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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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über gute Taten großer florentinischer Familien, großen Spenden bekannter Handelshäuser, neben Entscheidungen des heiligen Offiziums, Erlassen des Staates Toskana, war recht unscheinbar eine kleine Nachricht eingefügt.
    Nach der Lektüre schritt Caterina zum Fenster. Durch die glaslosen Bögen schaute sie in die Stille der Wälder und Weiden. Die trügerische Sicherheit der breiten Mauern der Burg Pi c chena geriet ins Wanken. Dunkle Wolken zogen am Horizont auf, legten sich auf die Herzen der Menschen in Picchena. Wie ein Vulkan, in dessen Inneren es unbemerkt brodelt, bedrohte das Machtzentrum in Florenz fortwährend ihren Lebensweg. Wie sollte sie Ruhe finden, wenn stets die Schatten der Finsternis über ihrem Horizont schwebten? Mit Schmerz gedachte sie der Worte ihres verstorbenen Vaters, der sie beim Palio in Siena gewarnt hatte, sie könne nicht in Ruhe alleine in Picchena leben.
    Noch einmal nahm sie das Blatt in die Hand, las sorgfältiger den Text in Il Specchio . Es ging um „Beobachtungen in Florenz und auf dem Lande.“ Ein „normaler Bürger“ verlieh seiner B e sorgnis Ausdruck, dass gegen Gesetze und Urteile des Staates verstoßen würde, die Moral in der Toskana gefährdet sei durch genusssüchtige und liederliche Mitbürger. Verbannte verließen ohne Erlaubnis willkürlich den Ort der Verbannung, kämen zurück, als sei ihre Strafe abgela u fen. In konspirativen Zirkeln würden Nester der Untergrabung und kirchenfeindlicher Philos o phien gebildet. Die christliche Kultur des Landes, die erworbenen Rechtsgüter seien in Gefahr. Man könne derart feindselige Angriffe auf den Staat nicht zulassen. Besonders tue sich die Tochter des leider verstorbenen, hoch angesehenen ersten Staatssekretärs und Senators in der Unruhestiftung hervor. Schließlich habe man sie, wie von verschiedenen Seiten berichtet wü r de, schon des Öfteren mit destruktiven Elementen zusammen gesehen. Letztendlich müsse ihrem Treiben im Interesse aller guten Bürger Einhalt geboten werden.“
    Unterschrieben war das ganze mit „Ein besorgter Bürger“.
     
    Caterina schaute erneut zum Fenster hinaus. Starr wie eine Marmorstatue hielt sie den Bogen Papier in der herabgelassenen Hand. Ihre Glieder schienen eingefroren, Eiseskälte zog durch ihren Körper. Die Worte des „besorgten Bürgers Giancarlo“ fuhren wie Pfeilspitzen in ihre Seele. Jedes kleinste Detail, jedes einzelne Wort war sorgfältig ausgewählt. Das war ein Angriff auf ihr Leben.
    „Giancarlo, du Schwein“, hasserfüllt murmelte sie die Worte. „Giancarlo du Hurensohn, du Mörder, du hinterhältiger Betrüger. Du machst mit Don Alessandro gemeinsame Sache. Er will mein Erbe, du willst dir seine Spendenfreudigkeit erhalten und deine Gier nach mir kühlen. Du willst mich vernichten. Mit der Macht des Il Specchio , wiegelst du das Volk gegen mich auf, um mich schließlich mit der Meinung des Volkes im Rücken umzubringen. Giancarlo, du ve r rechnest dich. Ich habe noch Freunde in Florenz, mächtige Freunde. Ich muss eine Audienz bei Ferdinand II. haben. Ich werde ihn zur rechten Zeit um seine Unterstützung, um seinen Schutz bitten. Ferdinand ist weder so machtbesessen wie du, noch so kirchenhörig wie die Großhe r zoginnen.“
    „Was habt ihr vor, was wollt ihr tun?“ Valerio zeigte sich besorgt.
    „Ich werde zur rechten Zeit das richtige tun“, Caterina schaute längst wieder gefasst und mit klarem Blick durch das Fenster über die toskanischen Hügel.
    „Markgräfin, das scheint nur ein Teil seines Angriffes zu sein. Weitere werden folgen. Es ist bedauerlich, aber ihr müsst fliehen. Euer Leben hier ist ebenso wie in Florenz gefährdet.“
    Mit Verachtung schaute sie auf den Arzt.
    „Valerio ich werde nicht fliehen. Lasst mich für heute alleine.“
    
    Die Einladung war gerade zur rechten Zeit gekommen. Della Tosa, Freund und Weggefährte ihres Vaters, lud für den 19. November 1650 auf seine Burg nahe Impruneta zur Hochzeit se i ner Enkelin ein. Wie gewohnt, war die Liste aller geladenen Gäste beigefügt. Die ehrenwerte Gesellschaft von Florenz, aus den Städten Siena bis Lucca, Stadt-und Landadel würden nah e zu vollständig anwesend sein.
    Caterina freute sich über diese Einladung, die einige Tage nach dem Artikel in der Wandze i tung kam, und ihr Gelegenheit gab, ihr Bild ins rechte Licht zu rücken und der Diffamierung s kampagne des Medici Kardinals entgegenzuwirken.
    Ihr angekündigtes Erscheinen, in Begleitung des hoch angesehenen

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