Galileis Freundin (German Edition)
ihre Berei t schaft und spürte auf seinen Schenkeln die wiegende Lust ihrer Scham.
Seine Gier wuchs über ihn hinaus. Es war eine Gier nach sich selbst.
... wie ein schlaffer Sack fiel Giancarlo in sich zusammen. Anna Lisa wich verängstigt z u rück. Sie mühte sich noch eine Weile auf ihm herum, ehe sie die Trostlosigkeit ihres Tuns e r kannte. Als sie in ihre Kleider schlüpfen wollte, stürzte er sich auf sie und entriss ihr die goldene Hal s kette.
Schmal und zierlich stand die Frau neben dem Bett. Ihre zarte und weiche Haut versprachen exotische Lusterfüllung. Die feuchte Scham zwischen ihren gespreizten Beinen lockte den Mann. Der Medici atmete heftig. Er verspürte in seinen Schenkeln Schwäche und Ohnmacht, als er sie verführerisch vor sich stehen sah. Das junge Geschlecht mit jeglicher Bereitschaft, mit jeglicher Gier, verletzte ihn zutiefst ob seines eigenen Versagens.
Er verfluchte sich. Er verfluchte „Sie“, die an seinem Versagen Schuld trug. Nicht die junge Bäuerin hatte er im Sinn. Das war die böse Tat von ihr. Von ihr, die er heute Abend in der schweigsamen Sitzung in Santa Croce mit seiner Zeitung angeklagt hatte. Sein maßloser Zorn richtete sich gegen die einzige Frau, die er grenzenlos begehrte. Die, die sich ihm verwehrte, die ihm ihre ganze Missachtung und die Grenzen seiner Macht und Handlungsfähigkeit zeigte. Sie erfuhr jetzt seinen abgrundtiefen Hass . Es erniedrigte ihn, wie sie gerade jetzt anwesend war. Erfreulich für ihn war nur, dass sie bald die ganze Wucht seines Hasses erfahren würde.
Zornig läutete er nach dem Pagen. Der Bursche erschien nach wenigen Augenblicken. Er gele i tete die junge, nackte Frau mit ihrer erniedrigten Welt hinaus. Anna Lisa weinte still in sich hinein. Sie hatte die goldene Kette verloren. Damit das Brot für ihre Familie. Fort waren die Arzneimittel für ihren kranken Vater, der warme Wams für ihre unehelichen Kinder und fort war selbst das Holz für den Ofen, das ihrer Familie im kommenden Winter Wärme schenken sollte.
Wutentbrannt griff der Kirchenfürst zu Papier und Feder und schrieb eine eilige Nachricht an den Le i ter der großherzoglichen Buchdruckerei.
"Eilt in die Druckerei und übergebt dieses Papier persönlich dem Buchmeister. Kommt mir nicht ohne Antwort zurück."
Der Page verschwand, ungehalten darüber, in dieser späten Stunde noch den Palazzo verlassen zu müssen. Alleine auf sich gestellt, war es nicht ratsam durch das nächtliche Florenz zu laufen. Er hatte panische Angst. Doch wagte er es nicht, sich dem strengen Befehl seines Herrn zu widersetzen. So hoffte er den Hin-als auch den Rückweg überstehen zu können, ohne Schaden zu nehmen,.
Il Specchio war die wirkungsvollste Wandzeitung in Florenz. Mit Il Specchio ließ Kardinal Giancarlo seine Wahrheit verbreiten. Mit Il Specchio machte er Politik, steuerte heimlich die Geschicke der Stadt. Bruder Ferdinando II, Großherzog der Toskana, nahm die Machenscha f ten des Kardinals mit Abscheu wahr. Doch selbst er wagte es nicht, bis auf einige wenige E r mahnungen, das Treiben von Giancarlo zu untersagen.
Und so übte Giancarlo einen übermächtigen Einfluss in der Familie aus. Von außen nahezu u n bemerkt, lenkte er alle Himmelhunde in Florenz, die seinen Il Specchio als ein Meisterwerk ihrer Einflussnahme sahen. Der Kardinal versicherte sich stets der Zustimmung der Inquisition. Er unterstützte ihre schändlichen und ruchlosen Tätigkeiten mit seinem Blatt, lenkte die beiden mächtigsten Verbündeten für seine Ziele. Die Meinung des Volkes entschied über Stimmung, Einfluss und Macht. Seine Wandzeitung Il Specchio beeinflusste und b e herrschte die Meinung des Volkes. Die Bürger vertrauten den 'Wahrheiten' des Il Specchio und schenkten ihm Glauben. Ihnen entging es, dass sie zur gesteuerten Masse geworden waren . Il Specchio war der Ausrufer der höchsten Instanz. Darin allein lag die Wahrheit. Der Kardinal lächelte mitleidig über die Einfalt seiner wie Puppen gelenkten Menschen. Er belächelte seinen Bruder, den schwachen Großherzog, die Staatssekretäre und die Senatoren. Er wusste , dass er mehr Macht hatte, als all diese schwindsüchtigen Jammerlappen gemeinsam. Die Kirche, der abgöttische Glaube der armen und der reichen Leute und die Angst, die tödliche Angst der einfachen Menschen vor der Inquisition waren Instrumente, derer er sich wohl zu bedienen wusste . Zu gegebener Zeit würde er stets die 'richtige' Meinung mit Il Specchio verstärken. Das
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