Galileis Freundin (German Edition)
anwesenden Priester und Mönche. Niemand wagte es, einen Laut von sich zu geben. Der Kardinal rückte eine Öllampe mit geblasenem Glaskolben und feinem, zarten Griff näher an die Papiere heran.
Sorgfältig und langsam ging er die Schriftstücke durch. Mit einer gold gefassten Feder schrieb er an einigen Stellen bedächtig Bemerkungen an den Rand. Aufmerksam las er den Text noch einmal durch. Die Versammlung der Geistlichen beobachtete ehrfürchtig und voller Bewund e rung ihren Hirten.
Giancarlo stöhnte bei der Durchsicht an einigen Absätzen des Textes, griff sich mit der linken Hand an die Stirn, nickte schwergewichtig, schloss ab und zu die Augen, als wolle er die Erns t haftigkeit der Situation beschwören. Mit der linken Hand auf den Papieren, schaute er erneut in die Runde. Auf das hintere Ende der linken Stuhlreihe heftete er als erstes seinen Blick.
Dort hockte mit listigem Lächeln der Vertreter der Kirchengemeinde Santa Maria dell' Impr u neta. Don Alessandro de Buondelmonti rutschte eine Weile unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Schweigen herrschte im Kreis der Anwesenden. Don Alessandro nickte langsam. Auffo r dernd schaute er mit einem zynischen Lächeln nach rechts zu seinem Nachbarn. Dieser blickte dem Kardinal offen in die Augen, machte eine untertänige Handbewegung und gab das Signal der Zustimmung an seinen rechten Nachbarn weiter. Die Reihe setzte sich fort. Die entsche i denden Signori waren anwesend und stimmten zu.
Giancarlo schaute noch einmal sehr aufmerksam in die Runde. Er erfasste jeden der Anwese n den, Mönche und Priester, mit seinem durchdringenden Blick. Sein gepflegter Schnau z bart wippte auf seiner Oberlippe. Sein Blick ließ keinen Widerspruch zu. Er vergewisserte sich der Wahrheit und der Zustimmung für seine Meinung. Mit einer langsamen Bewegung nahm er die Feder wieder auf. Bedeutungsvoll unterzeichnete er die Druckvorlage für die neueste Ausgabe seiner Wandzeitung.
Als der Bote den Versammlungsraum der Inquisition verlassen hatte, nahm Giancarlo das Wort an sich.
"Es geht um die Zukunft von uns allen", sagte er, "diese Zukunft wird immer wieder von ein i gen wenigen bedroht."
Die Priester und Mönche pflichteten ihm bei. Mit einer Handbewegung entließ Kardinal Gia n carlo die Versammlung. Unter dem Schutz seiner Wache verließ er den Ort in einer vierspännigen K a rosse.
Giancarlo schritt in seiner florentinischen Residenz sogleich in sein Schlafgemach. Es war spät. Die Glasfenster waren geschlossen. Die wenigen Kerzen erhellten den großen Raum dürftig. Die Luft war stickig. Zwei Diener nahmen ihm die Kleidung ab und reichten ihm das seidene Nach t gewand.
Noch einmal musste er dem Bedürfnis seines Körpers nachgeben. Er läutete, hieß ihn das Nachtgeschirr, die Segetta, bringen und setzte sich darauf. In der Mitte war ein großes Loch eingearbeitet, unter dem ein Topf stand. Die Sitzgelegenheit um das Loch herum bestand aus feinstem, weichen Leder.
Giancarlo erhob sich von dem Kackstuhl. Angeekelt wandte er sich von seinen eigenen Exkr e menten ab und begab sich zu Bett. Der Diener trug ehrfurchtsvoll den Stuhl hinaus. Zu unr u hig, als dass er einschlafen konnte, wälzte sich nur einen Augenblick hin und her, bevor er e r neut die Glocke stürmisch läutete.
Nach einer Weile geleitete der Page ein junges, festes Mä d chen in das Schlafgemach. Ein weiterer Page servierte auf einem silbernen Tablett eine Flasche weißen Toskaner Weins und zwei geschliffene Gläser aus der besten Glasmacherwerkstatt in Venedig.
Die kleine, hübsche Frau verharrte schüchtern aber nicht ängstlich am Bettrand und schaute erwartungsvoll auf den Kirchenfürst.
„Nah, mach, mach!“ brummte der ungeduldige Kardinal.
Da begann sie ganz langsam, sich zu entkleiden, griff in die Schlaufen des roten Bandes, mit dem ihr Kleid über der vollen Brust zusammengehalten war, zog die Schleifen langsam auf. Ihr Busen sprang neugierig aus der Umklammerung heraus.
Giancarlo lächelte milde.
Anna Lisa, die junge Bauerstochter, schaute den Mann verführerisch an. Sie strich zärtlich mit den Fingern ihrer Hände über ihren Bauch und ihre Brüste. Dann hob sie das Klei d an und ließ es auf den Boden f allen, dabei drehte sie sich mit ihrem ganzen Körper langsam herum. Gia n carlo hatte genügend Gelegenheit, die Formen des selbstbewussten Mädchens eingehend zu betrachten. Das Mädchen öffnete die Schnüre des Unterkleides, schlüpfte aus den Ärmeln, ließ die weiße Korsage auf
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