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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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war ein weiterer geschickter Zug mit seinem Blatt. Meinung machen, dann sich dieser Meinung anschließen.
    Vor seinen Augen erblickte der wahre Herrscher in Florenz den Text, den ihm die Inquisition willenlos genehmigt hatte, und den er noch heute Nacht in ganz Florenz und weit über die M e tropole hinaus veröffentlicht haben wollte. Eine Kolonne mit Hämmern und Nägeln würde bald durch die Stadt und über das Land ziehen. An allen bedeutenden Knotenpunkten würden sie Il Specchio anschlagen.
     
    Hämisch und zornig hatte Giancarlo auf den Boten gewartet. Dann war er, ermattet von se i nem eigenen Hass , zu müde geworden. Er hatte sich zur Ruhe begeben und war eingeschlafen.
    Die Freude am nächsten Morgen ließ ihn den Ärger der Nacht vergessen. Er entdeckte gleich nach dem Erwachen die neueste Ausgabe von Il Specchio, läutete nach dem Pagen und ließ sich die Zeitung an das Bett bringen. Vor Spannung zitternd hielt er die große Zeitung in der Hand und las genüsslich den selbst verfassten Artikel über die Picchena. Er las ihn immer wieder und fand ihn als Meisterwerk seiner Formulierkunst. Damit würde er seinem Ziel näher kommen. Sehr schnell sogar.
    An diesem Morgen genoss er die erste Mahlzeit wie ein Himmelsmahl. Der Tag begann, sich prächtig zu entwickeln. Durch das Fenster hindurch erstrahlte die Sonne in voller Pracht. Viele Bürger bewegten sich auf den Straßen. Alle Florentiner würden noch am selben Tag informiert sein. Er konnte sich jetzt schon gewiss sein, sein Ziel erreicht zu haben. Trotz der unruhigen Nacht und trotz des wenigen Schlafes, zeigte Giancarlo gute Laune. Sehr aufgeräumt begann er seine Audienzstunde. Selten hatten ihn die Menschen so froh gesehen. Er erteilte Ratschl ä ge, urteilte milde und ließ die Bittenden nicht ohne einen Rat von dannen ziehen.
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    „Neueste Erkenntnisse sollten es nicht zulassen, dass der Mensch wie ein Tier behandelt wird. Danach ist das Wesentliche nicht der Körper, vielmehr die immer und ewig lebende Seele, die einen Menschen kennzeichnet.“
    „Das, Freund Valerio, ist doch nichts Neues. Schon die heilige Kirche spricht seit Anbeginn an von der Seele des Menschen, die dereinst in das Himmelreich eingehen wird, oder aber in die ewige Verdammnis.“
    „Ihr als Lehrer vieler Knaben und Mädchen in den Häusern der begüterten Familien in San Gimignano, der Händler, Bankkaufleute, Handwerker und der reichen Nichtstuer, seid siche r lich sehr bewandert in den Lehren der römischen Kirche. Gerade daher frage ich euch frei he r aus, warum dann lässt die Kirche nicht zu, dass sich jedes seiner Schäfchen in völliger Freiheit und mit seinen individuellen Möglichkeiten entwickeln kann?“
    „Doch, doch Herr Valerio, natürlich lässt sie es zu. Schaut mich doch an. Damit verdiene ich mein Einkommen. Ich lehre die Knaben und Mädchen, sich frei zu entwickeln.“
    „Ja, ja, in den von der Kirche vorgegebenen Gesetzen. Außerhalb dieser Vorschriften werden selbst die Physik und die Mathematik zu einem verbotenen Gebiet“
    In dem Salon der Burg Picchena diskutierten wie einst in vergangenen Zeiten der Medikus und der Apotheker, der Vikar, der Bankkaufmann, der erfolgreiche Gewürzhändler, manch geleh r ter Reisende und Studiosus über die Wege der Welt, über vieles Erreichte und vor allem über Ziele, die noch zu schaffen wären. Die Bibliothek des verstorbenen Landgrafen Curzio Pi c chena galt manch einem Schüler und Studierenden als Quelle für weitere Überlegungen und als unerschöpfliche Schriftensammlung für Forschungen.
    Valerio Chiarenti gehörte zu den treuesten Gästen auf der Burg Picchena. Obwohl er seinen Jugendtraum, die Gräfin ehelichen zu können, ablegen musste , hielt er treu zu ihr und verehrte sie, wie in früheren Tagen.
    Das heutige Gespräch allerdings wollte er nur noch im Sande verlaufen zu lassen und eine schnelle Aufl ö sung des Zirkels zu erreichen.
    „Was habt ihr, Valerio, ihr wart nicht sehr gesprächig, fast möchte ich meinen, eher u n höflich.“
    „Nimmt es Wunder?“ brummte der Arzt mürrisch. „Eine weniger gute Nachricht habe ich mi t gebracht.“
    Er faltete einen Bogen Papier auseinander, den er unter seinem Wams versteckt hielt, schritt zu einer Öllampe und ließ das zitternde Licht auf das große Blatt fallen.
    „Woher habt ihr das?“
    „Ich entdeckte es am frühen Morgen am Stamm der Eiche vor meiner Villa. Seit Tagen ist die Zeitung wohl schon in Florenz bekannt.“
    Neben Berichten

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