Galileis Freundin (German Edition)
ö nes Kapitell besaßen, die gewölbte Decke. Breite, romanische Fenster, ließen sehr viel Licht herein. Tische vor den Fenster n zeigten, zu welchem Zweck der Wärmeraum noch benutzt wu r de. Hier konnten intellektuelle Studien und Schreibarbeiten erledigt werden.
„Und hier, Converse Caterina, begegnen wir uns jeden Morgen nach dem ersten Gottesdienst“, die Oberin hatte mittlerweile mit Caterina den Kapitelsaal erreicht. „In diesem Kapitelsaal wird allmorgendlich ein Kapitel unserer Klosterregeln vorgelesen. Dort werde ich euch morgen früh auch den anderen vorstellen. Der Kreuzgang, in dem wir uns jetzt befinden, ist ein Ort der R u he, der Besinnung und des Gebetes. Hier könnt ihr auch geistigen Studien nachgehen und in Büchern arbeiten.
Das Kloster, Converse Caterina, ist ein Ort der Stille und der Erbauung. Es herrscht überall Ruhe und Gelassenheit. Euer Aufenthalt ist eurer Besinnung gewidmet. Befreit euch von den irdischen Gütern, den Lüsten und dem Streben nach Macht und Wohlstand. Besinnt euch auf euer zukünftiges, himmlisches Leben unter den Engeln bei unserem höchsten Herrn. Sucht nicht den persönlichen Kontakt zu anderen Conversen und Nonnen. Pflegt die Begegnung nur für eure Studien und Arbeiten oder beim gemeinsamen Gebet.
Das Kloster ist ein Ort, in dem sich die Mägde Christi mit ihren Schwestern treffen, die das gleiche, gemeinsame Ziel auf einem gleichen Weg gehen wollen. Vermeidet es von Anbeginn an, euch an andere Schwestern zu halten. Niemals dürft ihr die Zelle einer anderen Nonne oder Converse betreten oder eine andere Nonne zu euch in eure Zelle einladen oder bei euch em p fangen. Geht dem körperlichen Kontakt mit anderen Schwestern aus dem Wege. Verfallt nicht der Sünde und gebt euch nicht dem Genuss mit einem Manne hin. Solches Vergehen wird schwer bestraft. Die der Sünde Anheim gefallenen werden mit vielen Stockschlägen entlohnt.“
Die Oberin schaute Caterina mit einem befehlenden Blick an, als sie die hinuntergezogenen Mundwinkel bemerkte.
„Ihr scheint nicht zu verstehen. Ich gebe euch die Regeln und Vorschriften. In Bescheidenheit und Demut leben wir. Unser Sinn ist Reinheit. Der weiße Umhang über der grauen Vesta spi e gelt zusammen mit dem weißem Gürtel und den weißen Strümpfen das Symbol der Reinheit wieder. Jungfräulichkeit über den Weg der Entsagung, des Nichts bis zur totalen Einwilligung der heiligen Anordnungen, ist unser Weg. Jungfräulichkeit natürlich nur für die Nonnen hier“, lächelte die Oberin, bevor sie in der Aufzählung der grausamen Methoden fortfuhr.
„Die Reinheit unseres Ordens muss zur Grundstimmung unserer besinnlichen Seele werden.“
Wohl einen Augenblick zu lang und zu unschlüssig blickte die neue Converse der Oberin in die Augen.
„Das ist noch lange nicht alles“, fuhr die erste der Schwestern sogleich fort. „Ihr solltet wissen, wie das Gelübde der Nonnen lautet. Sie müssen immer beten, selbst bei anderen, wenn auch berechtigten, Beschäftigungen. Sie sollen Gefallen finden an dem Leiden aus Liebe zu dem Seelenbräutigam.“
Die neue Schülerin blickte verständnislos auf.
„Aus Liebe zu Christus“, ergänzte die Oberin.
„Kontemplation und Devotion ergänzen das geistliche Leben. Unsere Nonnen fasten und schweigen, sie beten mindestens sechzig Paternoster und sechzig Ave Maria jeden Tag. Zur Beichte und zur Kommunion wird mindestens viermal am Tag Gelegenheit gegeben.
Die Kirche muss täglich besucht werden. Wir spenden Almosen für die Armen und halten Di s ziplin bis zum Blutvergießen. In der Kirche und im Kapitel, Converse Picchena, herrscht stets absolute Stille. Das gilt auch für euch. Ebenso wie die Demut in der Bekleidung. Des Nachts tragen unsere Nonnen nur ein Wollhemd.“
Caterina blickte fragend auf.
„Das ist warm genug, es bedarf keiner anderen Wärmequelle“, fuhr die Oberin fort.
„Jede von euch muss sich dem Gebot der Priora, das bin ich, unterwerfen.“
Sie schaute mit einem abschätzenden Blick auf die neu Angekommene. Caterina zog ihre Mundwinkel verächtlich nach unten.
„Von euch sagt man ja, ihr gehorcht nur euch selbst. Das wird sich bald ändern. Ich wiederhole noch einmal unseren Tagesablauf:
Chorgebet, Messen und Meditation. Zweimal am Tag meditieren wir gemeinsam, im Anschluss an den ‘grande ufficio’, das Chorgebet während des Gottesdienstes. Unsere körperliche Arbeit ist zweitrangig. Wir verrichten sie nur, wenn es zeitlich möglich ist. Das ist wenig.
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