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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Aber auch dabei wird gebetet. Wir verehren die Heilige Maria als Symbol der absoluten, auch der körpe r lichen Reinheit. Vor allem Converse Picchena, denkt daran, dass wir hier ausschließlich der geistigen Liebe das Opfer darbringen. Die Regeln für die Converse besagen“, ereiferte sie sich mit einem Mal, “die Regeln besagen, dass keine verheiratete oder einstmals verheiratete Frau, ein weiteres mal heiraten darf. Das gilt auch für die Witwen.“
    Schwester Oberin schaute Caterina fast drohend an. Die Markgräfin nickte, ihr Sinn schien verwirrt. Schwester Oberin verabschiedete sich.
    Zurück in ihrer Zelle, warf sich Caterina auf das Bett und weinte zum ersten Male seit langer Zeit hemmungslos. Sie verstand die Geschehnisse nicht. Sie verstand den Sinn nicht.
    Durch das glaslose Fenster fiel der Schein einzelner Sterne in die dunkle Klosterzelle. Wolke n fetzen wischten über den Himmel, verdeckten hier und da die leuchtenden Sterne. Vor dem Fenster wogten dicht belaubte Äste einer großen Linde im Wind und ließen dunkle Schatten, die noch dunkler waren, als das wenige Restlicht im Raume, auf den Wänden tanzen. Eine Stimmung, die eher den Gegebenheiten der Burg Picchena glich. 'Picchena', das war der Traum, der sich lebendig aus den dunklen Schatten erhob und sich emporschwang in ihre Pha n tasie. Mit Macht drängte sich das Bild der väterlichen Burg in ihr Gemüt. Picchena war des Nachts so ruhig, wie dieses Kloster. Doch 'Picchena' verhieß ihr Vertrautheit, Bilder einer glücklichen Kindheit, Geborgenheit und Sicherheit unter der väterlichen Obhut. Sie dachte an ihren Vater, an die Bediensteten. Sie hatte keine Vorstellung von ihrer Mutter. Sie erinnerte sich an ihre Freunde aus Kindheitstagen, an das harte aber glückliche Leben auf den Bauernh ö fen. Glücklich waren die Tage gewesen, an denen sie mit den Bediensteten nach San Gimign a no gefahren war. An die Markttage und die Erzählungen der Händler und der Handwe r ker. Nicht zuletzt gedachte sie der liebevollen Umarmungen von ihre m Franzosen, an die stürm i schen und zärtlichen Berührungen.
    Die klösterliche Stille in dieser nächtlichen Stunde stürzte sie in eine grenzenlose Einsamkeit. Sie befand sich in einem grauen Verließ, fiel in eine unendliche Tiefe, in der sie niemand aufz u fangen schien. Caterina schaute durch das schmale Fenster in den wolkenverhangenen Himmel. Sie entschwand mit einem Male der trostlosen Wirklichkeit. Ihre Seele ließ den Körper auf dem Bett zurück. Sie erhob sich, eilte durch das enge Fensterloch und entschwand in die u n endliche Weite des dunklen Sternenhimmels. Sie erinnerte sich an Galileo, der sie mit dem Fernrohr in die Nacht hatte schauen lassen, der ihr eine wirkliche Größe der Sterne und Plan e ten hatte vermitteln wollen.
    "Wahrscheinlich", hatte Galileo ihr gesagt, "wahrscheinlich Caterina, ist das alles viel größer und viel unendlicher, als wir uns dies heute vorstellen können. Nur reden können wir darüber nicht, noch nicht. Die Menschen tun sich sehr schwer, neue Erkenntnisse in ihr tägliches Leben aufzunehmen."
    Sie dachte mit Wärme an ihren väterlichen Freund. Mitten aus ihrer glücklichen Fahrt in die Sternenwelt wurde sie jäh in das dunkle Loch ihrer Klosterzelle zurückgerufen. Ihr Herz klop f te verräterisch schnell. Sie hatte Angst, und wusste nicht warum. Irgendetwas war g e schehen, irgendjemand schien in ihrer Zelle zu sein. Sie hielt den Atem an. Sie lauschte in die dunklen, schweigenden Wände hinein. Sie versuchte auszumachen, ob eine Person in der Zelle war. Sie erschrak, doch die Schatten an den Wänden gehörten den Ästen vor dem Fenster. Die Uns i cherheit vergrößerte sich, als sie niemanden bemerkte. Ganz bestimmt hatte sie etwas g e hört. Da war ein anderes Wesen.
    'Hallo', flüsterte sie leise. 'Ist da jemand?'
    Dann war das Geräusch wieder da. Über die Türe huschte ein Schatten. Sie vernahm, dass das geheimnisvolle Geräusch von außen hereindrang, dass sich jemand an ihrer Zellentür zu scha f fen machte. Erneut nahm sie ein leises, scharrendes Geräusch wahr. Wer konnte etwas von ihr wollen? Sie zündete eine Kerze an, hielt in der zugigen Zelle die Hand schützend vor die kleine Flamme, erhob sich von ihrer Liege und bewegte sich leise zur Tür. Jemand klopfte leicht. Das flackernde Kerzenlicht ließ die Schatten der wenigen im Raume stehenden Gegenstände an der Wand tanzen. Sie erschreckte sich vor jedem neuen Bild, das sie entdeckte. Kalte Luft,

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