselgeld, CD s und ein Päckchen Zigaretten aus dem Handschuhfach lagen nun im Wagendach. Die einst weiße Verkleidung des Daches war mit einer Mischung aus Schlamm und Carolines Blut befleckt.
    »Haben Sie was gefunden?«, rief Costello den Männern vom Straßenrand aus zu, denn die Böschung fiel zu steil ab für einen Mann mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.
    Einer der Kollegen hielt einen schwarz verfärbten Lappen hoch. »Ganz einfach, Sir. Irgendjemand hat den hier in den Auspuff gestopft«, rief er. »Durch die Abgase muss sie bei geschlossenem Fenster einfach ohnmächtig geworden sein.«
    Als ich später darüber nachdachte, erkannte ich, dass das einen Sinn ergab. Uns beiden war übel gewesen, wir hatten beide über Kopfschmerzen geklagt; Sauerstoffmangel hatte meine Panikattacke sicherlich noch verstärkt. Es erklärte auch den Geruch im Auto. Auf dem Weg zu Deckos Haus wie auch auf dem Rückweg bis zu meiner Panikattacke waren die Fenster geöffnet gewesen, so hatten wir wenigstens ein bisschen frische Luft bekommen. Doch als Caroline sich auf den Heimweg begeben hatte, waren die Fenster geschlossen gewesen, weil es stark geregnet hatte. Das erklärte den niedrigen Sauerstoffgehalt in ihrem Blut.
    Selbstverständlich bedeutete dies auch, dass der Unfall beabsichtigt, Caroline jedoch nicht das gewünschte Opfer gewesen war; schließlich war es mein Auto. Debbies Bemerkung, ich würde noch meine Familie zu Märtyrern machen, hallte in meinem Kopf wider. Wegen mir lag Caroline nun im Krankenhaus, und ihr Sohn saß verängstigt und einsam in einem fremden Haus. Es war eine Sache, mein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen; das Leben anderer, das war zu viel. Ich überlegte, wie ich das Caroline gegenüber wiedergutmachen konnte. Kurzfristig konnte ich lediglich versuchen, den Täter aufzuspüren.
    Tatsächlich fragte Costello genau in diesem Moment danach.
    »Es könnte etwas mit Decko zu tun haben«, meinte ich. »Das letzte Bandenmitglied vielleicht? Oder es könnte etwas mit dem Doherty-Fall zu tun haben. Oder es war jemand, der etwas gegen mich hat. Peter McDermott?« Nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: »Oder Patterson und Colhoun?«
    »Harry und Hugh haben damit sicherlich nichts zu tun, Mann. Ich weiß, dass Harry sich schnell aufregt, aber das geht dann doch zu weit.«
    »Wer es auch war, ich schätze, es gehört in die Serie mit der Beileidskarte und der Kugel und dem Ziegelstein in meiner Fensterscheibe. Sieht so aus, als meinte derjenige es ernst.«
    »Es ist bestimmt

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